R-Wert deutlich über 1
Warum steigen die Corona-Zahlen wieder?

Seit Mitte Juni steigt der R-Wert, das spiegelt sich auch in den Fallzahlen, die stark zunehmen. Gründe dafür könnten die EM, Öffnungen und mehr Tests sein. Am meisten Sorge bereitet die Delta-Variante. Am Dienstag will die Taskforce erklären, was Sache ist.
Publiziert: 06.07.2021 um 09:51 Uhr
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Aktualisiert: 06.07.2021 um 22:19 Uhr
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Seit Juni steigen die Corona-Fallzahlen in der Schweiz stark.
Foto: BAG/Blick Grafik
Fabian Vogt

Am Montag meldete das Bundesamt für Gesundheit 449 neue Corona-Fälle über das Wochenende. Am Montag vor einer Woche waren es 239 Fälle, vergangenen Freitag 158, in der Vorwoche 109.

Bereits seit Mitte Juni steigt der R-Wert wieder. Dieser gibt an, wie viele Personen ein infizierter Mensch im Durchschnitt ansteckt. Liegt der Wert unter 1, haben wir die Epidemie im Griff. Steigt er über 1, steigen die Fallzahlen exponentiell. Am 11. Juni lag der Wert bei 0.62, gestern bei 1.15. Das verwundert.

Taskforce sagte, Epidemie nimmt kontinuierlich ab

Vor einer Woche schrieb die Corona-Taskforce des Bundes nämlich: «Basierend auf den aktuellen Daten schätzen wir, dass die SARS-CoV-2 Epidemie in den letzten Wochen kontinuierlich abnimmt.»

Warum also steigen die Zahlen trotzdem? Der «Tages-Anzeiger» glaubt, dass sich die Öffnung der Innenräume von Restaurants und das Erlauben von Veranstaltungen bis 100 Personen auf die Fallzahlen niederschlagen könnten. Genau wie die am 11. Juni gestartete EM. Die noch weitergehende Öffnung vom 26. Juni liegt jedoch noch zu wenig weit zurück. Dazu muss man wissen: Der R-Wert wird jeweils mit einer Verzögerung von mindestens zehn Tagen angegeben, weil eine gewisse Zeit vergeht zwischen der Infektion und dem Testresultat.

Testen und Delta als mögliche Ursachen

Diskutiert wird auch, ob vermehrtes Testen bei den höheren Fallzahlen eine Rolle spielen könnte. Denn wer die Sommerferien im Ausland verbringt, lässt sich zumeist Testen. Diese Zahlen steigen deshalb ebenfalls seit einigen Tagen.

Nebst den Öffnungen und dem Testen könnte es einen dritten Faktor für den Anstieg der Zahlen geben – den wohl entscheidensten: die Delta-Variante. Diese sorgt dafür, dass beispielsweise in Grossbritannien und Israel die Fallzahlen wieder explodieren.

Es gibt auch gute Nachrichten

Wie stark die Delta-Variante in der Schweiz verbreitet ist, ist derzeit unklar. Laut aktuellsten Zahlen ist jede dritte Neuansteckung auf Delta zurückzuführen. Allerdings liegen diese einige Wochen zurück und Experten gehen davon aus, dass die Variante schon im August dominieren wird.

Trotz dieser negativen Trends gibt es auch gute Nachrichten: Derzeit steigen weder die Hospitalisierungsraten noch die Todeszahlen. Zwar hinken diese dem R-Wert jeweils einige Tage hinterher, doch derzeit bleiben diese Werte auch in Grossbritannien und Israel auf niedrigem Niveau.

Impfung gegen schwere Verläufe effektiv

Ein Grund dafür dürfte die Impfung sein, die sich in ersten Studien auch gegen die Delta-Variante als sehr effektiv (über 90 Prozent Schutz) gegen schwere Krankheitsverläufe erwiesen hat.

«Wir schauen das natürlich sehr genau an. Eine gewisse Sorge breitet sich aus», sagte der Infektiologe Jan Fehr am Dienstag in der SRF-Sendung «Heute Morgen» zu den ansteigenden Corona-Neuinfektionen. Die Daten würden ihm ein ungutes Gefühl für die nächsten Wochen geben. Damit sie nicht wieder explodierten, sei es ganz wichtig, der Bevölkerung gut zu kommunizieren, wo die Schweiz stehe.

Genau das wollte die Taskforce am Dienstag machen. Gegenüber Blick wollte eine Sprecherin nicht erklären, warum die Zahlen ihrer Meinung nach derzeit steigen und was zu tun ist, verwies aber auf eine Pressekonferenz mit Taskforce-Chef Martin Ackermann am Nachmittag. Dort würde dieses Thema im Fokus stehen.

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