Wildhüter wegen Wolfsjagd am Anschlag
20 Nächte im Wald für einen toten Wolf

Rund 100 Wölfe wurden in der Ende Januar beendeten präventiven Jagd getötet. Dafür waren die Wildhüter Tausende Stunden unterwegs – vor allem nachts. Das sei kaum verhältnismässig, kritisiert der Kanton Waadt.
Publiziert: 16.02.2025 um 10:26 Uhr
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Aktualisiert: 17.02.2025 um 09:39 Uhr
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Auf den Spuren des Wolfs: Wildhüter verbringen für die Wolfsjagd Tausende Stunden im Wald.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Wildhüter jagen Wölfe mit hohem Aufwand und unter schwierigen Bedingungen
  • Anfeindungen und Drohungen belasten Wildhüter zusätzlich zur intensiven Arbeit
  • Im Wallis leisteten 26 Wildhüter durchschnittlich 250 Überstunden pro Person
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Lino SchaerenRedaktor

Zu Fuss, mit dem Geländewagen oder auf der Lauer liegend: Die Wildhüter der Bergkantone legten ihre Flinten die letzten fünf Monate auf den Wolf an. Die Jagd auf das scheue und schlaue Grossraubtier ist anspruchsvoll, trotz Hilfsmitteln wie Wärmebildkameras und Nachtsichtgeräten, die auf der Pirsch normalerweise verboten und verpönt sind.

Geschossen wurden während der präventiven Wolfsjagd bis Ende Januar rund 100 Wölfe. Dafür streiften die Jagdspezialisten der Kantone Tausende Stunden durch die Wildnis, da der Wolf nachtaktiv ist, vor allem nach Einbruch der Dunkelheit. Und das oft zusätzlich zu den eigentlichen Aufgaben. Eine Belastung, welche die Wildhüter an ihre Grenzen brachte.

250 Überstunden pro Wildhüter

Alleine im Wallis erforderte das Wolfsmanagement im vergangenen Jahr knapp 17'000 Arbeitsstunden. Die 26 Wildhüter leisteten laut der Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere über ihr gesamtes Tätigkeitsfeld verteilt 6400 Überstunden. Im Schnitt sind das 250 Überstunden pro Wildhüter, was bei einem Vollzeitpensum rund sechs Arbeitswochen entspricht.

Dabei ächzte die Walliser Wildhut bereits vor der ersten präventiven Jagd auf den Wolf 2023 unter der Belastung durch die immer stärkere Präsenz des Grossraubtiers. Der Ruf nach zusätzlichem Personal wurde von der Politik aber nicht erhört. Mehr noch: Geleistete Überstunden wurden den Wildhütern ersatzlos gestrichen, weil eine Kompensation bei all der Arbeit aussichtslos schien.

Eine zusätzliche Belastung für die Wildhüter sind die Anfeindungen im Feld, denen sie regelmässig ausgesetzt sind, bis hin zu Beleidigungen und Drohungen. Von schwierigen Arbeitsbedingungen berichtet auch der Waadtländer Staatsrat Vassilis Venizelos (47). Aggressive Pro-Wolf-Aktivisten hätten versucht, Abschüsse zu verhindern.

Kanton Waadt kritisiert Bundesrat Rösti

7000 Stunden waren die Waadtländer Wildhüter letztes Jahr für das Wolfsmanagement im Einsatz, andere wichtige Aufgaben blieben laut den Behörden deshalb liegen. Sechs Wölfe wurden im Waadtländer Jura in den letzten fünf Monaten geschossen, dafür waren die Beamten 115 Nächte unterwegs. Heisst: Die Wildhüter verbrachten im Schnitt 20 Nächte im Wald für einen toten Wolf.

Venizelos bezweifelt, dass die 30 in der Waadt gerissenen Rinder einen solchen personellen und letztlich auch finanziellen Aufwand rechtfertigen. Er wolle die schwierige Situation der Landwirte, die Tiere verlieren, nicht verharmlosen. Aber: Der geleistete Personalaufwand für das Wolfsmanagement sei «wahrscheinlich unverhältnismässig», sagt Venizelos. Die Wildhut verfüge nicht über die Ressourcen, diese Anstrengung in Zukunft zu wiederholen.

Stattdessen hofft Venizelos auf besseren Herdenschutz. «Für 2025 wünsche ich mir, dass weniger Zeit, weniger Geld und weniger Energie in die Regulierung und mehr in den Schutz investiert wird», sagt Vassilis Venizelos. Doch der Bund mache unter der Regie von Umweltminister Albert Rösti (57) nicht mit, ziehe sich aus dem Herdenschutz zurück, kritisiert der Waadtländer Umweltverantwortliche. «Das ist Unsinn!»

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