Walliserin fordert Abschleppdienst für Rollstuhlfahrer
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«Problem muss gelöst werden!»:Walliserin fordert Abschleppdienst für Rollstuhlfahrer

Der elektrische Rollstuhl von Vanessa Grand (45) streikt plötzlich, doch IV und Polizei wollen ihr nicht helfen:
«Jede Kuh wird von der Alp geflogen, aber mich lässt man hilflos auf der Strasse stehen»

Der elektrische Rollstuhl von Vanessa Grand hat mitten in Freiburg plötzlich eine Fehlfunktion. Die Sängerin ist verzweifelt, hofft auf Hilfe seitens der IV oder der Polizei. Doch niemand fühlt sich zuständig. Jetzt sitzt Grand auf einer Rechnung von 750 Franken.
Publiziert: 03.08.2024 um 00:13 Uhr
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Aktualisiert: 03.08.2024 um 11:26 Uhr
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Am Samstag, 20. Juli, strandet Vanessa Grand in der Innenstadt von Freiburg.
Foto: zVg
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Martin MeulReporter News

Dass etwas mit ihrem fast 30'000 Franken teuren elektrischen Rollstuhl nicht stimmen könnte, hat Vanessa Grand (45) aus Leuk VS an diesem Samstag, 20. Juli, schon länger im Gefühl. Ihr Spezialgefährt hat in der letzten Stunde immer wieder Fehlermeldungen ausgegeben, irgendetwas stimmt mit der Steuerung nicht. Das Aus- und wieder Anschalten des Rollstuhls hat das Problem aber jeweils behoben.

Doch um 13.50 Uhr geht plötzlich nichts mehr. Der 180 Kilogramm schwere Stuhl bewegt sich keinen Meter mehr, die Schlagersängerin ist rund 150 Kilometer von zu Hause entfernt gestrandet. «Joystick Error» steht nun auf dem Bildschirm, alle Versuche, das Gefährt wieder flottzubekommen, scheitern. 

Für Vanessa Grand, die mit der Glasknochenkrankheit lebt, ein Desaster. «Ich sage immer, dass ich nicht an einen Rollstuhl gefesselt bin, solange dieser fährt. Aber wenn gar nichts mehr geht, dann bin ich gefangen», sagt sie ein paar Tage nach dem Vorfall zu Blick.

Schlechte Nachrichten

An diesem Sommertag steht Grand in der Freiburger Innenstadt bewegungsunfähig auf der Strasse. Zwar ist eine Kollegin dabei, doch die kann ihr nicht wirklich helfen. «Der Rollstuhl ist sehr schwer, kaum zu bewegen ohne die Hilfe des Motors», sagt Grand. Doch ein anderes Problem wiegt noch schwerer. Ein Sturz mit dem Stuhl könnte für die Sängerin wegen ihrer Krankheit tödlich enden. «Da gibt es keinen Raum für Fehler», sagt sie. «Geht die Kontrolle über den Rollstuhl verloren, kann das ganz böse für mich enden.»

Was ist die Glasknochenkrankheit?

Die Glasknochenkrankheit, auch bekannt als Osteogenesis imperfecta, ist eine seltene genetische Erkrankung, die zu schwachen Knochen und einer erhöhten Anfälligkeit für Knochenbrüche führt. Betroffene können auch kleinere Statur, sklerale Blaufärbung, Hörverlust und andere Symptome aufweisen. Es gibt verschiedene Typen der Glasknochenkrankheit, die sich in ihrem Schweregrad und den betroffenen Knochen unterscheiden.

Die Glasknochenkrankheit, auch bekannt als Osteogenesis imperfecta, ist eine seltene genetische Erkrankung, die zu schwachen Knochen und einer erhöhten Anfälligkeit für Knochenbrüche führt. Betroffene können auch kleinere Statur, sklerale Blaufärbung, Hörverlust und andere Symptome aufweisen. Es gibt verschiedene Typen der Glasknochenkrankheit, die sich in ihrem Schweregrad und den betroffenen Knochen unterscheiden.

