Schweine kriegen doch nicht mehr Platz
Bund lenkt im Säuli-Knatsch ein

Schweizer Bio-Säuli müssen sich weiterhin mit weniger Platz begnügen. Der Bund streicht die geplante Flächenerweiterung auf Druck der Bio-Bauern.
Publiziert: 08.11.2024 um 00:57 Uhr
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Aktualisiert: 08.11.2024 um 09:02 Uhr
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1,65 Quadratmeter Fläche pro Bio-Schwein ist in der Schweiz vorgeschrieben.
Foto: Thomas Meier

Auf einen Blick

  • Bund lenkt ein: Bio-Schweine behalten weniger Platz
  • Bio-Schweineproduktion wäre durch grössere Flächen gefährdet
  • Platz pro Schwein sollte von 1,65 auf 1,9 Quadratmeter steigen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Eigentlich hätten Schweizer Schweine bald mehr Platz im Stall bekommen – zum Suhlen, Fressen und Schlafen. Der Bund wollte die Schweizer Bio-Richtlinien jenen der EU angleichen. Statt 1,65 Quadratmeter pro Tier hätten es künftig mindestens 1,9 Quadratmeter sein sollen.

Nun müssen sich die Schweizer Säuli aber auch in Zukunft mit der kleineren Fläche begnügen. Der Bund hat auf Druck der Bio-Bauern eingelenkt, wie er am Mittwoch bekannt gab.

In einer Stellungnahme zuhanden des Bundesrats haben die Bauern zuvor gewarnt, dass die Bio-Schweineproduktion in der Schweiz durch die grösseren Flächen gefährdet sei. Weniger Tiere pro Stall bedeute auch weniger Ertrag. Das führe dazu, dass viele Bio-Schweinebauern den Bettel hinwerfen würden, so die Befürchtung des Verbands Bio Suisse.

«Die Produktionskosten der Bio-Schweinefleischproduktion sind bereits heute deutlich höher», sagt David Herrmann, Sprecher von Bio Suisse. Wenn die Anforderungen steigen, müsse das auch entschädigt und am Markt nachgefragt werden.

Bund lenkt ein

Die Kritik hat gewirkt: Man habe in der Vernehmlassung zuerst abklären wollen, ob die höheren Anforderungen der EU auch in der Schweiz umgesetzt werden könnten, schreibt das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) auf Anfrage. Die Reaktionen seien aber «überwiegend ablehnend» gewesen. Darum werden die neuen Vorgaben nun wieder gestrichen.

Den Verband Bio Suisse freuts: «Wir sind froh, dass der Bund erkennt: Auch freier Himmel, Kratzbürsten und Dusche oder Suhle zum Abkühlen bedeuten mehr Tierwohl», so Herrmann. Ausserdem wäre es schwierig gewesen, die neuen Vorgaben umzusetzen. Etwa wegen der knappen Übergangsfristen: Grössere Ställe zu bauen, sei nicht so einfach – und vor allem nicht so schnell möglich. Der Bundesrat wollte den Bauern fünf Jahre zur Umstellung geben.

Angleichung an die EU

Eigentlich hat der Bundesrat aber nicht nur aus Tierwohl eine Platz-Vergrösserung veranlasst: Ein wichtiger Grund war das Landwirtschaftsabkommen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union (EU). Dieses schreibt vor, dass die Bio-Vorschriften in der Schweiz und der EU ungefähr gleichwertig sein müssen. Dies ist die Grundlage dafür, dass ein EU-Bio-Produkt auch hier als Bioware verkauft werden darf. In Deutschland, Spanien oder Polen haben Bio-Schweine heute viel mehr Platz als hierzulande.

Für Bio-Suisse-Sprecher Herrmann bedeute das aber nicht, dass die Bio-Standards hier lascher seien als in der EU oder es den Säuli hierzulande schlechter gehe: «Wir wollen ein breites Verständnis von Tierwohl, das auch andere Massnahmen, als 25 Quadratzentimeter mehr Platz berücksichtigt», so Herrmann. Eben zum Beispiel Freilauf unter freiem Himmel – eine Vorgabe, die es zwar in der Schweiz, nicht aber in der EU gebe.

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