Drogen, Waffen, gefälschte Kleider oder Medikamente – illegale Waren aus dem Ausland kommen oft mit der normalen Post in die Schweiz. Der Job von Tanja Brunner (49) ist es, genau das zu verhindern. Sie ist die Chefin des Zolls Zürich und damit auch der Zollstelle im Briefzentrum in Zürich-Mülligen. Heisst: Was leichter als zwei Kilo ist und aus dem Ausland kommt, muss an ihr und ihren Kollegen vorbei. Blick hat Brunner und das Team einen Vormittag lang begleitet.
«In unserem Job ist das Bauchgefühl etwas vom Wichtigsten», sagt Brunner. Die Pakete flitzen nämlich mit hoher Geschwindigkeit auf einem Fliessband am Zöllner vorbei, der muss innert Sekundenbruchteilen entscheiden, was verdächtig ist. Den Überblick zu behalten, ist nicht ganz einfach: Jeden Tag kommen rund 150'000 Briefe und kleine Pakete an.
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Kokain im Brief verschickt
Für diese Arbeit braucht es viel Erfahrung. «Ein Indiz ist zum Beispiel das Herkunftsland», erklärt Tanja Brunner. «Wenn man verbotene Messer sucht, schaut man sich eher die Sendungen aus China an. Gefälschte Medikamente kommen hingegen oft aus Indien.»
Am Schluss zählt dann eben die Intuition: Wurde in ähnlich aussehenden Paketen früher Verbotenes gefunden? Wer sind Empfänger und Absender? Zu viel will Brunner über die Vorgehensweise nicht verraten. Denn der Kampf gegen die Schmuggler ist eigentlich mehr Wettlauf. «Sie entwickeln ihre Strategien ständig weiter. Und wir unsere auch», sagt sie.
Entdecken die Zöllner eine unbekannte Substanz, wird sie noch vor Ort chemisch analysiert. Eine Pulverprobe aus einem kleinen Briefumschlag schlägt sofort an: Kokain. Der Empfänger dürfte wohl bald einmal Besuch von der Polizei bekommen.
Markenfälschung entpuppt sich als Domina-Zubehör
So klar wie beim Koks-Brief ist die rechtliche Situation aber nicht immer. Verändern Drogenhersteller die chemische Zusammensetzung ihrer Stoffe, können sie das Schweizer Gesetz umgehen. Denn es dauert seine Zeit, bis neue Stoffe verboten werden. Hier sind die Zöllner im Briefzentrum eine Art Vorwarnsystem. Weil neue Designerdrogen teils noch nicht verboten sind, müssen sie zunächst durchgelassen werden.
Mancher Päckli-Ganove macht es den Zöllnern aber auch leicht. Etwa der Absender eines Drogenpakets aus Spanien. Darin: Eine grössere Sendung Cannabis, nicht einmal vakuumverpackt. «So etwas riecht man schon am Fliessband», sagt Brunner.
Hie und da täuscht das Bauchgefühl aber auch. «Ich tippe auf gefälschte Markenkleider», sagt Brunner und begutachtet ein Paket aus China. Aber auf dem Inhalt sind keine Markenlogos erkennbar: Es handelt sich um Lederspielzeug für Erwachsene.
Rattengift im Fake-Viagra
Es gibt nichts, was es nicht gibt: Lebende Vogelspinnen, Schlangen, menschliche Schädel oder gefälschte Potenztabletten, das sich als Rattengift herausstellt: Dutzende verbotener Gegenstände werden insgesamt jeden Tag aus dem Verkehr gezogen.
Vieles dürfte in der Päckli-Flut aber unentdeckt bleiben. Als frustrierend empfindet die Chefin des Zolls Zürich diesen Kampf trotzdem nicht: «Man muss neugierig sein, um diesen Job zu machen. Zu wissen, dass auch morgen wieder Verbotenes in den Sendungen ist, macht für mich genau den Reiz an der Arbeit aus!»
Handel und Besitz von Betäubungsmitteln sind in der Schweiz illegal und können mit Freiheitsstrafe oder Geldstrafe geahndet werden. Für Menschen, die Drogenprobleme haben, bietet Sucht Schweiz Hilfe: www.suchtschweiz.ch
Handel und Besitz von Betäubungsmitteln sind in der Schweiz illegal und können mit Freiheitsstrafe oder Geldstrafe geahndet werden. Für Menschen, die Drogenprobleme haben, bietet Sucht Schweiz Hilfe: www.suchtschweiz.ch