Während viele Länder hohe Corona-Fallzahlen aufweisen, lag dieser Wert in China in den vergangenen Monaten praktisch bei null. Auch die 209 Fälle im 1,4 Milliarden Einwohner zählenden Land am Dienstag sind nichts im Vergleich etwa mit der Schweiz, die 8,6 Millionen Einwohner zählt und am Dienstag 13’375 Neu-Infektionen verzeichnete.
Aber: Es dürfte die Ruhe vor dem grossen Sturm sein. Denn Anfang Februar beginnen in China die Olympischen Winterspiele. Der Frankfurter Virologe Martin Stürmer (53) sagt im «Spiegel»: «Omikron wird auf diesem Weg nach China kommen und sich ausbreiten.»
Stürmer befürchtet, dass die Chinesen der Variante «ziemlich wehrlos» gegenüberstehen. Denn trotz hoher Impfquote dürften sie viel schlechter gegen Omikron geschützt sein als die geimpften Menschen in Europa oder den USA.
Totimpfstoffe gegen Varianten unwirksam
Das Problem besteht darin, dass in China die eigenen Stoffe der Firmen Sinovac und Sinopharm verimpft werden. Hongkonger Forscher haben allerdings herausgefunden, dass die chinesischen Totimpfstoffe bei der Omikron-Variante versagen – selbst nach einer Booster-Impfung.
Immerhin: Bei zweifach mit dem Totstoff Geimpften, die mit Biontech geboostert wurden, sei der Impfschutz gegen Omikron sehr gut, schreibt das Forscherteam.
Chinas Vakzine, ebendiese Totimpfstoffe, wurden aus unschädlich gemachten Sars-CoV-2-Viren hergestellt. Das Immunsystem eines Geimpften bildet Antikörper gegen verschiedene Virusproteine.
Bald herrscht Omikron vor
Im Gegensatz dazu wirken mRNA-Impfstoffe spezifischer: Sie schleusen den Bauplan für das sogenannte Spike-Protein des Virus ein, jenes Eiweiss, mit dem Sars-CoV-2 bei einer natürlichen Infektion in die Zellen eindringt. Daraufhin produzieren die menschlichen Abwehrzellen Antikörper gegen das Spike-Protein.
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Die chinesischen Impfstoffe waren gegen den sogenannten Wildtyp des Coronavirus entwickelt worden, den die Nachfolger Alpha und Delta schon längst verdrängt haben. Und schon bald dominiert Omikron das weltweite Infektionsgeschehen.
«Das ist eine echte Gefahr, auch für die Weltwirtschaft»
Auch der bekannte deutsche Virologe und Regierungsberater Christian Drosten (49) schlägt Alarm. China sei zurzeit seine grösste Sorge. In der «Süddeutschen Zeitung» sagt er: «Das ist eine echte Gefahr, auch für die Weltwirtschaft.» Sollte China bei ansteigenden Zahlen weiterhin an seiner Null-Covid-Strategie festhalten, dürfte dies weiterhin ganze Unternehmen lahmlegen und die Lieferketten beeinträchtigen.
Für China, Brasilien, Indonesien, die Türkei und viele Entwicklungsländer, in denen die chinesischen Totimpfstoffe verabreicht werden, sind die Studienergebnisse aus Hongkong eine schlechte Nachricht. Sollte der Impfstoff tatsächlich nicht gegen die Omikron-Variante wirken, dürfte die Zahl der Neuinfektionen nicht nur in China dramatisch ansteigen. (gf)