Edgar Kuonen (55) stehen die Anstrengungen der letzten Tage ins Gesicht geschrieben. Seit am Montagnachmittag bei Bitsch VS ein grosser Waldbrand ausgebrochen ist, kommt er kaum zur Ruhe. Verständlich – Kuonen ist der Gemeindepräsident von Bitsch und ein gefragter Mann in diesen Tagen. «Ja, ich bin müde, aber auch zuversichtlich», sagt er.
Kuonen hat das Waldbrandgebiet auch am Donnerstag aus dem Helikopter in Augenschein genommen und ist zufrieden mit dem, was er gesehen hat. Er sagt: «Man sieht, dass sich etwas tut.»
Einsatzkräfte im Wald
Der Waldbrand ist so weit stabilisiert, dass am Donnerstag die Arbeiten auf dem Boden intensiviert werden können. Angehörige der Feuerwehren können den Flammen und Glutnestern zu Leibe rücken. Doch es sind kleine Teams von fünf, sechs Mann, die in den Wald vordringen. «Es ist nicht so, dass wir mit Hundertschaften arbeiten können», erklärt Gesamteinsatzleiter Mario Schaller.
Das hat seine Gründe. Einerseits fliegen die Löschhelikopter weiterhin Einsätze. «Da muss man sehr gut aufpassen, dass die Einsatzkräfte am Boden nicht durch das Wasser aus der Luft gefährdet werden», sagt Schaller.
Auf der anderen Seite ist der Boden im Waldbrandgebiet noch immer heiss wie ein Glutofen. «Wir messen Temperaturen von über 200 Grad.» Wer keine speziellen Schuhe hat, dem schmelzen die Sohlen buchstäblich unter den Füssen weg.
Ursache weiter unklar
Das hat auch Auswirkungen auf die Ermittlungen der Brandursache. «Auch die Brandermittler der Behörden können nur mit grosser Mühe und Vorsicht ins Brandgebiet vordringen. Alles ist sehr kompliziert», sagt Schaller. Heisst: Auch an Tag vier des Waldbrandes ist immer noch unklar, was oder wer für die Katastrophe von Bitsch verantwortlich ist.
Derweil brauchen auch die 50 Personen, die aus dem Weiler Oberried evakuiert wurden, weiterhin Geduld. Zwar durften sie am Donnerstag kurz in ihre Häuser, um ein paar Sachen zu holen, mehr war aber nicht drin. «Wir können die Strasse nach Oberried nicht für den zivilen Verkehr freigeben. Dafür sind dort einfach zu viele Einsatzfahrzeuge unterwegs», begründet Schaller die andauernde Evakuierung. Bis wann sie dauern wird, weiss noch niemand.
Wenigstens konnten die Bauern des Weilers das Heu von den Feldern holen – eine präventive Brandschutzmassnahme und auch ein Zeichen des guten Willens seitens der Behörden in Richtung der Landwirte. «Immerhin trampeln wir auf ihren Wiesen herum, sind auf ihr Land angewiesen», sagt Schaller.
Was passiert mit dem Wald?
Während es noch Tage dauern wird, bis die Brände bei Bitsch alle gelöscht sind, wandert der Blick von Gemeindepräsident Edgar Kuonen schon weiter in die Zukunft. Er macht sich Gedanken um den Wald, der sein Dorf vor Steinschlägen und Lawinen schützt. Die Flammen haben Zehntausende Bäume zerstört, die Schutzwirkung ist teilweise dahin.
Gemäss Kuonen gibt es zwar schon erste Ideen, was man tun muss, damit es im Winter wegen des Schnees nicht gefährlich wird. «Doch die Sorgenfalten wegen des zerstörten Waldes bleiben», sagt er.