Am Samstag gingen in Berlin 20'000 Menschen auf die Strasse, um gegen die Corona-Massnahmen zu demonstrieren. Unter ihnen Neo-Nazis, Althippies und Impfgegner (BLICK berichtete).
Die Protestierenden sorgten nicht nur mit dem Marsch ohne Sicherheitsabstand und Schutzmasken für Gesprächsstoff, sondern auch mit der Behauptung, über eine Million Teilnehmer gewesen zu sein.
Als vermeintlicher Beweis wurden gar alte Street-Parade-Bilder aus Zürich und von der «Fridays for Future»-Kundgebung verwendet. Auch Aufnahmen, welche die Menschenmenge aus günstigen Winkeln zeigten und so die Masse grösser erscheinen lassen, werden im Internet verbreitet. Ein genaues Hinschauen entkräftet das haltlose Zahlenwirrwarr im Nu.
Abstruse Theorien
Nun sorgen die Verschwörungstheoritiker, die an der Demo mitmarschierten, für noch mehr Kopfschütteln. Im Beitrag von «Spiegel TV» wird ein Qanon-Anhänger gezeigt, der von kinderfressenden Eliten spricht.
«Natürlich gibts die. Die Unicef (Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen) ist gar der Transporteur für die Ganzen. Unicef holt die Kinder und bringt sie den Eliten», sagt der Mann. «Was machen die dann damit?», will der Reporter wissen. «Essen, quälen, trinken das Blut». Die vermeintlichen Eliten würden die Kinder gegeneinander kämpfen lassen, der Verlierer würde dann gefressen werden. Am Ende fragt der Verschwörungstheoretiker empört. «Warum wisst ihr davon nix?»
Eine andere Anhängerin sieht es gleich. Es sei «ein bewiesener Fakt», dass «Eliten» Kinder in Bunkern missbrauchen. Im gleichen Atemzug sagt sie: «Man nimmt uns die Freiheit und die Grundrechte, man zwingt uns, einen Maulkorb zu tragen.» Die Anhänger der rechten Verschwörungssekte Qanon glauben an die abstrusesten Theorien.
Prominente Brandbeschleuniger
Den Anfang nahm Qanon auf der Internetplattform 4chan. Dort gab sich am 28. Oktober 2017 ein anonymer User namens Q als hochrangiger Regierungsbeamter aus und begann, irre Theorien zu verbreiten. So beherrscht angeblich eine satanistische Elite die Welt.
In unterirdischen Tunnelsystemen missbrauchen deren Mitglieder – bekannte Politiker, Hollywood-Stars und Konzernchefs – Kinder und trinken ihr Blut. Doch angeblich gibt es Hoffnung: US-Präsident Donald Trump sei mithilfe des Militärs daran, diesen «Deep State» zu zerschlagen.
Aus den USA schwappten die Theorien der Verschwörer auch nach Europa. Brandbeschleuniger für die wachsende Bewegung in Europa: Vegan-Koch Attila Hildmann (29), Musiker Xavier Naidoo (48) sowie der Popsänger Robbie Williams (46). Sie alle verbreiteten Qanon-Propaganda. Xavier Naidoo erzählte in einem Telegram-Video: «So langsam hab ich das Puzzle zusammensetzen können. Denn das ist eine Industrie, eine Riesenindustrie, die Kinder foltert und mordet.» (man)