«Der Hund packte mich am Oberschenkel»
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V-Zug-Techniker erinnert sich:«Der Hund packte mich am Oberschenkel»

Immer wieder Angriffe auf Techniker! V-Zug setzt jetzt auf Hunde-Coach
«Der Hund packte mich und ich merkte, wie Blut mein Bein runterfloss»

Weil die Service-Techniker immer wieder von Hunden angegriffen werden, setzt der Schweizer Geräte-Hersteller V-Zug auf Hunde-Coach Oliver Weber. Wie enorm der Leidensdruck ist, erzählen drei Mitarbeiter persönlich. Die Chef-Etage begründet den Hunde-Coach-Entscheid.
Publiziert: 05.12.2024 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 05.12.2024 um 06:30 Uhr
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Der bekannte Schweizer Geräte-Hersteller V-Zug setzt neu auf den Hunde-Coach Oliver Weber (52).
Foto: Siggi Bucher

Sie werden attackiert und gebissen: Service-Techniker des bekannten Schweizer Geräte-Herstellers V-Zug erleben während ihrer Ausseneinsätze immer wieder Angriffe durch Hunde – mit teils gravierenden Folgen. Nun soll der Baselbieter Hunde-Coach Oliver Weber (52) Abhilfe schaffen.

«Dieses Jahr hatten unsere Mitarbeiter zahlreiche Zwischenfälle mit Hunden», sagt Patrick Mösch (40), Head of Field Service Schweiz bei V-Zug, zu Blick. «Glücklicherweise gingen die meisten glimpflich aus.»

Zwei Mal endete es jedoch schmerzhaft: «Unsere Mitarbeiter wurden gebissen», so Mösch. «Die Verletzungen führten zu Spitalaufenthalten oder Arztbesuchen sowie längeren Ausfällen.»

«Der Hund sollte nicht optisch fixiert werden»
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Tipps vom Hundecoach:«Der Hund sollte nicht optisch fixiert werden»

Die Vorkommnisse führten bei V-Zug zu einer internen Umfrage. Diese zeigte auf: Das Hunde-Problem ist viel grösser als vermutet. «Praktisch jeder Mitarbeiter, der schon einmal im Aussendienst war, konnte von Erlebnissen mit Hunden berichten. Sogar ganz hoch bis in die Chef-Etage!», erklärt Mösch.

Wie gross der Leidensdruck der V-Zug-Angestellten ist, berichteten drei Service-Mitarbeiter Blick persönlich:

«Ich merkte, wie das Blut mein Bein runterfloss»

Foto: SIGGI BUCHER

André Viani (46) arbeitet seit 23 Jahren für V-Zug. Der Service-Mitarbeiter wurde zwei Mal von einem Hund gebissen, so auch dieses Jahr. «Nach dem letzten Biss war es für mich schwierig, wieder Hunden zu begegnen», sagt der Baselbieter. Wenn er bei seinen Hausbesuchen merke, dass dort ein «schwieriger Hund» sei, bitte er die Halter darum, das Tier wegzusperren. «Ich habe jetzt mehr Respekt vor Hunden.» 

Blickt er auf den letzten Vorfall zurück, erinnert er sich noch daran, wie er Small Talk bei der Begrüssung geführt habe. «Dann packte mich der Hund beim Oberschenkel.» Er sei rausgerannt, doch der Halter habe den Techniker zurückgerufen. «Der Kunde wollte, dass ich die Arbeit beende.» Er sei wieder rauf, um sich den Kühlschrank anzuschauen. Doch: «Ich merkte, wie das Blut mein Bein runterfloss.» Er sei dann direkt in den Notfall gefahren. Es folgten etappenweise Tollwut-Impfungen und rund zwei Monate Heilungszeit. 

«Der Hund sprang mich an»

Foto: SIGGI BUCHER

Daniel Konrad (28) arbeitet seit rund fünf Jahren Teilzeit für V-Zug. Eigentlich habe er mehrheitlich positive Erfahrungen mit Hunden gemacht. «Ich liebe Hunde und freue mich immer, wenn ich einem bei Kunden begegne.» 

Doch auch der Zürcher habe sich schon ab den Hunden erschrocken, etwa wenn er aus dem Nichts angesprungen wird und nicht weiss, ob das Tier ihm wohlgesonnen ist: «Kaum öffnete der Kunde einmal die Tür, sprang mich sein Hund an.» Kurz sei er erstarrt. Aber: «Zum Glück wollten die Hunde bisher nur mit mir spielen.» 

«Der Hund klaute und zerkaute mein Werkzeug»

Foto: SIGGI BUCHER

Yannic Senn (26) arbeitet seit zwei Jahren für V-Zug. Er habe durchzogene Erfahrungen mit Hunden gemacht. «Manchmal hatte ich ein bisschen Respekt vor den Hunden, weil sie sehr gross waren oder mich fest angebellt haben», sagt der Zürcher. 

Zwar habe er keine Angst vor Hunden, er habe aber Schwierigkeiten, sie einzuschätzen. «Man weiss nicht, wie sie reagieren. Ich dringe ja in deren Raum ein», so Senn. «Man weiss auch nicht, wie die Halter reagieren. Manche gehen weg und lassen einen alleine mit dem Hund.» Bisher hatte aber auch Senn Glück. Einziger Vorfall: «Der Hund einer Kundin klaute das Werkzeug aus meinem Koffer und zerkaute es.» 

Laut Field-Service-Chef Mösch hat V-Zug rund 300 Service-Mitarbeitende aus den regionalen Servicecentren schweizweit täglich draussen im Einsatz. Neu setzt das Unternehmen auf den Hunde-Coach und Verhaltens-Experten Oliver Weber. Der Dog-Coach ist sich der Problematik von V-Zug bewusst, denn: «Wir haben etliche Klienten bei uns im Angst-vor-Hunden-Training, die wegen Hunden bei den Kunden ihre Arbeit nicht mehr angstfrei ausführen können.» Er geht davon aus, dass auch andere Firmen betroffen sind.

Das Ziel des Hunde-Kurses laut Weber: «Die V-Zug-Mitarbeiter lernen, ihren Eigenschutz zu wahren sowie gefährliche Situationen zu erkennen und zu deeskalieren.»


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