Jungstar Lian Bichsel (18) nach Verletzungsschock
«NHL-Vertrag hat mir geholfen, nach vorne zu schauen»

Anstatt für die WM zu packen, sitzt er frisch operiert in einer Lausanner Klinik. Welch ein Pech für Lian Bichsel! Sein Trost: Im Spitalbett unterschrieb er den ersten NHL-Vertrag.
Publiziert: 09.05.2023 um 19:07 Uhr
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Lian Bichsel unterschrieb seinen Vertrag mit Dallas vom Krankenhaus aus.
Foto: DR/Keystone
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Grégory Beaud

Am 18. Mai wird Lian Bichsel, die grosse Zukunftshoffnung des Schweizer Eishockeys, 19 Jahre alt. Er war darauf eingestellt, diesen an der WM in Riga im Kreis der Nati zu feiern. Doch ein unglücklicher Zusammenprall durchkreuzte diese Pläne und beendete die Saison des Solothurners. Am vergangenen Donnerstag in Göteborg (Sd) verletzte er sich – bei der 0:3-Niederlage gegen Schweden war Gegenspieler Linus Johansson nach einem Zweikampf mit dem ganzen Gewicht auf Bichsels Bein gefallen.

«Wir wussten sofort, dass es etwas Ernstes ist», sagte er auf der Terrasse der Montchoisi-Klinik in Lausanne, als ihn Blick besucht. Knöchelbruch am linken Bein lautete die niederschmetternde Diagnose. «Im ersten Moment war es ein grosser Schock», gesteht Bichsel. 48 Stunden nach seinem Unfall in Schweden wurde er am Genfersee bereits operiert.

Das Problem mit den Krücken

Wenn er jetzt über sein Pech spricht, dann wirkt Bichsel abgeklärt. Die grosse Enttäuschung scheint er bereits hinter sich gelassen zu haben. Er sagt: «Du weisst, dass solches als Profisportler dazu gehört.» Am schwierigsten falle es ihm derzeit, sich mit den Krücken fortzubewegen, erzählt er und sagt mit einem Lachen: «Daran habe ich mich noch nicht gewöhnt.»

Dabei hätte er allen Grund, sich so richtig zu ärgern. Lian Bichsel schien kurz davor zu sein, seine erste WM im Alter von unter 20 Jahren zu spielen. Eine Leistung, die nur Spielern vom Kaliber eines Nino Niederreiter, Kevin Fiala oder Janis Moser gelungen ist. Alles Spieler, die anschliessend eine schöne Karriere in der NHL hingelegt haben.

Wertvolles Papier im Spitalbett

Diese visiert auch Bichsel an. Und der Zufall will es, dass er seinen ersten NHL-Vertrag nach der Operation von seinem Krankenbett in Lausanne aus unterzeichnet hat. Ein Papier, das ihm für die nächsten drei Saisons insgesamt 4,3 Millionen Dollar einbringt. «Ich weiss nicht, ob es eine Premiere ist, von einem Krankenhaus aus zu unterschreiben», schmunzelt er, «aber es ist auf jeden Fall ein grosser Vertrauensbeweis seitens der Dallas Stars und bedeutet mir sehr viel. Es hilft mir auch, nach vorne zu schauen und die Enttäuschung über die Verletzung zu überwinden.»

Die texanische Franchise hatte ihn 2022 in der ersten Runde gedraftet und ihn dann für eine weitere Entwicklungssaison zu Leksand nach Schweden verliehen. Während der gesamten Saison wurde er von den Stars, die derzeit die NHL-Playoffs bestreiten, beobachtet. Kann er sich schon vorstellen, im Herbst dort zu spielen? «Nein, noch nicht», sagt Bichsel, «im Moment bin ich vor allem mit der Heilung meiner Verletzung beschäftigt.»

«Ich hatte Glück im Unglück»

Die Ärzte haben ihm in Aussicht gestellt, dass er bald wieder auf den Beinen sein könnte. «Das wird auch von mir abhängen», präzisiert der Jungstar. «Aber in den nächsten acht Wochen sollte ich wieder normal laufen können. Man könnte daher sagen, dass ich Glück im Unglück hatte, da ich mich normal auf die nächste Saison vorbereiten kann.»

Seinen Geburtstag wird er also in der Schweiz und nicht in Riga feiern. Die WM wird er sich aber trotzdem ansehen. Mit gutem Grund: «Wenn man so nah an einer Mannschaft dran war, ist man zwangsläufig emotional involviert. Ich habe die Wochen mit der Nati sehr genossen, viel gelernt und weiss, dass mir dies für die Zukunft viel bringen wird.»

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