Bio-Bauern dürfen hoffen
Gibt der Bund im Säuli-Knatsch nach?

Mehr Platz pro Schwein? Die Bauern wehren sich gegen eine Verschärfung der Bio-Standards. Nun zeichnet sich ab: Der Bund könnte einlenken.
Publiziert: 30.05.2024 um 00:10 Uhr
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Aktualisiert: 30.05.2024 um 10:27 Uhr
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Die Bio-Verordnung schreibt heute eine Mindestfläche von 1,65 Quadratmeter pro Schwein vor.
Foto: imago/photothek
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Lea HartmannRedaktorin Politik

Der Plan des Bundes ist in der Bio-Branche auf heftigen Widerstand gestossen. Bio-Schweine sollen künftig mehr Platz erhalten: Statt 1,65 Quadratmeter pro Tier sollen neu mindestens 1,9 Quadratmeter vorgeschrieben sein.

Damit will der Bundesrat die Schweizer Bio-Vorschriften jenen der EU angleichen, wie Blick vergangene Woche berichtet hat. In Deutschland, Spanien oder Polen haben Bio-Schweine heute nämlich viel mehr Platz zum Fressen und Schlafen als hierzulande. Mit den 0,25 Quadratmetern mehr geht der Bund den Bio-Produzenten aber zu weit. Mehr Platz führe nicht automatisch zu mehr Tierwohl – im Gegenteil, warnen sie.

Lenkt der Bund ein?

Die Kritik zeigt Wirkung: Laut Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) geht man angesichts der Befürchtungen der Branche noch einmal über die Bücher. Es werde geprüft, die strengeren Vorgaben betreffend Mindestfläche pro Schwein «eventuell doch nicht zu übernehmen und die heutigen Vorgaben vorerst zu belassen», teilt das BLW auf Blick-Anfrage mit.

In der Schweiz ist heute lediglich 2,5 Prozent des in der Schweiz produzierten Schweinefleischs Bio – in der EU liegt der Bio-Anteil noch tiefer: bei unter 1 Prozent. Würden die Vorschriften verschärft, würde die Öko-Nische noch kleiner, fürchten die Bio-Produzenten. Sie argumentieren zudem, dass es auf viel mehr als nur die Grösse des Stalls ankomme.

Wobei der Bundesrat nicht nur des Tierwohls wegen aktiv geworden ist. Ein wichtiger Grund ist das Landwirtschaftsabkommen zwischen der Schweiz und der EU. Dieses schreibt das sogenannte Äquivalenzprinzip fest – also, dass unter anderem die Bio-Vorschriften in der Schweiz und der EU ungefähr gleichwertig sein müssen. Dies ist die Grundlage dafür, dass ein EU-Bio-Produkt auch hier als Bioware verkauft werden darf.

Bio Suisse will sich nicht zu früh freuen

Die Bauern stellen sich auf den Standpunkt, dass man das grosse Ganze sehen müsse: Insgesamt sei das Bio-Niveau in der Schweiz gleich hoch ist wie in der EU, auch wenns in den Ställen enger ist. Eine Argumentation, die den Bund offenbar überzeugt. Obwohl die Behörden das ursprünglich noch anders gesehen hatten und eine Angleichung des Rechts für notwendig hielten.

Bio Suisse zeigt sich erfreut über den Sinneswandel, der sich beim Bund abzeichnet. «Wir waren immer der Meinung, dass freier Himmel, Kratzbürsten und Dusche oder Suhle zum Abkühlen gleichwertig sind wie die 0,25 m2 mehr Platz», sagt Sprecher David Herrmann. Es freue den Verband, zu sehen, «dass das BLW unsere Argumente gehört hat und die Einführung prüft». Für Erleichterung sei es aber noch zu früh. Den endgültigen Entscheid wird der Bundesrat voraussichtlich erst im Herbst treffen.

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