«Momentan brauchen wir die Unterstützung»
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Bauer aus dem Wallis:«Momentan brauchen wir die Unterstützung»

Drei Landwirte sprechen offen über ihre Löhne und Finanzen
Die Milchbüechli-Rechnungen der Schweizer Bauern

Die Landwirtschaft gilt als härtster Job der Schweiz. Viel Arbeit bei geringem Verdienst. Doch wie hart ist das Leben der Bauern wirklich? Blick hat drei von ihnen besucht und ganz unterschiedliche Lebenswelten angetroffen.
Publiziert: 00:40 Uhr
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Aktualisiert: 12:11 Uhr
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Gabriel Amman ist Meister-Landwirt in Turtmann VS.
Foto: Martin Meul

Auf einen Blick

  • Schweizer Bauern verdienen unterschiedlich. Drei Beispiele zeigen die finanziellen Realitäten
  • Landwirt Gabriel Ammann arbeitet 4500 Stunden pro Jahr für 90'000 Franken
  • Im Kandertal muss eine Familie mit 4500 Franken brutto auskommen
  • In Zürich wird mit der grossen Kelle Landwirtschaft betrieben
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Wer sein Brot als Landwirt verdienen will, der braucht Idealismus. Im Schnitt ackern die Schweizer Bauern 49,2 Stunden pro Woche. Dafür gibt es im Jahr 79'900 Franken pro Betrieb, so die Statistik des Bundes.

In der Praxis aber gibt es in der Gemeinschaft der Bauern jedoch grosse Unterschiede. Landwirt ist in der Schweiz nicht gleich Landwirt. Blick hat drei Bauern in verschiedenen Kantonen besucht, die mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen ihren Job meistern, und ihnen in den Geldbeutel geschaut.

Gabriel Ammann, der Kämpfer aus Turtmann VS

Meister-Landwirt Gabriel Ammann (43) aus Turtmann führt im Wallis zusammen mit seiner Frau Sarah (42) und drei Angestellten den Lerchenhof, einen Betrieb für Milch- und Mutterkühe. Insgesamt 100 Tiere nennen die beiden ihr Eigen. Landwirtschaft ist bei den Ammann Familiensache. Schon Gabriels Eltern waren Landwirte, die beiden Kinder helfen ebenfalls tatkräftig auf dem Hof mit.

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«Die Landwirtschaft ist für mich eine Berufung», sagt Gabriel Ammann in seinem Stall zu Blick. Das muss sie auch sein, denn was der Meisterlandwirt leistet, geht auf keine Kuhhaut. Als er das letzte Mal seine Arbeitsstunden aufgeschrieben hat, kamen im Jahr 4500 Stunden zusammen. Ammann ist ein Kämpfer. Zum Vergleich: Normal sind 1920 bei einer 42-Stunden-Woche, die Ferien sind hier abgezogen. Ammann chrampft über 80 Stunden die Woche. «In der Landwirtschaft gilt: Die Arbeit ist fertig, wenn alles erledigt ist», sagt Ammann. Nach der Stechuhr schaffen kann er nicht. «Wenn das Heu eingebracht werden muss, kann man nicht einfach Feierabend machen.»

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«Finanziell würde es sich mehr lohnen, wenn ich Hausmann wäre»
Gabriel Ammann, Meister-Landwirt aus Turtmann
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Wer meint, dass die Ammanns dank der vielen, harten Arbeit im Geld schwimmen, der irrt. «Wir kommen über die Runden, aber wir müssen gut wirtschaften und kalkulieren», sagt Gabriel Ammann. Sein Bruttolohn beträgt 90'000 Franken, etwa 7500 Franken Monatslohn. Hochgerechnet auf die Arbeitsstunden macht das aber nur einen Stundenlohn von gerade einmal 20 Franken – und das als Chef! «Finanziell würde es sich mehr lohnen, wenn ich Hausmann wäre und meine Frau 100 Prozent woanders arbeiten würde», fasst Ammann denn auch zusammen.

Wenigstens muss er keine Miete zahlen. Das Haus, in dem er wohnt, gehört ihm. Auch für Fleisch und Milch muss der Bauer natürlich nichts ausgeben. «Von einem Luxusleben sind wir aber trotzdem weit entfernt.»

Auch, weil seine Frau Sarah für ihren Arbeitseinsatz im Büro des Hofs nur einen symbolischen Betrag bekommt. Gerade einmal tausend Franken pro Monat. Heisst: Die Familie Ammann lebt von rund 100'000 Franken Bruttoeinkommen pro Jahr. Arbeitet aber so viel, wie sonst drei 100-Prozentler.

Deshalb die Sache mit der Berufung. «Wir sind nicht reich an Geld, dafür an vielen anderen Sachen, wie zum Beispiel der Verbundenheit zur Natur», so der Walliser Landwirt.

