In der Schweiz sorgen Bussen manchmal für Kopfschütteln. So auch der Fall von Philipp Hausheer (41) aus Risch ZG. Der Innerschweizer will mit seinem Sohn (6) in der Stadt Zug eine neue ID anfertigen lassen. Hausheer stellt seinen Jeep auf den Parkplatz vor dem Regierungsgebäude und will sein Parkticket lösen.
Doch die Parkuhr steht inmitten einer Baustelle. «Ein Lastwagen stand da und Baumaschinen», sagt der 41-Jährige. Hausheer ging mit seinem Sohnemann um die Absperrung herum. Doch auch von der anderen Seite der Strasse gibts keinen Zugriff auf den Münzschlucker.
«Bauarbeiter haben im Bereich der Parkuhr frischen Strassenbelag eingebaut und verdichtet. Für mich war klar, dass wir diese Baustelle nicht betreten können.» Er habe keine Chance gehabt, zur Parkuhr zu gelangen. Kurz: Der Wille war da, der Weg nicht.
«Bürger wurde gebüsst, weil er Parkuhr nicht bediente»
Der Zuger wollte auch nicht auf den frischen, heissen Strassenbelag treten und so blieb die Parkuhr ungefüttert. Vater und Sohn gehen ins Passbüro. «Nach einer Viertelstunde kamen wir wieder raus – und eine Busse hing an der Windschutzscheibe.» 40 Stutz. «Ich erschrak.»
Hausheer schiesst noch ein Beweisfoto von der Baustelle und geht nach Hause. Dort wendet er sich an die Zuger Polizei. Doch die Beamten halten an der Busse fest, es bleibt bei den 40 Stutz Strafe. Judith Aklin, Sprecherin der Zuger Polizei, sagt auf Blick-Anfrage: «Der Bürger wurde gebüsst, weil er die Parkuhr nicht bediente und somit sein Auto abgestellt hatte, ohne zu bezahlen.»
In diese Bussen-Posse wird sogar die zuständige Baufirma involviert. Der Bauführer bestätigt zunächst in einem Mail an die Polizei und an Hausheer (liegt Blick vor), dass es zeitweise tatsächlich nicht möglich gewesen sei, die Parkuhr zu bedienen, da «direkt um die Parkuhr Belag eingebaut wurde».
Doch die Zuger Polizei grätscht dazwischen. Polizeisprecherin Aklin sagt zu Blick: Die Bauarbeiter vor Ort seien instruiert gewesen, für diese kurze Zeit die Parkuhr für die Parkuhr-Nutzer zu bedienen. Also: «Wer ein Parkticket lösen wollte, hatte somit die Möglichkeit.»
Hausherr hat die Busse bezahlt
Hausheer kann über diese Erklärung nur lachen: «So etwas habe ich noch nie gehört. Bauarbeiter, die den Leuten helfen, die Parkuhr zu füttern – gehts noch?» Der Innerschweizer fragt sich, wie er sich hätte bemerkbar machen können: «Hätte ich etwa bei 120 Dezibel Baulärm den Bauarbeitern zuwinken und zurufen müssen?» Und: «Kommt hinzu, dass ich gar nicht gewusst habe, dass ich Kontakt mit ihnen hätte aufnehmen müssen.»
Hausheer hat die Busse bezahlt. «Ich hätte zwar ein Strafverfahren einleiten können – doch das war mir wegen 40 Franken zu blöd», sagt der Familienvater. Doch es bleiben zwei Fragen für Hausheer: «Ist den Zuger Behörden etwa langweilig?» Und: «Können die ihre Ressourcen nicht sinnvoller einsetzen?»