Kreuzfahrtschiffe mutieren immer häufiger zu schwimmenden Quarantänehotels. Bei der US-Gesundheitsbehörde CDC stehen derzeit 60 Luxus-Frachter wegen Corona-Ausbrüchen an Bord unter Beobachtung. Und das just in einer Zeit, in der die Branche nach langem Stillstand gerade erst wieder Fahrt aufnimmt!
«Es war das schlimmste Weihnachten», sagt der Passagier Christopher Holbrook zur US-Zeitung «The Sun Sentinel». Holbrook wollte Weihnachten mit seiner Familie auf dem Kreuzfahrtschiff «Odyssey of the Seas» der Gesellschaft Royal Caribbean verbringen. Doch der Trip endete im Desaster: Er verbrachte Heiligabend alleine und isoliert in seiner Kabine.
«Schwimmender Brutkasten»
Wie Holbrook gegenüber der Zeitung berichtet, kam er im Tanzsaal in Kontakt mit infizierten Personen. Zwei Tage später entwickelte er Symptome und wurde positiv auf Corona getestet. Er begab sich alleine in eine Kabine in Isolation. Seine Verlobte dagegen wurde erst Tage später getestet. «Ich habe das Ergebnis immer noch nicht», sagt sie.
Auch die Schwester des Infizierten wurde erst Tage später getestet. Ihr Fazit ist klar: «Ich liebe Kreuzfahrten, aber ich werde einige Zeit warten, bevor ich sie wieder mache». Wie Familie Holbrook geht es aktuell unzähligen.
Zum Teil müssen sie auf den Schiffen ausharren und können nicht an Land. In der Karibik ist jüngst mehreren Schiffen die Hafeneinfahrt verweigert worden. Eine weitere Passagierin der «Odyssey of the Seas» sagt zur Zeitung: «Wir blieben einfach auf See und wurden zu einem schwimmenden Brutkasten.»
Karibikinseln sehen Omikron als Bedrohung
Die Betreiber der Kreuzfahrt hingegen verteidigen sich. 95 Prozent der Passagiere und der Besatzung an Bord seien gegen Corona geimpft. Das gab auch Alicia Silver Sicherheit, die mit ihrem Mann und drei Kindern Ferien auf dem Schiff verbrachte. «Wir sind alle geimpft, also sind wir das Risiko eingegangen», sagt die Mutter.
Ähnliche Weihnachtsferien erlebte auch Ashley Peterson, wie sie gegenüber der «Washington Post» erzählt. «Ich fühle mich, als hätte ich gerade die letzte Woche auf einem Superspreader-Event verbracht», so die Passagierin. Peterson wollte die Karibik besuchen, ihr Schiff Carnival Freedom fuhr aber an ihrem Zielort vorbei.
«Die rasche Ausbreitung der Omikron-Variante kann dazu führen, dass einige Behörden in den Zielländern selbst eine kleine Anzahl von Fällen als Bedrohung empfinden, selbst wenn sie mit unseren strengen Protokollen behandelt werden», heisst es in der Erklärung von Carnival. Der Grund: «Einige Reiseziele haben nur begrenzte medizinische Ressourcen und konzentrieren sich darauf, ihre eigene lokale Reaktion auf die Variante zu managen». (knr)