Alles für den NHL-Traum
Bichsel geht den Weg des grössten Widerstands

Mit seinen Entscheiden lässt er immer wieder Leute mit Kopfschütteln zurück. Dadurch lässt sich Lian Bichsel, das grösste Talent des Schweizer Hockeys, nicht beirren.
Publiziert: 22.01.2024 um 18:20 Uhr
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Aktualisiert: 22.01.2024 um 18:22 Uhr
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Rögle-Verteidiger Lian Bichsel kurvt durch die Reihen seines Ex-Teams Leksand.
Foto: imago/Bildbyran
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Stephan RothStv. Eishockey-Chef

Die meisten jungen Eishockey-Profis gehen den Weg, der ihnen Klubs und Verband vorgeben. Anders Lian Bichsel (19). Der Solothurner scheut sich auch nicht, Leute vor den Kopf zu stossen.

Seit Dezember spielt er wieder in Schweden. Dabei hatte der 1,96 Meter grosse Verteidiger, den die Dallas Stars 2022 in der 1. Runde an Position 18 gedraftet hatten, die Saison in der AHL bei den Texas Stars begonnen. Wäre es nach dem Management der Stars gegangen, wäre er noch dort.

General Manager Jim Nill reiste noch nach Austin, um Bichsel zum Bleiben zu bewegen. Doch der entschied sich, die Klausel zu nutzen, die es ihm im ersten Vertragsjahr erlaubt, nach Europa zu wechseln, wenn er nicht in der NHL zum Zug kommt. «Klar, viele waren über meinen Entscheid enttäuscht», sagt Bichsel. «Doch wir hatten gute Gespräche und ich konnte aufzeigen, welchen Weg ich gehen will.»

In Schweden will er sich den letzten Schliff für eine NHL-Karriere holen, arbeitet intensiv an Technik, Offensivspiel und Beweglichkeit, was in der AHL mit den vielen Spielen und langen Reisen nicht möglich wäre. «Als ich nach dem Trainingscamp in die AHL geschickt wurde, hiess das für mich, dass ich noch nicht bereit bin für die NHL und besser werden muss», sagt der Sohn des ehemaligen Handball-Nationalspielers André Bichsel. «Wenn ich zurück in den USA bin, klopfe ich wieder an.» Das dürfte bereits nach dem Saisonende von Rögle der Fall sein.

Dallas-Manager Nill: «Er ist sehr reif»

«Er weiss, dass er nahe dran ist», erklärte Nill «The Athletic». Der Schweizer habe alle Erwartungen übertroffen. «Er ist sehr reif. Er weiss, wo er steht und wo er sich verbessern muss. Das hat mich am meisten beeindruckt. Deshalb wollte ich seinem Instinkt vertrauen.»

Als Bichsel nach Schweden zurückkehrte, schloss er sich nicht wieder Leksand an, sondern wechselte zu Rögle. «Ich wollte den nächsten Schritt machen.» Zudem sprachen die Infrastruktur, die Skills-Coaches und Defensiv-Trainer Max Bohlin für den Klub aus Ängelholm.

Nach Bichsels Ankunft wurden Trainer und Sportchef, die Abbott-Zwillinge Cam und Chris, gefeuert. Und der Verteidiger entschied sich, auf die U20-WM zu verzichten, um seine Position nicht zu gefährden. Beim Verband heisst es, dass man den Entscheid akzeptiere. Ob er bald wieder für die Nati aufgeboten wird, ist offen, auch wenn Bichsel sagt, dass er ein «sehr gutes Gespräch» mit Nati-Coach Patrick Fischer gehabt habe. «Es wäre cool, wenn ich wieder bei der Nati dabei sein könnte», sagt der Mann, der vor der letzten WM durch einen Knöchelbruch gestoppt worden war. «Es kommt, wie es kommt.»

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«Es ist immer ein Risiko dabei»

Zur Erinnerung: 2022 hatte es einen Knatsch zwischen dem Verband und Bichsel gegeben. Damals wollte das Riesen-Talent nach einem harten Sommer später zur Vorbereitung einrücken, worauf die auf August verschobene U20-WM ohne ihn stattfand.

Bichsel ist sich bewusst, dass seine kontroversen Entscheidungen auch zum Bumerang werden können. «Es ist immer ein Risiko dabei», sagt er. «Aber bis jetzt ist es immer gut gegangen.» Den EHC Biel verliess er, nachdem er mit 16 Jahren in der National League debütiert hatte, Richtung Leksand. Auch damals schüttelte mancher den Kopf. Ein Jahr später wurde er im NHL-Draft in der 1. Runde gezogen.

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