Der Traum ist geplatzt – für die Schweizer Fussballnationalmannschaft ist die Euro 2020 Geschichte. Doch gefeiert haben die Fans wie die Europameister. Nach dem Sieg gegen Frankreich waren die Massen nicht mehr zu halten, ob zu Hause, im Public Viewing oder auf der Strasse. Das könnte Folgen haben.
Laut einer Auswertung der BAG-Daten nach den ersten drei Partien der Nati gegen Wales, Italien und die Türkei durch Datenanalyst Thorsten Kurz zeigt sich, dass die Euro 2020 in der Schweiz zu den steigenden Infektionszahlen beigetragen haben dürfte.
Einen Anstieg gäbe es derzeit genau bei der Altersgruppe der 10- bis 49-jährigen Männern – diejenigen die am ehesten die Siege der Nati gefeiert hätten, wie Kurz gegenüber «20 Minuten» sagt.
Uefa in der Kritik
Bei jedem Spiel reisten zudem Hunderte von Fans durch ganz Europa. Dafür musste die Uefa bereits Kritik einstecken. Aus Sicht des deutschen SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach (58) ist der Fussballverband «verantwortlich für den Tod von vielen Menschen.» Denn die Fans würden zu eng stehen, sich umarmen und anschreien.
Bisher infizierten sich laut Behörden 397 schottische Fans im Wembley-Stadion mit dem Virus. Dazu kommen mindestens 2000 finnische Fans, die das Virus aus St. Petersburg nach Hause brachten.
Präsenz zeigen
Wie viele Schweizer nach ihrer Rückkehr positiv auf Corona getestet wurden, ist bisher nicht bekannt. