In Zürich wird am Samstagnachmittag für Frieden demonstriert. Die organisierenden linken Bewegungen fordern einen sofortigen Waffenstillstand sowie den Abbau der Nato-Präsenz in Osteuropa. Forderungen, die auch von prorussischer Seite immer wieder zu hören sind. Die linksextreme Partei der Arbeit PdA, die den Demonstrationsantrag eingab, stellte am Anfang klar: «Wir dulden keine Querdenker an unserer Demo. Die Anwesenheit von rechten Freiheitstrychlern und Massvoll-Leuten wird nicht geduldet.» Auch Schweizer Fahnen sind neben ukrainischen, russischen und US-Flaggen unerwünscht. «Es ist keine Demo für oder gegen Russland», erklärt eine Teilnehmerin. Aber auch, dass in den Medien «Hetze gegen Russland totgeschwiegen» werde.
Rund 300 Menschen – laut den Organisatoren sogar 500 Teilnehmende haben am Samstag in Zürich und in Genf für ein Ende des Krieges in der Ukraine demonstriert. «Kampf dem Imperialismus, der Wurzel des Krieges», hiess es im Aufruf zur Kundgebung «gegen Faschismus und Nationalismus» und «keine weitere Annäherung der Schweiz an die Nato», diese sei ein «imperialistisches Kriegsbündnis». Der russische Einmarsch in der Ukraine wurde aber auch verurteilt.
Hinter der Kundgebung stand das Bündnis «Schluss mit Krieg», zu dem Persönlichkeiten und Organisationen gehören, wie beispielsweise die Partei der Arbeit (PdA), die Schweizerische Friedensbewegung (SFB), die Tierrechtsgruppe Zürich (TRGZH) und der Liedermacher Pippo Pollina.
Demos für Solidarität treffen auf Demos für Kriegsende
Ebenfalls am Samstag findet um 14 Uhr am Zürcher Bürkliplatz eine Demonstration gegen den Ukraine-Krieg statt, organisiert vom Verein «Russland der Zukunft». Hier demonstrieren Russen, aber auch Menschen aus aller Welt gegen Putin und gegen die Invasion. «Ein Jahr des Todes. Ein Jahr der Schmerzen. Ein Jahr des Terrors. Ein Jahr der unvorstellbaren Tapferkeit des ukrainischen Volkes. Ein Jahr der unvorstellbaren Grausamkeit des putinistischen Regimes», heisst es in der Pressemitteilung.
Auch in Bern und Genf wurde am Samstagnachmittag ab 14 Uhr für Frieden demonstriert.
Gleichzeitig haben sich in Deutschland am Brandenburger Tor in Berlin mehrere Tausend Menschen zu einer Friedenskundgebung versammelt und Verhandlungen mit Russland gefordert. Zu der Demonstration hatten die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht und die EMMA-Gründerin Alice Schwarzer aufgerufen. Die Polizei sprach am Samstag von mindestens 10'000 Teilnehmern. Eine Sprecherin der Veranstalter sprach unterdessen von rund 50'000 Teilnehmern, es seien sehr viele Menschen gekommen.
«Es ist bereits sehr voll auf dem Platz und es strömen weiter Menschen zur Kundgebung», hiess es in einem Tweet der Polizei am Nachmittag. Zwischenzeitlich hielten S- und U-Bahnen nicht mehr am Brandenburger Tor. Die Polizei war mit 1400 Einsatzkräften unterwegs.
Wagenknecht und Schwarzer fordern Ende der Waffenlieferungen
Mit der Kundgebung wollen Wagenknecht und Schwarzer ihre Forderungen zum Umgang mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine untermauern. Sie hatten vor zwei Wochen ein «Manifest für Frieden» veröffentlicht, in dem sie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auffordern, «die Eskalation der Waffenlieferungen zu stoppen».
«Heute wollen Politiker unseres Landes, das (Michail) Gorbatschow seine Wiedervereinigung verdankt, Russland ruinieren», sagte Wagneknecht am Samstag bei der Demo. «Wir wollen nicht, dass mit deutschen Panzern auf die Urenkel jener russischen Frauen und Männer geschossen wird, deren Urgrosseltern tatsächlich von der Wehrmacht auf bestialische Weise millionenfach ermordet wurden.» Das sei geschichtsvergessen, sagte sie mit Blick auf den Zweiten Weltkrieg.
Augenzeugen hatten während der Kundgebung mehrere Anhänger rechter Gruppierungen gesichtet. Die Polizei nach Angaben eines Sprechers keine Kenntnisse von rechtsextremen Teilnehmern vor Ort. Die Polizei berichtete, dass sich eine Gruppe linker Gegendemonstranten eine lautstarke Auseinandersetzung mit dem Herausgeber des «Compact-Magazins», Jürgen Elsässer, geliefert habe. Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft das Magazin als erwiesen rechtsextremistische Bestrebung ein. Nach Parteiangaben waren auch zahlreiche Mitglieder der AfD vor Ort, unter ihnen der sächsische AfD-Chef Jörg Urban. (jwg/SDA)