Auf einen Blick
- Bauern verzichteten 2023 auf 19 Prozent aller Acker-, Reb- und Obstflächen auf Herbizide
- Rund 14'000 Betriebe setzten auf 102'000 Hektaren weder Fungizide noch Insektizide ein
- Die Landwirtschaft belastet die Umwelt weniger in den letzten 30 Jahren
- Handlungsbedarf besteht bei Stickstoff und Treibhausgas
Die Bauern und Bäuerinnen in der Schweiz machen laut dem neuen Agrarbericht des Bundes Fortschritte bei der umweltfreundlichen Produktion. Sie seien bereit, Herausforderungen wie etwa die Senkung der Risiken durch Pestizide anzunehmen, heisst es.
Die dafür Anfang 2023 eingeführten Direktzahlungsprogramme würden rege genutzt, schrieb das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) am Donnerstag. Bauern wollten auf Pestizide verzichten, die Fruchtbarkeit ihrer Böden verbessern oder ihr Vieh öfter auf die Weide lassen.
14000 Betriebe verzichten auf Fungizide
Das Parlament stellte Bestimmungen zur Reduktion der Risiken durch Pestizide und Absenkpfade für Schadstoffemissionen der Bauernbetriebe als Gegenvorschlag der Trinkwasserinitiative und der Pestizidinitiative gegenüber. Beide Initiativen wurden 2021 an der Urne abgelehnt.
Bauernbetriebe verzichteten 2023 auf 19 Prozent aller Acker-, Reb- und Obstflächen auf Herbizide. Zudem setzten rund 14'000 Betriebe auf 102'000 Hektaren Anbaufläche weder Fungizide noch Insektizide ein. Das sei erfreulich, sagte BLW-Direktor Christian Hofer in Bern vor den Medien.
2024 war ein schwieriges Jahr
Dass die Landwirtschaft die Umwelt zunehmend weniger belastet, zeigt ein Rückblick auf die vergangenen rund 30 Jahre. Abgenommen haben gemäss dem Agrarumweltmonitoring der Ausstoss von Ammoniak und der Phosphorbilanzüberschuss. Beim Stickstoff und beim Treibhausgas hingegen sieht der Bund noch Handlungsbedarf.
Die Landwirtschaft habe daran gearbeitet, mit dem Verzicht auf Pflanzenschutzmittel die Risiken zu vermindern, sagte Hofer. Gerade das feuchte Jahr 2024 sei aber ein schwieriges. Denn zum Beispiel das Bekämpfen von Pilzkrankheiten erforderte mehr Pflanzenschutzmittel als in trockenen Jahren.
«Wir sind ein Grasland»
Um Kulturen vor klimatischen Effekten zu schützen, brauche es Alternativen. Hofer nannte dabei die Züchtung robuster Sorten, aber auch die Praxis auf dem Bauernbetrieb, etwa das Nutzen der Fruchtfolge und natürliche Schutzmethoden.
Die Schweiz verfügt über rund 725'600 Hektaren Wiesen, Weiden und Kunstwiesen. Das sind rund zwei Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Dazu kommen über 503'000 Hektaren Alpweiden, auf denen das Vieh den Sommer verbringt.
«Wir sind ein Grasland», sagte Hofer dazu. Die Wiesen und Weiden seien ein zentrales Element der Ernährungssicherheit in der Schweiz. Damit sei die Schweiz eine Weltmeisterin im Veredeln von Gras und Heu und benötige weniger Kraftfutter als das Ausland.
19 Prozent biologisch bebaut
Die Zahl der Biobetriebe ist seit einigen Jahren im Zunehmen; sie lag 2023 bei 7896. Das waren 77 Biobetriebe mehr als im Vorjahr und rund 30 Prozent mehr als im Jahr 2013. Rund 19 Prozent aller Flächen wurden biologisch bebaut.
Derweil geht das Bauernsterben weiter, und die verbleibenden Höfe bewirtschaften grössere Flächen. 2023 gab es in der Schweiz 47'719 Bauernbetriebe. Das waren 1,3 Prozent oder 625 weniger als im Vorjahr. Jeder Betrieb hatte im Mittel knapp 22 Hektaren Nutzfläche, und die Zahl der Betriebe mit mehr als 30 Hektaren Nutzfläche stieg.
Weniger Geflügel, mehr Rindfleisch
2023 wurden im Inland insgesamt 361'906 Tonnen Fleisch produziert. Während die Produktion von Schweinefleisch - nach einer Überproduktion im Vorjahr - und auch von Geflügelfleisch abnahm, wurden mehr Rind- und Lammfleisch verkauft. Abgenommen auf rund eine Milliarde Stück hat auch die Eierproduktion.
Die Produzenten- und auch die Konsumentenprise für die meisten landwirtschaftlichen Produkte sind im vergangenen Jahr gestiegen. Gemäss dem Bericht sind die Produktionskosten und das Angebot an Produkten der Grund dafür. Beim Fleisch war die Entwicklung unterschiedlich: Frischfleisch wurde teurer, Fleischprodukte dagegen billiger.