Sie glauben, Geimpfte sind ansteckend
Neue Verschwörungstheorie macht Masken-Gegner zu Maskenträgern

Corona-Skeptiker haben eine neue Verschwörungstheorie entdeckt. Laut dieser geht von Geimpften eine grosse Gefahr aus. Mit Proteinen würden sie Impfablehner anstecken und unfruchtbar machen. Darum wollen diese jetzt Masken tragen!
Publiziert: 15.05.2021 um 14:25 Uhr
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Eine neue Verschwörungstheorie sorgt für Verunsicherung bei Corona-Skeptikern.
Foto: keystone-sda.ch

Seit dem Beginn der Corona-Pandemie geistern abstruse Verschwörungstheorien durchs Internet. Der neuste Irrglaube dreht sich um geimpfte Personen und schürt bei verunsicherten Menschen Angst.

In einschlägigen Chats teilen die Skeptiker fleissig die Theorie, dass Geimpfte besondere Proteine absondern und diese auf andere Menschen «abwerfen», schreibt «20 Minuten». Bei Impfablehnern soll das dann zu unregelmässiger Menstruation, Unfruchtbarkeit und Fehlgeburten führen.

Behauptungen mehrfach widerlegt

Es wird behauptet, der Impfhersteller Pfizer befürchte, dass die Inhaltsstoffe einer RNA-Impfung zum Beispiel über die Luft übertragbar und so ein Risiko für Ungeimpfte, insbesondere Frauen, seien.

Dass diese wilden Behauptungen nicht der Wahrheit entsprechen, wurde bereits belegt. Es sei biologisch gar nicht möglich, erklärt die Epidemiologin Emily Martin gegenüber der «New York Times». Impfstoffe enthalten keine vermehrungsfähigen Viren und sind somit nicht von Mensch zu Mensch übertragbar, schreibt ebenfalls das Faktencheck-Portal «Correctiv».

Skeptiker wollen nun doch Maske tragen

Die Skeptiker halten jedoch weiter an ihrem Irrglauben und überlegen sich jetzt darum, doch eine Maske zu tragen. Diese soll sie dann vor den Geimpften und deren vermeintlich gefährlichen Proteinen schützen.

An einer Privatschule in Miami wurden Berichten zufolge geimpfte Lehrpersonen aufgefordert, sich von Schülern fernzuhalten.

Die neusten Falschinformationen kommen offenbar aus den gleichen Kreisen, die bereits Fake-News im Zusammenhang mit der Plazentabildung und der Impfung verbreitet haben.

Damals behaupteten die Gegner, das Spike-Protein des Coronavirus gleiche dem Syncytin-Protein, das für die Plazentabildung zuständig ist. Die Schlussfolgerung der Skeptiker: Das Immunsystem wehrt sich nicht nur gegen das Spike-Protein, sondern auch gegen das Syncytin und verhindere so die Bildung der Plazenta.

In Wirklichkeit ist die Ähnlichkeit der beiden Proteine gar nicht gross. Eine Kreuzreaktion sei also im Grunde unmöglich, erklärte die Leiterin der Forschungsgruppe Biochemie und Bioorganische Chemie an der Universität Leipzig, Annette Beck-Sickinger, gegenüber SRF.

Twitter-User veräppeln Verschwörer

Die aktuelle Verschwörungstheorie amüsiert viele Twitter-User. «Ich weiss, dass ich keine Spike-Proteine ‹abwerfen› kann, aber wenn das Spinner von mir fernhält, behaupte ich gerne, dass ich das kann!», schreibt ein User.

«Mein Plan für heute: Frühstücken, mit dem Hund spazieren, Proteine abwerfen, Mittagessen», twittert ein anderer ironisch. (man)

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