Verwüstung und Chaos am Samstagabend in Zürich: Linksextreme marschierten bei einer unbewilligten Demo durch die Stadt, die Gewaltbereitschaft war hoch. Sieben Polizisten wurden verletzt, 17 Personen verhaftet. Roger H.* (65) beobachtete die Szenen aus nächster Nähe von seiner Wohnung aus und sagt zu Blick: «Ich hätte nicht unten auf der Strasse sein wollen, die Stimmung war sehr komisch und die Menschen ziemlich aufgeputscht. Die Gewaltbereitschaft war deutlich zu spüren.»
Er sei daheim gewesen und habe Zeitung gelesen, als er plötzlich draussen «Böllerschüsse» gehört habe: «Es wurde immer lauter, und irgendwann habe ich nach draussen geschaut. Da habe ich diese Formation von schwarz vermummten Personen gesehen.» Auf einmal sei die Strassenbeleuchtung ausgegangen, eine weibliche Stimme habe durch die Dunkelheit einen Slogan gerufen.
«Marschiert wie ein römisches Heer»
«Das war wie eine Armee», führt der Augenzeuge weiter aus. «Die waren gut organisiert, hatte man das Gefühl. Die sind marschiert wie ein römisches Heer.» Der harte Kern habe aus etwa 60 bis 70 Personen bestanden, schätzt er: «Die in der Mitte sind hinter einem Transparent ganz geordnet hergelaufen, das meiste waren vermutlich Männer zwischen 18 und 30 Jahren. Die Leute, die aussen an der Flanke marschierten, haben dann immer mal wieder etwas an die Gebäude gesprayt.»
Roger H. filmte die unbewilligte Demo gar: «Ich hatte einmal kurz Angst, dass sie mich entdeckt hatten. Sie haben nämlich Böller gezündet, die in etwa zehn Metern Höhe explodiert sind.» Deswegen habe er die Aufnahme kurz abgebrochen. «Es war auch nirgends Polizei zu sehen», berichtet der Anwohner. «Ich vermute, dass die von hier irgendwo gestartet sind und das noch ganz der Anfang war.»
«Wir leben in einer Demokratie und haben genügend andere Mittel»
Die Szenen, bei denen Polizisten zu Schaden gekommen sind, hat H. nicht beobachtet. Er verurteilt die Gewalt gegen Beamte aber scharf – obwohl er die Anliegen der Demonstranten, die er in die Besetzerszene einordnet, bis zu einem gewissen Punkt schon verstehen könne: «Ich bewege mich politisch im Bereich Mitte-links und kenne die Wohnungsproblematik hier in der Stadt Zürich.»
Er findet aber: «Wir leben in einer Demokratie, und es gibt genügend Mittel, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen und etwas zu bewegen. Das ist aber halt mit Aufwand verbunden. Es ist einfacher, einen Stein in eine Scheibe zu werfen – aber damit erreicht man meiner Meinung nach nichts.»
*Name bekannt
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