«Kinder müssen einen sehr langen Schulweg auf sich nehmen»
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Sebastian Arnold (39):«Kinder müssen einen sehr langen Schulweg auf sich nehmen»

Walliser Bergdorf in Not
Die Schulkinder von Simplon hoffen auf ein Wunder

Die Primarschule von Simplon Dorf steht vor dem Aus. Eine Lehrerin geht, Ersatz fehlt. Wenn bis zum 11. April niemand gefunden wird, verlieren neun Kinder ihren Schulplatz – und das Dorf vielleicht seine Zukunft.
Publiziert: 10:09 Uhr
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Aktualisiert: 10:10 Uhr
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Die Schule in Simplon Dorf VS steht vor einem grossen Problem.
Foto: Martin Meul

Darum gehts

  • Simplon Dorf VS sucht dringend Lehrperson für Primarschule
  • Schulschliessung bedroht Zukunft des Dorfs und der Region
  • Neun Kinder betroffen, Schulweg würde fast 30 Kilometer betragen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Martin MeulReporter News

Simplon Dorf VS in Not: «Wir brauchen dringend eine Lehrerin oder einen Lehrer!» Im 300-Seelen-Dorf südlich des Simplonpasses herrscht Lehrermangel. Eine der beiden Lehrerinnen an der Primarschule hat nämlich auf Ende Schuljahr gekündigt. 

Findet sich bis am 11. April niemand, der die neun Kinder der dritten bis sechsten Klasse künftig unterrichtet, müssen diese Stufen dichtmachen. Das droht nicht zum ersten Mal. Schon 2021 suchten die Kinder von Simplon Dorf verzweifelt eine Lehrperson. Dank Blick wurde die Schule fündig.

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Die Schliessung hätte massive Konsequenzen. Die Kinder müssten dann für den Unterricht ins nächstgelegene Dorf mit einer Primarschule fahren. «Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass die Kinder in diesem jungen Alter den ganzen Tag von zu Hause weg wären», sagt Rinaldo Walther (42) zu Blick. Sein Sohn geht in die betroffene Klasse.

Das Problem: Die nächste Schule wäre in diesem Fall in Ried-Brig. Bis dorthin sind es fast 30 Kilometer und die Fahrt führt über den Simplonpass. Im Winter kann der Pass wegen Schneefällen immer wieder kurzfristig gesperrt werden. Auch unter normalen Umständen dauert die Fahrt gut eine Stunde. «Der Schulweg wäre für unsere Kinder sehr, sehr lang», sagt Walther. «Sie wären von sieben Uhr morgens bis abends um fünf weg.»

Kinder hoffen auf das Wunder

Blick besucht Anfang April die betroffenen Schulkinder von Simplon-Dorf. Es steht Kunst auf dem Programm, die Kinder zeichnen Figuren aus dem Computerspiel Minecraft. «Ich liebe es, dass ich in meinem Dorf zur Schule gehen kann», sagt Alice Zenklusen (11). Sie geht in die fünfte Klasse, wäre von einer Schulschliessung also direkt betroffen. Der 11-Jährigen gefällt vor allem das unkomplizierte Schülerleben. «Zur Schule brauche ich nur drei Minuten, mittags kann ich zu Hause essen. Das ist toll.» Ihre Freundin Luana Minnig (11) pflichtet ihr bei. «Auch mir gefällt der kurze Schulweg.» 

Die Nähe zum Elternhaus würde den beiden fehlen, sollten sie in einem anderen Dorf zur Schule gehen müssen. «Das wäre schon doof», sagt Alice Zenklusen. Ihre Freundin Luana Minnig hofft fest, «dass wir noch jemanden finden, der unsere Klasse im nächsten Schuljahr unterrichtet». 

Angst vor Wegzug von Familien

Beim Kampf um den Erhalt der Schule in Simplon Dorf steht mehr auf dem Spiel als nur die Schulstrukturen selbst. Für Gemeinde- und Schulpräsident Sebastian Arnold (39) geht es um die Zukunft des Dorfs, der ganzen Region. «Eine Schule ist ein zentrales Angebot für ein Dorf; fällt es weg, ist das ein herber Schlag.» Gerade in Zeiten von Abwanderung aus den Bergdörfern sei es wichtig, alles zu versuchen, um die Schule zu retten. «Familien könnten überlegen, aus dem Dorf wegzuziehen.» Oder gar nicht erst zu kommen. «Beim Entscheid für eine Wohngemeinde ist für Familien eine Schule ein zentrales Kriterium», sagt Arnold.

Auch sein Amtskollege Daniel Squaratti aus der Nachbargemeinde Gondo VS hofft, dass die Schule bleibt. Aus der 80-Einwohnergemeinde direkt an der Grenze zu Italien geht zwar im Moment kein Kind in Simplon Dorf zur Schule, aber Squaratti hofft, dass sich das wieder ändert. Er sagt: «Auch für unser Dorf ist die Schule ein sehr wichtiger Standortfaktor.» Auch die Kinder aus Gondo müssen sonst einen sehr langen Schulweg auf sich nehmen. 

Doch bis jetzt hat sich noch keine neue Lehrperson als Nachfolger für die Schule finden lassen. Und in die Trickkiste greifen kann Simplon-Gemeindepräsident Arnold auch nicht. «Wir können zum Beispiel nicht einfach mehr Lohn zahlen, den die Lehrpersonen sind vom Kanton angestellt», erklärt er. 

Kann Blick nochmals helfen?

Noch sind die Verantwortlichen und die Eltern in Simplon Dorf guter Dinge, dass sich auf den letzten Drücker doch noch eine Lehrperson für ihre Schule finden lässt. So wie im Jahr 2021. 

Die Schulkinder machten damals im Blick einen Aufruf. Und hatten Erfolg. Es meldete sich eine junge Frau aus Balgach SG. Eine Erfolgsgeschichte, denn Sarah Zwahlen ist heute noch da. Sie unterrichtet die unteren Klassen des Dorfs. «Es wäre so schön, wenn sich dank des Berichts wieder jemand finden liesse», sagt Vater Rinaldo Walther. «Wir alle hoffen auf ein Wunder!»

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