Die Sonne knallt, Meteoswiss schaltet schon die nächste Hitzewarnung für das Wallis. Im Süden der Alpen ist der Waldboden so trocken wie schon lange nicht mehr. Wie schnell sich dann ein Grossbrand von Baum zu Baum ausbreitet, sieht man gerade in Bitsch VS. Das Feuer wird noch Tage im Boden weiter motten. Und: Der Kanton Wallis verhängt ein Feuerverbot im Freien. Doch warum ist es gerade im Süden der Alpen so brandgefährlich?
Stephan Bader von der Abteilung Klima am Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie erklärt: «Das Wallis ist die niederschlagsärmste Region der Schweiz.» Trockenheit sei sich die Region gewohnt. «Aber mit der zunehmenden Sommerwärme und -hitze verdunstet nun aber immer mehr das sonst schon wenige Wasser aus den Böden.»
Verdunstung dörrt alles kaputt
Und: «Die sommerliche Waldbrandgefahr wird primär über die Dauer und Intensität der Hitze gesteuert», sagt der Klimatologe. «Wärme treibt die Verdunstung an und fördert damit die Trockenheit im Boden. Eines der ganz klaren Signale der Klimaänderung in der Schweiz ist neben den zunehmend wärmeren Sommern auch die Zunahme und Häufigkeit und Intensität von Hitzewellen.»
Dabei regnet es in der Summe im Wallis und Tessin gar nicht weniger als früher. Bader: «Auch wenn sich die sommerlichen Niederschlagssummen über lange Sicht kaum verändert haben, wie zum Beispiel an den Messstandorten Lugano und Sion, wird die sommerliche Trockenheit aufgrund der stark steigenden Verdunstung zu einem immer grösseren Problem.»
Vorbild Ticino
Obwohl das Tessin in der Statistik der Waldbrände noch immer ganz oben steht, sinken die Zahlen von Feuersbrünsten stärker als etwa im Wallis. Wie ist das möglich? Der Kanton hat sich in den letzten Jahren ein weltweit einzigartiges Waldbrandmanagement aufgebaut. Mit dem von der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft in Bellinzona eigens entwickelten Tool «FireNiche» kann die Gefahr präzise und tagesaktuell eingeschätzt werden. Wird es gefährlich, gilt ein äusserst strenges Feuerverbot. Denn noch immer werden 75 Prozent der Brände durch Menschen verursacht.
Unberechenbare Blitze
Was aber weder das Tessin noch das Wallis regeln können: die zunehmenden Wetterextreme, die auch mehr Gewitter verursachen – und damit mehr Waldbrände durch Blitzschlag. In den letzten 20 Jahren waren es 275 Waldbrände, in den kommenden Jahren könnte das stark zunehmen. «Weil die Blitze auch immer häufiger auf eine unter Trockenheit leidende Vegetation triff, steigt das Potenzial, dass durch Blitze mehr Brände ausgelöst werden», so Klimatologe Bader.