Während die Einsatzkräfte in Bitsch VS weiterhin gegen den Waldbrand kämpfen, ist plötzlich der Verwaltungsratspräsident von Air Zermatt landesweit in den Schlagzeilen. In einem Brief kritisiert Philipp Perren (64), dass neben den zivilen Maschinen auch Super Pumas der Armee zum Einsatz kommen. Die Air Zermatt hätte die Situation allein im Griff gehabt, die Armee komme nur zum Einsatz, um Kosten zu sparen. Der «Walliser Bote» berichtete zuerst darüber.
In den Kommentarspalten ist die Empörung gross. Perren wird Geldgier vorgeworfen – im Angesicht einer Katastrophe.
Blick: Philipp Perren, die Reaktionen auf den Brief, den Sie an verschiedene Helikopterunternehmen und die Armee verschickt haben, sind denkbar schlecht. Bereuen Sie, den Brief geschrieben zu haben?
Philipp Perren: Es ist sehr bedauerlich, dass meine Zitate in der medialen Berichterstattung völlig aus dem Gesamtzusammenhang gerissen wurden. Es ist völlig falsch, dass die Air Zermatt ihre Helikopter zurückziehen würde, weil die Armeehelikopter aufgeboten worden sind. Das hat zu falschen Aussagen geführt. Im Vordergrund der Aussagen stand der Sicherheitsgedanke.
Was steht denn konkret im Brief?
Zitat: «Beim aktuellen Waldbrand im Wallis hat die lokale Luft-Einsatzleitung aufgrund der Situation vor Ort entschieden, dass maximal drei Helikopter im Einsatz stehen dürfen. Die ganze Nacht löschten die zivilen Helikopter mit drei Helikoptern von Air-Glaciers, Air Zermatt und Lions Air. Weitere Helikopter stehen in Bereitschaft, um ebenfalls zum Einsatz zu gelangen, sollte die Situation vor Ort den Einsatz von mehr als drei Helikoptern erlauben, was aber aktuell nicht der Fall ist.» Weiter habe ich gesagt, dass ein Einsatz weiterer Helikopter dazu führen würde, dass aus Sicherheitsgründen die aktuell im Einsatz stehenden Maschinen abgezogen werden müssten.
Heisst, Sie wollten die Armeehelikopter nicht auf dem Platz haben.
Es ging aber nicht um ein Grounding der Armeehelikopter, sondern um Sicherheit. Dieser Grundsatz muss auch bei Löscheinsätzen immer zuoberst stehen. Eine entscheidende Rolle dafür spielt, dass die Super Pumas der Armee erst zum Einsatz kamen, als sich die Situation am Brandherd veränderte und zusätzliche Mittel erforderlich wurden. Das war ab Dienstagnachmittag der Fall.
Im Brief geht es aber auch um Geld. Sind sie geldgierig?
Das ist es eben, es ging in dem Brief nicht ums Geld. In dieser Phase spielt Geld keine Rolle, denn unser Hauptfokus liegt auf der Sicherheit und dem Schutz der betroffenen Gemeinden und deren Bewohner. Seit Montagabend stehen wir unermüdlich im Einsatz, um einen der grössten Waldbrände der letzten Jahre zu bekämpfen. Unser vorrangiges Ziel ist es, den Brand so schnell wie möglich zu löschen und dabei das Leben von Menschen und ihr Eigentum zu schützen.
Trotzdem, Sie schreiben, dass die Armee aufgeboten wurde, weil das gratis ist. Gleichzeitig verdienen Sie mit dem Einsatz Hunderttausende Franken.
In dem Brief ging es um Fragen der Sicherheit. Und, dass es von diesem Standpunkt aus nicht angebracht war, die Armee mit ihren Super Pumas aufzubieten.
Das alles ist also ein Missverständnis?
Ja, definitiv. Man kann nicht einfach Zitate aus dem Gesamtzusammenhang reissen, damit sie zu einer publikumswirksamen Schlagzeile werden. Das ist verantwortungslos und respektlos gegenüber allen Menschen, die sich in den vergangenen Tagen bei der Brandbekämpfung eingesetzt haben.
Trotzdem, warum haben Sie das Thema Geld angesprochen, wenn es nur um Fragen der Sicherheit ging?
Im Fall eines grossen Ereignisses wie dem Waldbrand von Bitsch gibt es die Tendenz, möglichst schnell möglichst viele Einsatzmittel aufzubieten. Das ist verständlich, man will eine Katastrophe verhindern. Weil ein Armeeeinsatz gratis ist, ist eine entsprechende Anfrage schnell gemacht. Es ist aber nicht zielführend, die Armee aufzubieten, wenn eigentlich genügend zivile Mittel zur Verfügung stehen. Das war und ist in Bitsch der Fall. Die Armee kommt in der Schweiz als letztes Mittel zum Einsatz, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgereizt sind.