All die verschiedenen Apps und Drogengruppen haben schlussendlich nur einen einzigen Zweck: Sie bringen Käufer und Verkäufer zusammen. Möglichst einfach, möglichst anonym. Blick TV hat mit einem Internetdealer und mit einem Konsumenten gesprochen. Bei beiden sind die Bedingungen für ein Gespräch klar: Sie müssen unerkannt bleiben.
Chris* (30) verkauft schon seit jungen Jahren Drogen. Und ist langsam immer tiefer in den Drogenhandel abgerutscht. «Ich begann schon mit 16 Jahren mit Dealen», erzählt er. Dabei ging es zunächst vor allem darum, den eigenen Konsum zu finanzieren: «Direkt nachdem ich meinen ersten Joint geraucht hatte, habe ich auch mit Dealen begonnen. Ich denke, ich hatte damals ein Suchtproblem.» Seither hat Chris immer weiter gedealt, obwohl er von der Polizei auch schon erwischt wurde. Ein Grund aufzuhören, sind die Strafen für den 30-Jährigen offenbar nicht.
Wegen Corona vom Strassen- zum Internetdealer
Mit der Pandemie konnten die Leute nicht mehr in den Ausgang – und Chris, bis dahin «normaler» Strassendealer, musste sich einen neuen Vertriebskanal suchen. Er fand ihn im Internet. «Nachdem ich vier oder fünf Abnehmer fand, sah ich richtig Potenzial in den Apps. Und dachte mir: Noch 20 oder 30 Kunden mehr, das wäre super!»
Einer der Kunden könnte Ronnie* (39) aus Zürich sein. Er hat schon einige Male Cannabis online bestellt. «Das ist für mich einfacher. Du musst nicht auf die Strasse, musst dich nicht an dubiosen Orten blicken lassen.» Das verkleinere auch für ihn als Kunden die Gefahr, erwischt zu werden: «Es kommt einfach ein Lieferservice vorbei, der bringt dir dann, was du bestellt hast.»
«Zu meinen Kunden zählen Paare aber auch Rentner»
Den Drogenkurier im Internet bestellen – für Ronnie fühlt sich das eigentlich relativ normal an: «Wir sind in einem Zeitalter, wo man sich alles liefern lassen kann. Also warum nicht auch Hasch oder Gras?» Und: «Dem Pizzakurier müssen wir ja schlussendlich auch vertrauen, dass er liefert, was wir bestellt haben. Und dass alles in einem guten Zustand ist.»
Für Dealer Chris dürfte sich die Verlagerung ins Internet finanziell gelohnt haben. Seine Zielgruppe sei jetzt viel breiter, als nur die Jungen, die er vor der Pandemie vor den Clubs antraf: «Zu meinen Kunden zählen Paare, aber auch Rentner, denen es langweilig ist. Oder Leute, die während der Pandemie nicht arbeiten können.»
Handel und Besitz von Betäubungsmitteln sind in der Schweiz illegal und können mit Freiheitsstrafe oder Geldstrafe geahndet werden. Für Menschen, die Drogenprobleme haben, bietet Sucht Schweiz Hilfe: www.suchtschweiz.ch
Handel und Besitz von Betäubungsmitteln sind in der Schweiz illegal und können mit Freiheitsstrafe oder Geldstrafe geahndet werden. Für Menschen, die Drogenprobleme haben, bietet Sucht Schweiz Hilfe: www.suchtschweiz.ch
*Namen geändert