Mit seinen Gardemassen von 1,98 Meter und 102 Kilo passt Lian Bichsel (19) perfekt nach Texas. Schliesslich heisst es «Alles ist grösser in Texas.» Doch das Riesen-Talent spielt derzeit nicht in Dallas in der NHL, sondern im Farmteam in der AHL bei den Texas Stars in Cedar Park, einem Vorort von Austin.
Dabei hatte er im NHL-Trainingscamp einen starken Eindruck hinterlassen. Trainer Pete DeBoer schwärmte: «Er ist ein faszinierender Prospect. Es sieht so aus, als ob er für eine lange Zeit ein wirklich guter NHL-Verteidiger sein wird.» Wann Bichsel in der NHL spielen werde, sei noch offen, doch es sei «nur eine Frage der Zeit».
Dass der Solothurner in die AHL geschickt wurde, liegt an der Situation im Dallas-Kader: Die ambitionierten Stars haben neben Top-Mann Miro Heiskanen sechs weitere gute Verteidiger. Solange keiner ausfällt oder transferiert wird, ist der Weg für Bichsel blockiert.
Seinen ersten NHL-Vertrag unterschrieb der Nati-Verteidiger im Mai im Spitalbett, nachdem er die WM wegen eines Knöchelbruchs verpasst hatte. Darin gibt es eine Klausel, die es ihm erlaubt, nach Europa zurückzukehren, wenn er nicht in der NHL eingesetzt wird. Sollte der Brocken, den die Stars im Draft 2022 an 18. Stelle ausgewählt hatten, bis zum 1. Dezember noch in der AHL sein, ist der Wechsel zurück nach Schweden geplant. Nicht zu seinem bisherigen Klub Leksand, sondern zu Rögle, wo er im Sommer mittrainierte. In Schweden bleibt mehr Zeit, um an den Feinheiten seines Spiels zu arbeiten.
Bichsel fragt: «Wo sind wir jetzt?»
Bichsel befindet sich auf einem Auswärtstrip mit drei Spielen. «Wo sind wir jetzt?», fragt er einen Teamkollegen, als ihn Sonntagsblick nach dem Frühstück erreicht. «In Milwaukee.» Der Teenager ist derzeit in der AHL, sein Ziel bleibt aber die NHL. Er sei «recht nahe» dran, glaubt er. «Ich wäre wohl der Erste, der einen Anruf bekommt, wenn es einen Verteidiger in der NHL braucht.»
Die AHL ist ein Stahlbad, das Spiel knüppelhart, wild und von Fehlern geprägt. «Man hat mir erzählt, dass es in der NHL einfacher ist, wenn man die Zeit in der AHL hinter sich hat», sagt Bichsel. Wobei ihm das Leben in Texas, wo er mit zwei Teamkollegen ein Haus gemietet hat, wie auch die raue Spielweise durchaus gefallen.
Der Sohn des ehemaligen Handball-Internationalen André Bichsel (54) weiss sich zu wehren. So endete das Spiel am Mittwoch bei den Chicago Wolves vorzeitig. Erst prügelte er sich mit Kyle Marino, nachdem ihn dieser nach einem Spielunterbruch noch gecheckt hatte. Dann verliess er die Strafbank, um seinem provozierenden Kontrahenten den Tarif durchzugeben, und wurde deshalb unter die Dusche geschickt. «Ich bin neu in dieser Liga. Ich darf mir nicht alles bieten lassen», sagt er. Für diese Aktion wurde er gleich für drei Spiele gesperrt.