Ernst Wandfluh (47), der Bauernschlaue aus Kandergrund BE

Überschaubar ist das Einkommen auch auf dem Hof von Ernst Wandfluh (47) in Kandergrund BE. Den Hof in Kandergrund BE hat er 2009 von seinen Eltern übernommen. Gemeinsam mit seiner Frau und seiner Tochter führt er den Betrieb und umsorgt die 25 Kühe sowie 15 Rinder aus eigener Nachzucht auf 32 Hektar Land. Dazu kommt die Sömmerung von rund 600 Schafen.

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«Meine Familie lebt von brutto 4500 Franken im Monat»
Ernst Wandfluh, Landwirt und Nationalrat aus Kandergrund BE
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Wandfluhs Hof ist ein kleiner Familienbetrieb, für Blick öffnet er seine Buchhaltung. «Das hier ist mein Milchbüchlein.» Im Jahr 2022 flossen gut 300'000 Franken in Wandfluhs Kasse. Zur Hälfte sind das Erträge, die andere Hälfte sind Direktzahlungen. Nachdem die gesamten Betriebskosten abgezogen sind, bleiben den Bauern unter dem Strich 13'000 Franken im Jahr. Obendrauf kommt aber noch der Lohn, den er seiner Frau und seiner Tochter auszahlt. «So lebt meine Familie von brutto 4500 Franken im Monat. Davon müssen wir wie alle anderen Essen, Wohnkosten, Krankenkassen, Privatauto, etc. bezahlen.»

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In Wandfluhs Milchbüchlein gibt es aber zusätzliche Einnahmequellen. Ins Gewicht fällt vor allem sein Lohn als Nationalrat. Dort sitzt er seit 2023 für SVP. «Das sind gut 100'000 Franken. Davon gehen aber direkt 70 Prozent wieder weg, weil ich wegen meines Amts selbst weniger auf dem Hof arbeite und darum mehr an Lohn und Abgaben zahle.» Das übrigbleibende Geld investiert Wandfluh direkt wieder in den Hof. «Wir bauen aktuell ein Bed and Breakfast an unser Wohnhaus, damit wir auch nach meiner Amtszeit ein gesichertes Nebeneinkommen haben.» Bauernschläue ist gefragt.

«Musst froh sein, wenn du alle Rechnungen zahlen kannst»
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Bei Einnahmen von 300'000 Fr:«Musst froh sein, wenn du alle Rechnungen zahlen kannst»

Wandfluh liebt das Leben als Landwirt. «Ich kann mir nichts anderes vorstellen.» Deswegen könne er gut mit einem tiefen Lohn leben.

Martin Jucker, der Manager aus Seegräben ZH

In ganz andern Dimensionen als im Kandertal denkt man bei der Jucker Farm AG. Martin Jucker (52) hat mit seinem Bruder zusammen das Imperium aufgebaut. Der ausgebildete Landwirt betont zwar, dass er im Herzen noch immer Bauer ist. Aber eigentlich ist er heute Manager: «Ich stehe nicht mehr oft auf dem Feld, bei 300 bis 800 Angestellten arbeite ich viel mehr am Computer. Es ist eine riesige Verantwortung.» Verständlich: Die Jucker Farm AG erntet im Jahr über 1500 Tonnen Kürbis, angebaut wird auf 150 Hektaren.

«Wenn man zwei Prozent Gewinn macht, gehört man zu den Besten»
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Mitgründer Martin Jucker:«Wenn man zwei Prozent Gewinn macht, gehört man zu den Besten»

Jucker erinnert sich, wie zwischen 1997 und der Jahrtausendwende das Business explodiert ist: «Der Anfang war unglaublich dynamisch. Wir begannen mit einem Umsatz von 500'000, bis zum Jahr 2000 waren wir auf acht Millionen Franken.» Seit dem Zeitpunkt veröffentlicht die Jucker Farm AG keine Zahlen mehr. Der Chef verrät aber: «Eine Gewinnmarge von über zwei Prozent ist sehr hoch in unserem Geschäft.»

Es war aber auch schon anders. Jucker sagt: «Wir hatten Jahre, in denen wir Verluste schrieben. Auch die Zeit während der Corona-Pandemie war sehr schwierig. Doch das holen wir jetzt auf.»

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«Wir wollten nie gross werden. Wir wurden einfach gross.»
Martin Jucker, Kürbis-Grossbauer aus Seegräben
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Doch was ist das Geheimnis des unglaublich steilen Aufstiegs der Jucker-Kürbisbauern? Einerseits haben sie als erster Bauernhof voll auf Kürbisse gesetzt. Aber da ist noch mehr. Martin Jucker sagt: «Qualität ist der Schlüssel zum Erfolg. Wir wollten nie gross werden. Wir wurden einfach gross. Immer mehr Leute wollten unsere Produkte.» Zudem habe man auf den Höfen die Kürbisernte erfolgreich zu einem Grossereignis gemacht. Seit 2015 setzt die Jucker Farm zudem auf die Entwicklung von nachhaltigen Anbaumethoden, die in der Zukunft Pflanzenschutzmittel und Kunstdünger überflüssig machen sollen.

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