Seit 100 Jahren ist der Simplonpass im Wallis ein wichtiger Standort für die Armee. Hier wird geschossen, mit leichten und schweren Kalibern. Wegen der Kriege in der Welt, aber auch weil der Platz veraltet ist, soll auf dem Gebirgspass im Wallis aufgerüstet werden. Wie wichtig der Schiessplatz auf dem Simplon ist, betont die Armee bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Grund: Auf dem Platz im Gebirge kann auf lange Distanzen mit den meisten der gängigen Artilleriemunitionsarten geschossen werden.
Mehr zum Schiessplatz auf dem Simplon
Seit dem Jahr 2019 versucht VBS-Chefin Viola Amherd den Schiessplatz zu modernisieren und auszubauen, damit die Artillerie fit für die Zukunft ist. Kostenpunkt: 30 Millionen Franken.
Doch ein paar Walliser Hüttenbesitzer machen der Verteidigungsministerin seit fünf Jahren das Leben schwer, sehr schwer. «Wir schauen der Armee auch weiterhin ganz genau auf die Finger», sagt Adrian Balmer (59), einer der aufmüpfigen Hüttenbesitzer. Der Luzerner verbringt seit Jahren in der Hütte seinen Ferien, geniesst die Bergwelt am Simplon. Es geht ihm dabei nicht darum, der Armee grundsätzlich ein Bein zu stellen, sondern zu verhindern, dass «ein einzigartiges und vollständig intaktes Natur- und Landschaftsbild zerstört wird.»
Fünf Jahre und immer wieder Anpassungen
Der erste Versuch, den das VBS 2019 zur Aufrüstung auf dem Simplon unternimmt, beinhaltet als Herzstück eine ringförmige Piste, auf der die Panzerhaubitzen und Mörser 16 mitten in der Passlandschaft Fahrmanöver üben und schiessen sollen. Direkt neben dem historischen Barralhaus. Doch das Projekt wird zum Rohrkrepierer.
Es hagelt 30 Einsprachen, von Umweltverbänden und von Hüttenbesitzern aus dem Weiler Gampisch, direkt neben der geplanten Panzerpiste. Die Armee macht einen Rückzieher, 2022 ist die Panzerpiste vom Tisch. Stattdessen soll es eine Strasse mit Schiesspodesten geben, von denen die Haubitzen aus feuern. Ein Erfolg für Hüttenbesitzer wie Adrian Balmer. Die Variante mit den Schiesspodesten ist ein viel kleiner Eingriff ins Landschaftsbild und soll auch weniger Lärm produzieren. Doch zufrieden sind er und seine Mitstreiter noch lange nicht. In einem Mitwirkungsverfahren fordern sie weitere Anpassungen am Projekt.
Die Armee optimiert erneut. Im August teilt sie mit: Ein ursprünglich in der Nähe des Weilers Gampisch geplantes Betriebsgebäude soll neu auf der Passhöhe des Simplon gebaut werden. Auch diese Massnahme soll dem Schutz des Landschaftsbilds dienen, denn die Passhöhe ist bereits stark verbaut und ein umstrittener Helikopterlandeplatz soll um ein paar Meter verschoben werden, damit die Lärmbelastung für den Weiler Gampisch sinkt. An diesem Mittwoch will die Armee in Simplon-Dorf nun das neue Projekt der Öffentlichkeit und vor allem den Hüttenbesitzern aus Gampisch vorstellen und hofft dieses Mal darauf, dass die kritischen Stimmen verstummt sein werden.
Wohl kein Durchmarsch
Doch die Chancen, dass dies der Fall sein wird, sind eher gering. Die Hüttenbesitzer haben Morgenluft gewittert. «Die Anpassungen zeigen ja, dass die Armee durchaus Spielraum bei dem Projekt hat. Erst hiess es immer, dass die Panzerpiste essenziell sei, jetzt geht es doch ohne», sagt Balmer und weiter: «Die Taktik scheint zu sein, mit Maximalforderung in die Sache hineinzugehen und dann Stück für Stück nachzugeben.»
Balmer begrüsst zwar die von der Armee gemachten Anpassungen, doch der grosse Brocken ist noch immer da. Der Lärm! Seiner Meinung nach bringt der Ausbau der Infrastruktur grundsätzlich mehr Schiesslärm, was Balmer und die anderen Hüttenbesitzer ablehnen. Sie fordern von der Armee Lösungen.
Grosser Teil der Informationsveranstaltung am Mittwoch wird sich denn auch um dieses Thema drehen. Doch Balmer sagt: «Auch wenn die Armee unseren Hütten Schallschutzfenster spendieren will, so löst dies das Problem noch lange nicht.» Schliesslich wolle man vor den Hütten und nicht drinnen sitzen. «Da gibt es noch einiges zu klären», verspricht Balmer und macht damit eine Ansage an die Armee. Einen Durchmarsch wird es auf dem Simplon auch dieses Mal kaum geben.
Denn sobald das Projekt öffentlich aufliegt, können die Hüttenbesitzer wieder einsprechen. Adrian Balmer sagt: «Wir werden auch beim neuen Projekt genau prüfen, welche unserer Anliegen umgesetzt sind und dann entscheiden, ob wir wieder einsprechen werden.»