SVP-Lokalpolitikerin Ursula C. (48) wollte sich bei Sohn mit Corona anstecken
«Ich habe mir seinen Speichel um die Nase geschmiert!»

Um als genesen zu gelten, versuchte sich SVP-Frau Ursula C. bei ihrem Buben mit Corona anzustecken. Das Unterfangen scheiterte trotz zahlreicher Versuche. Sie selbst führt es mitunter auf ihr gutes Immunsystem zurück.
Publiziert: 01.01.2022 um 14:42 Uhr
|
Aktualisiert: 02.01.2022 um 10:09 Uhr
1/5
Infektionsversuch gescheitert: Ursula C. (48) wollte sich bei ihrem Sohn absichtlich mit Corona anstecken.
Foto: Zvg
Marco Latzer

Mit einer Selbstinfektion zum Genesenen-Zertifikat. Diesen Weg wählen Ungeimpfte offenbar zusehends, um bei der aktuell geltenden 2G-Regelung weiterhin am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. So berichtete SRF diese Woche etwa über den Fall eines 21-jährigen Studenten, der die Spucke einer an Corona erkrankten Person getrunken hatte. Dies in der Hoffnung, selbst mit dem Virus zu erkranken. Fünf Tage später soll der junge Mann dann tatsächlich positiv getestet worden sein.

Anders sieht es bei Ursula C.* (48) aus, deren kuriose Geschichte das Recherchekollektiv «element investigative» kürzlich veröffentlicht hat. Die SVP-Kommunalpolitikerin aus der Region Zürich gibt in einem Facebook-Beitrag an, so ziemlich alles versucht zu haben, um sich bei ihrem nur leicht erkrankten Sohn anzustecken. Ohne Erfolg.

Alle Versuche liefen ins Leere

«Ich habe mir seinen Speichel um die Nase geschmiert, habe ihn von meinem Glas trinken lassen, sass mit ihm in seinem ungelüfteten Zimmer, habe mich anhusten lassen, schaute neben ihm Fernsehen und habe seinen Löffel abgeschleckt», berichtet C. enttäuscht auf einer SVP-nahen Seite. Um anzufügen: «Nach nun fünf Tagen habe ich noch immer keine Symptome und auch der Schnelltest war negativ.»

Sie hatte sich offenbar entsprechende Hoffnungen gemacht, nachdem sie gehört hatte, dass ein doppelt Geimpfter mindestens sechs Menschen um ihn herum mit Corona angesteckt haben soll. «Entweder bin ich immun oder mein hoher Vitamin-D-Spiegel ist schuld, dass ich einfach nicht krank werde», schlussfolgert daher C., die nach eigenen Angaben zu einem früheren Zeitpunkt bereits selbst gegen Corona geimpft wurde.

Auf Anfrage von Blick beteuert Ursula C. allerdings steif und fest, den Erfahrungsbericht auf der SVP-Seite nicht verfasst zu haben. «Das war ich nicht. Ich bin selbst nur selten auf Facebook aktiv», gibt sie an. An einer Klärung, wer den Beitrag mit ihrem Namen und Profilbild geschrieben haben könnte, zeigt sie keinerlei Interesse.

Profil verschwindet nach Blick-Anruf

Nur wenige Minuten nach dem Anruf von Blick ist das Profil von Ursula C. auf Facebook plötzlich verschwunden – und mit ihm zahlreiche massnahmenkritische und Corona bagatellisierende Beiträge, die in den letzten Tagen und Wochen dort veröffentlicht worden waren.

Was die Zürcherin offenbar entgangen ist: Neben ihrer Impfung gibt es laut einer Studie des University College in London noch andere Gründe, weshalb sie sich nicht mit dem Virus infiziert haben könnte. Forscher haben bei Spitalmitarbeitenden, die täglich dem Coronavirus ausgesetzt sind, Hinweise auf besondere T-Zellen entdeckt (Blick berichtete).

Proteine und T-Zellen können Infektion verhindern

T-Zellen sind weisse Blutkörperchen und übernehmen gemeinsam mit Antikörpern die Aufgabe der Immunabwehr. Sie erkennen körpereigene Zellen, die von Viren infiziert worden sind und töten sie ab. Zudem dürfte das Immunprotein IFI 27 eine entscheidende Rolle spielen.

Ärzte raten derweil mit Verweis auf gesundheitliche Risiken vehement von einer Corona-Selbstinfektion ab. Es lasse sich nicht voraussehen, wie schwer die Erkrankung verlaufen würde. Auch bestünde ein Risiko hinsichtlich Long Covid. Dazu kommt ein strafrechtlicher Aspekt: Wer andere wissentlich und willentlich infiziert, begeht eine Straftat.

* Name geändert

WHO zieht nach zwei Jahren Pandemie Bilanz und wagt Blick ins nächste Jahr
0:59
Optimistisch fürs Jahr 2022:WHO zieht nach zwei Jahren Pandemie Bilanz
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?