Schock für die Schweizer Armee. In der Nacht auf Dienstag sind am Simplonpass VS vier Soldaten bewusstlos in einem Panzer gefunden worden. Armeesprecher Daniel Reist bestätigt Blick eine entsprechende Meldung des «Tages-Anzeiger». Die vier Soldaten erlitten eine schwere Kohlenmonoxidvergiftung. Alle sind ausser Lebensgefahr.
Derzeit wird spekuliert, wie es zum Unglück kommen konnte. Möglicherweise wurde der Motor über Nacht laufen gelassen, wodurch sich das giftige Gas im Innenraum des Panzers ausbreiten konnte.
Minusgrade am Pass
Die vier Personen, ein Wachtmeister und drei Soldaten, führten am Simplon eine Nachtübung durch. Dabei könne es vorkommen, dass der Motor angelassen wird, um gewisse Systeme zu testen, erklärt Reist. Ob es sich in dem Fall um eine solche Übung handelte, weiss er nicht. Generell werde den Soldaten nicht empfohlen, den Motor über Nacht laufen zu lassen.
Bei dem betreffenden Panzer handelt es sich um den leicht gepanzerten Mannschaftstransporter M113. Einige dieser Modelle besitzen eine Standheizung, aber nicht alle. In Simplon Dorf war es in der Nacht knapp 2 Grad warm, am Pass, dessen Gipfel rund 600 Meter weiter oben ist, gibt es keine Wetterstation. Es dürften aber Minusgrade geherrscht haben, meldet SRF Meteo.
Ausbildung beinahe beendet
Die Soldaten wurden am frühen Dienstagmorgen von Kameraden gefunden. Drei von ihnen mussten an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden, eine weitere Person war noch ansprechbar und konnte in einer Ambulanz im Wallis behandelt werden. Die anderen drei wurden in ein Universitätsspital ausgeflogen.
Die Rekruten befanden sich nahe am Ende ihrer Ausbildung. Diese begannen sie vor einigen Monaten an der Artillerie- und Aufklärungsschule 31 in Bière VD und sind derzeit in Simplon Dorf stationiert, wo die sogenannte Schiessverlegung stattfindet. Die RS endet am 21. Mai.
Klar ist, dass das Kohlenmonoxid bei einem Verbrennungsvorgang entstanden ist. Ob menschliches Versagen oder ein technischer Defekt Ursache für das Unglück war, untersucht nun die Militärjustiz.
Was passiert bei einer Kohlenmonoxidvergiftung?
«Bei einer Kohlenmonoxidvergiftung hat man als erstes Kopfschmerzen, Schwindel und ein allgemeines Unwohlsein», sagt Colette Degrandi (50), Oberärztin bei Tox Info Suisse. Die ersten Symptome seien unspezifisch, man würde einfach merken, dass es einem nicht so gut gehe. Wenn man dem aber keine Beachtung schenke und den Gasen weiter ausgesetzt sei, könne es zu Atemnot kommen. «Dann schläft man quasi ein.»
Ab da werde es gefährlich und es könne passieren, dass die Versorgung der lebenswichtigen Organe mit Sauerstoff nicht mehr gewährleistet ist. Mögliche Spätfolgen der Vergiftung seien unterschiedlich. «Es gibt Störungen beim Bewegungsablauf, Konzentrationsschwächen, Gedächtnisstörungen allgemein oder auch Veränderungen der Persönlichkeit», sagt Degrandi. In schweren Fällen könnten auch Hirnschäden auftreten.
Für die Rettung war es höchste Zeit
Den genauen Fall kann die Ärztin zwar nicht beurteilen, sagt aber: «Wenn sie schon nicht mehr ansprechbar gewesen sind, dann war es eine schwere Vergiftung. Für die Rettung war es sicher höchste Zeit.» Nun sei das Wichtigste, dass die Rekruten an die frische Luft kommen und mit Sauerstoff versorgt werden.
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