Verband dagegen, Komitee dafür
Bauern-Zoff um Konzerninitiative

Der Schweizer Bauernverband will die Konzernverantwortungs-Initative bekämpfen. Das stösst einigen Bäuerinnen und Bauern sauer auf. Jetzt haben sie ein Ja-Komitee gegründet.
Publiziert: 08.11.2020 um 15:48 Uhr
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Aktualisiert: 26.12.2020 um 19:45 Uhr
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Diese Bäuerinnen und Bauern aus dem Kanton Bern kämpfen für die Konzernverantwortungs-Initiative. Darunter: Olga Vera Hänni (r. u.), Edith Marbot (4. v. r. u.), Klaus Zaugg (3. v. l. u.) und Fritz Sahli (5. v. l. u.).
Foto: Siggi Bucher
Dana Liechti

Nein zur extremen Konzernverantwortungs-Initiative» – das schreibt der Schweizer Bauernverband (SBV) auf seiner Website. Obwohl die hiesigen Bauern von der Initia­tive nicht direkt betroffen sind, sorgt der SBV mit seiner Parole dafür, dass der Abstimmungskampf die Landwirtschaft erreicht. Denn als Gegenpart zum Bauernverband treten nun die «Bäuerinnen und Bauern für die Konzernverantwortung» auf die Bühne. Hinter der Aktion stehen verschiedene Landwirte sowie die Klein­bauern-Vereinigung, Landwirtschaft mit Zukunft, Uniterre und Bio Suisse.

Mit dabei ist auch Olga Hänni (34) aus Kirchlindach BE. Für sie als Biobäuerin sei es selbst­verständlich, an der Urne ein Ja einzulegen: «Wir haben ein ­Interesse daran, dass die Nachhaltigkeitsstandards für importierte Lebensmittel steigen, das würde auch unsere Wettbewerbsfähigkeit steigern.»

Unverständnis für Parole des SBV

Und Bäuerin Edith Marbot (50) aus Wohlen bei Bern, ebenfalls Mitglied des Komitees, sagt: «Genauso wie wir Bauern unseren Mist aufräumen müssen, sollten das auch Konzerne im Ausland müssen. Es ist ein No-Go, dass für die heisse Schoggi unserer Kinder irgendwo auf der Welt andere Kinder Bohnen pflücken müssen und deswegen nicht zur Schule gehen können.» Auch Klaus Zaugg (31), Co-Betriebsleiter des Biohofs Zaugg in Iffwil BE pocht auf Fairness: «Genauso wie wir sollen auch Betriebe, die ihre Produktion ins Ausland verlagern, die hiesigen Standards einhalten müssen.» Die Parole des SBV stösst bei Zaugg auf Unverständnis: «Ich finde es schwach.» Auch Landwirt Fritz Sahli (50) aus Uettligen BE fühlt sich schlecht vertreten – er ist aus dem Verband ausgetreten und sagt: «Da müssen wir Gegensteuer geben.»

Doch warum engagiert sich der Bauernverband überhaupt bei dieser Abstimmung? Die offizielle Begründung findet sich auf der Website des SBV: Natürlich müssten alle ­Unternehmen mit ihren Geschäfts­tätigkeiten auch Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt übernehmen, heisst es da – «die Initiative ist aber zu ra­dikal». Verschie­denen Medien­berichten zufolge ist der eigent­liche Grund für das ­Engagement der Bauernvertretung aber ein Kuhhandel zwischen SBV-Präsident Markus Ritter (53) und den Wirtschaftsver­tretern im Ständerat. Diese stoppten im Parlament die vom Bundesrat aufgegleiste Agrarreform, die Ritter ein Dorn im Auge war. Im Gegenzug kämpft der SBV nun ­gemeinsam mit dem Wirtschaftsdachverband Economiesuisse gegen die Konzernverantwortungs-Initiative.

Für Edith Marbot ist das «nichts anderes als Vetterli-Wirtschaft». Sie kritisiert: «Irgendwann muss sich der Bauernverband einfach zur Sachlage be­kennen. Zum Beispiel, was Spritzmittel von Syngenta angeht. Wir wissen genau, welche Spuren die hinterlassen!»

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