«Als ich das Ausmass gesehen habe, flossen die Tränen»
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Förster zu Brand in Leuk VS:«Als ich das Ausmass gesehen habe, flossen die Tränen»

Die wahre Sonnenstube der Schweiz
Warum es im Wallis so häufig brennt

Auf der Waldbrand-Grafik ist es südlich von den Alpen rot bis dunkelrot: Im Wallis und im Tessin brennt es deutlich mehr als im Norden. Noch verstärkt wird das Problem durch den Klimawandel. Die vermehrten Hitzeperioden sind die übelsten Brandstifter.
Publiziert: 20.07.2023 um 00:04 Uhr
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Aktualisiert: 20.07.2023 um 13:05 Uhr
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Klimatologe Stephan Bader erklärt, warum der Süden der Schweiz besonders von der Trockenheit betroffen ist. Es sind nicht die fehlenden Niederschläge.
Foto: Zvg
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Beat MichelReporter

Die Sonne knallt, Meteoswiss schaltet schon die nächste Hitzewarnung für das Wallis. Im Süden der Alpen ist der Waldboden so trocken wie schon lange nicht mehr. Wie schnell sich dann ein Grossbrand von Baum zu Baum ausbreitet, sieht man gerade in Bitsch VS. Das Feuer wird noch Tage im Boden weiter motten. Und: Der Kanton Wallis verhängt ein Feuerverbot im Freien. Doch warum ist es gerade im Süden der Alpen so brandgefährlich?

Stephan Bader von der Abteilung Klima am Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie erklärt: «Das Wallis ist die niederschlagsärmste Region der Schweiz.» Trockenheit sei sich die Region gewohnt. «Aber mit der zunehmenden Sommerwärme und -hitze verdunstet nun aber immer mehr das sonst schon wenige Wasser aus den Böden.»

«Mit einem Gartenschlauch kann man erste Vorsichtsmassnahmen treffen!»
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Verdunstung dörrt alles kaputt

Und: «Die sommerliche Waldbrandgefahr wird primär über die Dauer und Intensität der Hitze gesteuert», sagt der Klimatologe. «Wärme treibt die Verdunstung an und fördert damit die Trockenheit im Boden. Eines der ganz klaren Signale der Klimaänderung in der Schweiz ist neben den zunehmend wärmeren Sommern auch die Zunahme und Häufigkeit und Intensität von Hitzewellen.»

Dabei regnet es in der Summe im Wallis und Tessin gar nicht weniger als früher. Bader: «Auch wenn sich die sommerlichen Niederschlagssummen über lange Sicht kaum verändert haben, wie zum Beispiel an den Messstandorten Lugano und Sion, wird die sommerliche Trockenheit aufgrund der stark steigenden Verdunstung zu einem immer grösseren Problem.»

Vorbild Ticino

Obwohl das Tessin in der Statistik der Waldbrände noch immer ganz oben steht, sinken die Zahlen von Feuersbrünsten stärker als etwa im Wallis. Wie ist das möglich? Der Kanton hat sich in den letzten Jahren ein weltweit einzigartiges Waldbrandmanagement aufgebaut. Mit dem von der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft in Bellinzona eigens entwickelten Tool «FireNiche» kann die Gefahr präzise und tagesaktuell eingeschätzt werden. Wird es gefährlich, gilt ein äusserst strenges Feuerverbot. Denn noch immer werden 75 Prozent der Brände durch Menschen verursacht.

Unberechenbare Blitze

Was aber weder das Tessin noch das Wallis regeln können: die zunehmenden Wetterextreme, die auch mehr Gewitter verursachen – und damit mehr Waldbrände durch Blitzschlag. In den letzten 20 Jahren waren es 275 Waldbrände, in den kommenden Jahren könnte das stark zunehmen. «Weil die Blitze auch immer häufiger auf eine unter Trockenheit leidende Vegetation triff, steigt das Potenzial, dass durch Blitze mehr Brände ausgelöst werden», so Klimatologe Bader.

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