Serdar Günal Rütsche ist der Cybercrime-Chef der Zürcher Kantonspolizei. Oder anders gesagt: Er ist Jäger von Onlinedealern. Damit hat er einen fast unmöglichen Job. Er soll Onlinedealer aus dem Schatten der Anonymität holen und zur Rechenschaft ziehen. Blick TV hat Rütsche zum Gespräch getroffen.
«Alle Onlinedrogenhändler hinter Gitter zu bringen, ist eine Illusion», sagt der Polizist offen. Stattdessen wolle man Nadelstiche versetzen. «Aber solche, die dann auch nachhaltig sind.»
Man stelle fest, dass sich der Drogenhandel seit einiger Zeit immer mehr ins Internet verlagere. Auch wenn die Polizei – noch – davon ausgeht, dass der grösste Teil des Handels nach wie vor offline passiere. «Es ist beängstigend, wie einfach man online Drogen kaufen kann. Viel einfacher als auf der Strasse», so der Experte.
«Man kann dieses Problem nicht von der Schweiz aus lösen»
Einen Überblick, wie gross der Onlinedrogenmarkt in der Schweiz sein könnte, haben auch die Zürcher Polizisten nicht. Es gibt schlicht zu viele Orte, auf denen Illegales gehandelt wird. Und auch bei den Zahlungsmethoden seien die Verbrecher kreativ: Neben harter Währung wird mit Kryptowährungen oder auch Gutscheinen bezahlt.
Die Dealer sind anonym. «Bei einigen Marktplätzen muss man sich nicht einmal anmelden», sagt der Polizist. Hinzu komme: Telegram und Co. sitzen im Ausland und sind nicht immer daran interessiert, mit den Schweizer Polizisten zusammenzuarbeiten. Und auch die Grossdealer selber dürften wohl oft ennet der Grenze sitzen.
Onlineermittlungen sind deshalb auf internationale Zusammenarbeit angewiesen, so Rütsche. «Man kann dieses Problem nicht von der Schweiz aus lösen.» Grundsätzlich funktioniere der Austausch mit den ausländischen Kollegen gut. «Wenn wir online auf eine Gruppierung stossen, die etwa in Holland sitzt, informieren wir die Kollegen. Und umgekehrt bekommen auch wir viele Hinweise aus dem Ausland.» Trotzdem gibt es noch Verbesserungspotenzial: So dauere es manchmal ein halbes Jahr, wenn man Informationen von ausländischen Kollegen brauche.
«Strafverfolgung im Internet ist schwieriger, aber nicht unmöglich»
Trotz Schwierigkeiten macht der Cyber-Cop klar: «Die Strafverfolgung im Internet ist schwieriger, aber nicht unmöglich!» Einerseits sei es möglich, den Zahlungsverkehr von Dealern zu verfolgen. «Auch Kryptowährungen können verfolgt werden. Und das wird auch gemacht.» Dazu gibt es die Möglichkeit der Postüberwachung.
Und: Die Schweizer Polizei kann verdeckt ermitteln. Sie darf sich also als möglicher Käufer ausgeben, um die Dealer aus der Deckung zu locken. Auch das werde gemacht: «Es kann auch sein, dass ihr plötzlich einmal an einen Polizisten verkauft», so die Warnung des Polizisten an die Onlinedealer.
Handel und Besitz von Betäubungsmitteln sind in der Schweiz illegal und können mit Freiheitsstrafe oder Geldstrafe geahndet werden. Für Menschen, die Drogenprobleme haben, bietet Sucht Schweiz Hilfe: www.suchtschweiz.ch
Handel und Besitz von Betäubungsmitteln sind in der Schweiz illegal und können mit Freiheitsstrafe oder Geldstrafe geahndet werden. Für Menschen, die Drogenprobleme haben, bietet Sucht Schweiz Hilfe: www.suchtschweiz.ch