Aber auch so ist die Situation sehr unangenehm. Grand steht wie festgeklebt auf dem Trottoir, kann nicht auf die Toilette, nichts. «Ich habe mich sehr, sehr hilflos gefühlt», sagt sie. 

Es muss eine Lösung her. Grand versucht, ihre Reha-Techniker zu erreichen, obwohl diese am Samstag freihaben. Einen Pikettdienst am Wochenende bietet die Firma nicht an, denn dafür zahlt die IV gemäss Grand nicht. Dennoch meldet sich einer der Techniker, er kennt die Sängerin schon seit Jahren. «Er sagte mir, dass in solchen Fällen seitens der IV vorgesehen sei, die Blaulichtorganisationen zu kontaktieren», sagt Grand. 

Bei der IV verweist man in diesem Zusammenhang auf die Lieferanten der Rollstühle. «Es gab in der Vergangenheit Lieferanten, die einen Pikettdienst anboten. Diese Angebote wurden aber wieder eingestellt, die Kosten waren zu hoch und die Nachfrage zu tief», schreibt die IV.

Hilfe? Fehlanzeige!

Der Rollstuhlfahrerin bliebt nichts anderes übrig, als die Nummer 144 anzurufen. Grand erzählt: «Bei der Zentrale sagte man zu mir, dass man da nichts tun könne, man könne nur eine Ambulanz schicken.» Stattdessen soll Grand die Polizei anrufen, denn das «komme billiger». 

Also wählt Grand die Nummer 117, doch auch bei der Polizei gibt es keine Hilfe. «Es hiess, man wisse nicht, was zu tun sei, das habe man noch nie gehabt», schildert Grand das Gespräch.

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«Schade, dass mein Rollstuhl nicht mitten auf dem Fussgängerstreifen schlappgemacht hat. Dann wäre die Polizei mit Sicherheit direkt da gewesen.»
Vanessa Grand
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Grand bitte darum, dass zwei Polizisten zu ihr geschickt werden. Doch das will die Polizei nicht, ein solcher Einsatz sei nicht vorgesehen, heisst es. «Ich dachte immer, die Polizei sei mein Freund und Helfer, aber sie haben mich im Stich gelassen», poltert Grand und fügt an: «Schade, dass mein Rollstuhl nicht mitten auf dem Fussgängerstreifen schlappgemacht hat. Dann wäre die Polizei mit Sicherheit direkt da gewesen.» 

Die Freiburger Kantonspolizei hält auf Anfrage von Blick fest, dass sie «nicht dazu befugt ist, eine Person mit Rollstuhl zu transportieren». Weiter heisst es: «Ausserdem befand sich die Frau gemäss eigenen Angaben auf einem Trottoir und daher nicht in Gefahr.»

Teure Taxirechnung

Als letzte Möglichkeit bleibt Grand so nur die Rückreise mit einem Spezialtaxi. Nach zwei Stunden ist ein solches endlich vor Ort. Doch die Fahrt zurück ins Wallis ist kostspielig. 750 Franken soll der Transport kosten. «Mir blieb aber nichts anderes übrig», sagt Grand. Besonders bitter: Sie befürchtet, dass sie auf der Rechnung sitzenbleibt, denn eine Versicherung für solche Fälle gibt es schlicht nicht. «Bei einer IV-Rente von rund 1200 Franken pro Monat ist das happig», sagt sie. 

Für Grand ist die Sache deshalb auch noch nicht abgeschlossen. Sie fordert, dass es für solche Fälle einen Pikettdienst seitens der IV geben muss. «Der Rollstuhl gehört schliesslich der IV und nicht mir», sagt sie. «Jede Kuh wird von der Alp geflogen, aber mich lässt man hilflos auf der Strasse stehen. Das kann nicht angehen.»

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