Jung, extrem und wenig Bildung
Uni Basel veröffentlicht Corona-Skeptiker-Studie

Eine Studie der Uni Basel beschäftigte sich mit Verschwörungstheorien rund um das Coronavirus. Das Ergebnis: Corona-Skeptiker haben oft politisch eine extreme Haltung und weisen ein geringeres Bildungsniveau auf.
Publiziert: 07.04.2021 um 13:06 Uhr
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Aktualisiert: 20.04.2021 um 21:24 Uhr
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Immer wieder gehen Corona-Skeptiker auf die Strasse, um gegen die Massnahmen zu demonstrieren.
Foto: imago images/Andreas Haas

In einer Umfrage der Universität Basel haben zehn Prozent der Befragten mindestens einer Corona-Verschwörungsaussage stark zugestimmt. Den grössten Anklang fanden Aussagen, die nahelegten, dass das Virus menschengemacht oder die offizielle Erklärung zur Ursache des Virus anzuzweifeln sei, teilte die Hochschule am Mittwoch mit.

Die Corona-Pandemie hat Verschwörungstheorien hervorgebracht, die sich übers Internet rasend schnell verbreiten. Tatsächlich zeigt die Geschichte, dass Verschwörungstheorien oft in Krisenzeiten gedeihen. Diese sind mit Überzeugungen verbunden, dass geheime Mächte oder bestimmte Gruppen auf ein schädliches Ziel hin zusammenarbeiten.

Die Basler Psychologinnen Sarah Kuhn und Thea Zander-Schellenberg untersuchten nun mit Kollegen in einer anonymisierten Online-Umfrage, wie stark Menschen aus der deutschsprachigen Schweiz und Deutschland Coronavirus-Verschwörungstheorien zustimmen und wie das mit Denkverzerrungen zusammenhängt. Von den Ergebnissen der Studie, an der 1600 Personen teilnahmen, berichten sie im Fachmagazin «Psychological Medicine».

«Das Coronavirus ist eine Biowaffe»

Auf einer Skala mussten die Teilnehmenden der Studie angeben, wie stark sie jeweils den 49 präsentierten Verschwörungstheorien zustimmten. Dazu gehörten skurile Aussagen wie «Das Coronavirus ist eine Biowaffe, die von China entwickelt wurde, um den Westen zu zerstören», «Antikörpertests sind ein Komplott, um unsere DNA zu sammeln» oder «Der tatsächliche Grund für den Lockdown liegt darin, eine Massenüberwachung durchzusetzen».

Demnach stimmten durchschnittlich knapp zehn Prozent der Befragten mindestens einer Verschwörungsaussage zu, 20 Prozent wenig oder mässig und etwa 70 Prozent gar nicht.

Informationen wurde weniger Beachtung geschenkt

Die Psychologinnen und Psychologen ermittelten ebenfalls die psychologische Befindlichkeit der Befragten sowie deren Alter, Geschlecht und politische Einstellung. So zeigte sich, dass die den Verschwörungstheorien zustimmenden Menschen im Durchschnitt jünger und gestresster waren sowie über Paranoia-ähnliche Erfahrungen berichteten. Sie wiesen ausserdem eine politisch extremere Haltung und ein geringeres Bildungsniveau auf.

Auch in den Denkprozessen der Teilnehmenden zeigten sich Unterschiede. Die Gruppe, die sich mit einer Verschwörungstheorie eher anfreunden konnte, traf Schlussfolgerungen vorschneller und unter grösserer Unsicherheit. Informationen, die ihre Meinung widerlegten, schenkten sie zudem weniger Beachtung.

Vorsicht bei Pauschalisierungen

Allerdings fanden die Forschenden, dass einige Personen, die den Verschwörungstheorien zustimmten, sogar weniger Denkverzerrungen aufwiesen als die andere Gruppe. «Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass nicht jede Person, die einer Verschwörungstheorie zustimmt, automatisch auf ungünstige Art und Weise Informationen verarbeitet und dementsprechend entscheidet», liess sich die Psychologin Sarah Kuhn, Erstautorin der Studie, in der Mitteilung zitieren.

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Dies sei überraschend gewesen, da in der psychologischen Forschung bisher eher davon ausgegangen worden sei, dass Verschwörungstheorien mit Eigenschaften wie einem geringeren analytischen Denkvermögen oder vorschnellem Schlussfolgern einhergingen. Dass bei manchen Personen genau das Gegenteil der Fall sein könne, mahne zur Vorsicht bei Pauschalisierungen über die Anhängerschaft von Verschwörungstheorien.

Gemäss der Universität Basel handelt es sich bei der Studie aufgrund des Befragungsansatzes per Definition nicht um eine bevölkerungsrepräsentative Befragung. Die Zusammensetzung des Alters und Geschlecht der Teilnehmenden war jedoch ähnlich wie die schweizerische und deutsche Allgemeinbevölkerung. (SDA)

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