Es bedeutet ihm so viel, er kann es kaum beschreiben. Roman Cervenka steht in seiner Heimatstadt Prag im WM-Final. Als Captain der tschechischen Nationalmannschaft. «Ein Traum wurde wahr», sagt er nach dem Halbfinal-Triumph (7:3) gegen die Schweden. Mit wässrigen Augen.
So emotional kennt man den vorwiegend zurückhaltenden Tschechen kaum. Doch in den letzten zwei Wochen prasseln so viele Emotionen auf Cervenka ein, er ist irgendwie überwältigt, muss sich immer wieder räuspern. Er ist stolz. Auf sein Team, das von Anfang bewiesen habe, dass es die hohen Erwartungen am Heimturnier erfüllen kann. «Das ganze Land lebt für Hockey.» Er selbst sowieso.
Nach einer (persönlich) durchzogenen Meisterschaft mit den Lakers, in der Cervenka nicht gleichermassen aufgeblüht ist und dominiert hat wie noch in den zwei Saisons davor, ordnet er danach alles dem grossen Ziel unter, es in dieses WM-Team zu schaffen. Ihm gelingt es, mit 38 Jahren. In seiner Heimat ist der Cervenka neben NHL-Star David Pastrnak (28, Boston) und Abwehrabräumer Radko Gudas (33, Anaheim) der populärste Spieler.
Er versucht es nochmals: «Man muss verstehen, wie besonders das für mich ist. Man kann davon träumen, aber wenn es dann wirklich passiert, und das tut es nicht oft, ist das unglaublich.» Zu diesem Zeitpunkt weiss er noch nicht mal, dass der Final-Gegner mit der Schweiz seine zweite Heimat ist. Er redet nicht nur für sich, wenn er sagt, «dass dieser Final für jeden im Team sowieso das grösste Spiel des Lebens ist». Er schwankt zwischen Ehrgeiz und Genuss.
Nach dem letzten WM-Titel 2010 will er diesen hier unbedingt, «man weiss nicht, wann es das letzte Mal ist», so der Routinier. Aber er möchte auch jeden Moment der elektrisierenden Atmosphäre aufsaugen, die dem Team so viel Energie gibt. Nach jedem Treffer hüpfen die Spieler auf der Bank herum, liegen sich in den Armen, Freude pur. «Wir schaffen es nur zusammen», sagt der Captain, alle werden ihr Herz auf dem Eis lassen, verspricht er.
Davon ist auch Matej Stransky (30) überzeugt. Der HCD-Tscheche betont, dass dies eine der besten Nationalmannschaften sei, in der er je gespielt habe. «Viele von uns haben in ihrer Karriere schon grosse Spiele gewonnen und wissen, was im Final zu tun ist.» Auch er ist nach dem Halbfinal-Sieg überwältigt von seinen Gefühlen und sucht nach Worten. «Eigentlich will ich jetzt nur in die Kabine und mit den Jungs feiern.» Aber nur kurz, weil 24 Stunden später das Spiel des Lebens ansteht.