Auf einen Blick
- Gemeindeschreiberin betrügt Oberwalliser Bergdorf um 150'000 Franken
- Vertrauensmissbrauch nach 25 Jahren Tätigkeit für die Gemeinde
- Geldstrafe von 15'000 Franken und Rückzahlung des gestohlenen Geldes
Es war ein happiger Schlag für den Gemeinderat des kleinen Oberwalliser Bergdorfes. Im Sommer 2023 wurde den Gemeindeverantwortlichen klar: Ihre oberste Beamtin, Maria B.* ist nicht die, die sie zu sein scheint. Statt sich gewissenhaft um die Anliegen des Dorfes zu kümmern, hatte die Frau sechs Jahre zuvor begonnen, sich Gelder in den eigenen Sack zu stecken.
Hans I., Gemeindepräsident des 500-Seelen-Dorfs im Oberwallis, sagt zur Affäre um seine ehemalige Chefbeamtin zu Blick: «Meine Mitarbeiterin hat 150'000 Franken geklaut! Wir haben ihr über Jahre vertraut, sie hat das voll ausgenutzt.» Blick kann I.s Namen nicht nennen, weil sonst Rückschlüsse auf die Identität der ehemaligen Gemeindeschreiberin möglich wären.
Halbes Leben für die Gemeinde tätig
Aufgeflogen waren die Machenschaften der ehemaligen Gemeindeschreiberin durch eine Kollegin. Diese entdeckte Ungereimtheiten in den Abrechnungen ihrer Chefin. «Als uns das bekannt wurde, haben wir ein Treuhandbüro mit der Überprüfung sämtlicher Daten beauftragt», sagt Gemeindepräsident I. Das Resultat war brutal: Maria B. hat nicht nur Parkgebühren des Dorfes abgezweigt, sondern sich auch einen falschen Lohn überwiesen und Steuern hinterzogen. Insgesamt zockte die Gemeindeschreiberin 150'000 Franken ab. Sie wurde im Juni 2023 fristlos entlassen. Zunächst hatte der «Walliser Bote» berichtet.
Der Vertrauensmissbrauch wiegt umso schwerer, als dass die diebische Beamtin jahrelang für die Gemeinde tätig war. «Sie war fast 25 Jahre bei uns, ihr halbes Leben», sagt Hans I. «Es ist unglaublich, dass sie in den letzten Jahren begonnen hat, uns systematisch zu hintergehen.»
Rückzahlung läuft
Über die Motive seiner ehemaligen Angestellten kann der Gemeindepräsident nur spekulieren. «Was genau sie dazu bewogen hat, wissen wir nicht», sagt er. Maria B. selbst will ebenfalls kein Licht in ihre Motive bringen. Sie wolle sich nicht äussern, erklärt sie gegenüber Blick. Das Dorf, in dem sie in die Kasse gegriffen hat, hat sie verlassen.
Im letzten November wurde die Gemeindeschreiberin dann wegen Betrugs per Strafbefehl zu einer Geldstrafe von 15'000 Franken verurteilt, angesetzt auf eine Probezeit von zwei Jahren. Ausserdem muss sie die abgezweigten Gelder zurückzahlen. «Das war uns das Wichtigste in der ganzen Sache, denn das fehlende Geld gehört der öffentlichen Hand», sagt Gemeindepräsident I. und bestätigt, dass die ehemalige Gemeindeschreiberin dabei ist, das Geld zurückzuzahlen. «Sollte sich das ändern, werden wird sie betreiben», so I. weiter.
Um ähnliche Vorfälle in Zukunft auszuschliessen, wurden die gemeindeinternen Kontrollmechanismen verbessert. «Aber wir sind eine kleine Gemeinde mit Milizsystem. Es geht daher nur mit Vertrauen und dieses kann man leider immer auch ausnutzen», so der Gemeindepräsident.
* Name geändert