Signa-Gründer René Benko (47) wurde in seiner Villa in Innsbruck (A) festgenommen. Wie die «Kronen-Zeitung» berichtet, klickten beim 47-jährigen Baulöwen um 8.30 Uhr die Handschellen – unter anderem wegen Verdunkelungsgefahr. Benko soll in die Justizanstalt Innsbruck gebracht worden sein. Dort wird er derzeit einvernommen.
Offenbar wird Benko zur Last gelegt, Insolvenzvermögen zur Seite geschafft zu haben. Seit November 2023 wurde gegen ihn ermittelt. Unter anderem wegen Betrugs und mehrerer Insolvenzdelikte. Benko blieb immer auf freiem Fuss. Nun erfolgte seine Festnahme. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft hat Untersuchungshaft beantragt. Das teilte die Justizbehörde in Wien mit.
Benkos Anwalt, Norbert Wess, bestätigte der Nachrichtenagentur APA eine «Festnahmeanordnung», wenngleich er sie noch nicht kenne. «Aber über die allfällige U-Haft muss erst ein Gericht innerhalb von 48 Stunden entscheiden.»
Der Kollaps der von Benko gegründeten Signa Holding gilt als grösste Firmenpleite in der Geschichte Österreichs – mit Auswirkungen für die Schweiz. So war dessen verzweigtes Firmenkonstrukt auch Mitbesitzer der Schweizer Warenhauskette Globus. Die Familie Chirathivat übernahm im Herbst mit ihrer Central Group die 50 Prozent an Globus, welche die insolvente Signa-Gruppe hielt. Damit ist die thailändische Familie die alleinige Besitzerin der Warenhauskette.
Haftbefehl auch in Italien
Die Signa Holding ist einer der wichtigsten Immobilien- und Handelskonzerne in Europa. Mit einer Bilanzsumme von 27 Milliarden Euro. Benko war mit Signa in halb Europa investiert. Immer in edlen Häusern an bester Lage. Mit noblen Marken. So besass er neben dem Elbtower in Hamburg auch das Kaufmannshaus, das Alsterhaus und die Alsterarkaden.
In Berlin gehörte das Hochhaus Upper West und eben das prestigeträchtige KaDeWe, in München die Alte Akademie zum Unternehmenssegment Signa Prime Selection AG. In Wien besass die Gruppe neben dem Goldenen Quartier auch das Gebäude der Wiener Postsparkasse und das Bank Austria Kunstforum.
Vier Länder ermitteln
Benko selbst beantragte im März 2024 Privatinsolvenz. Ende 2024 wurde zudem bekannt, dass auch die italienischen Behörden gegen den gefallenen Signa-Gründer Benko ermitteln. Die Staatsanwaltschaft Trient stellte Anfang Dezember überraschend einen Haftbefehl gegen den Österreicher aus. Die Ermittlungen betreffen mehrere Liegenschaftstransaktionen aus den Jahren 2018 bis 2022. Auch zwei Transaktionen von Signa sollen von den Behörden unter die Lupe genommen werden.
Mutmassliche wirtschaftskriminelle Vorgänge und schweren Betrug untersuchen Staatsanwaltschaften in Wien, Berlin, München, Vaduz und Trient. Eine ganze Reihe von Hausdurchsuchungen zur Sicherung von Beweismitteln wurden in den vier Ländern bereits durchgeführt.
Hilfsgelder für das «Chalet N»
Gegen Benko wird auch wegen mutmasslichen Betrugs im Zusammenhang mit staatlichen Corona-Geldern ermittelt. Dabei geht es um Hilfsgelder für das luxuriöse «Chalet N» im Skiort Lech am Arlberg (A). Untersucht wird, ob die Corona-Gelder als wirtschaftliche Unterstützung während der Pandemie genutzt oder für andere Zwecke missbraucht wurden.
Zuvor waren schon Ermittlungen wegen mutmasslichen Kreditbetrugs und eines mutmasslichen Bestechungsversuchs bekannt. Ausserdem steht der Ex-Milliardär im Verdacht, Teile seines Vermögens unrechtmässig beiseite geschafft zu haben. Benkos Anwalt hat auch diese Vorwürfe bestritten.