Jürg Hirschi (66) wehrt sich gegen eine Verkehrsbusse
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Jürg (66) kämpft gegen Busse:«Wenn es sein muss, gehe ich ins Gefängnis»

Jürg Hirschi (66) fuhr langsam den Julier runter – 780 Franken Busse!
«Ein anonymer Anrufer hatte mich angezeigt»

Jürg Hirschi wurde gebüsst, weil er angeblich zu langsam den Julierpass hinuntergefahren sei. Die Beweise der Staatsanwaltschaft überzeugen den Unternehmer aus Bern aber nicht – und auch die Behörde gibt zu, dass es berechtigte Zweifel gibt.
Publiziert: 11.07.2022 um 00:24 Uhr
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Aktualisiert: 11.07.2022 um 08:13 Uhr
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Jürg Hirschi erhielt eine Busse, weil er zu langsam fuhr.
Foto: Philippe Rossier
Fabian Vogt

Diesen Tag wird Jürg Hirschi (66) nicht mehr vergessen: Am 20. Februar 2022 wollte er gemeinsam mit seiner Partnerin von Samedan GR nach Kappelen BE fahren. Hinter ihm das legendäre White Turf in St. Moritz GR. Er hatte für den Anlass ein Pferd dabei, das er Kindern zur Verfügung gestellt hatte. Doch besonders weit kam der Berner in seinem Ford Ranger nicht. «In Tiefencastel GR winkte mich die Polizei heraus. Ein anonymer Anrufer hatte mich angezeigt, ich sei zu langsam den Julierpass hinuntergefahren.»

Das sei lachhaft, sagt Hirschi, seit Jahren würde er mit Pferden und anderen Lasten herumfahren und habe noch nie Probleme gehabt. «An dem Tag waren aber fast alle Ausstellplätzen besetzt, an denen ich Fahrzeuge hätte vorbeilassen können. Darum habe ich wann immer möglich den Blinker gesetzt. Zudem habe ich von Samedan nach Tiefencastel genau 75 Minuten gebraucht. Laut Google Maps dauert die Fahrt normalerweise knapp eine Stunde, so langsam kann ich also nicht gewesen sein.» Die Rechtfertigung stiess auf taube Ohren.

«Das kann die Polizei gar nicht wissen»

Am 20. Mai erhielt Hirschi eine Busse der Bündner Staatsanwaltschaft über 780 Franken. Der Vorwurf: Er habe die Verkehrsregeln missachtet. Als Beweis führte die Polizei auf, 175 Autos hinter ihm gezählt zu haben. Hirschi: «Das ergibt keinen Sinn. Man hielt mich erst hinter einem Kreisel in Tiefencastel an, an dem mehrere Pässe zusammenkommen. Welche Autos dabei hinter mir am Julier waren und welche von den anderen Pässen herunterkamen, kann die Polizei gar nicht wissen. Zudem waren auch vor mir diverse Fahrzeuge, darunter mehrere Pferdetransporter.»

Hirschi legte Einsprache gegen das Urteil ein. Die Staatsanwaltschaft konstatierte Mitte Juni, dass man «selbstverständlich die Fahrweise dem Ladegut anzupassen habe». Hielt aber am Strafbefehl fest, mit Verweis auf eine anonyme Zeugenaussage und die 175 Fahrzeuge. «Ich verstehe die Welt nicht mehr», sagt Hirschi. «Warum glaubt die Staatsanwaltschaft einem anonymen Zeugen, der damals die Polizei informierte, mehr als mir und meiner Partnerin? Und was sollen die 175 Fahrzeuge aussagen?» Hirschi hat noch diverse andere Fragen und weigert sich, zu zahlen. Stattdessen zieht er den Strafbefehl weiter.

Zu Blick sagt der zuständige Staatsanwalt, viele Fragen des Beschuldigten seien durchaus berechtigt, man wolle diese aber nicht in der Zeitung beantworten. Nach der Einsprache würde nun ein entsprechendes Verfahren laufen und die Staatsanwaltschaft die Beweise sichten.

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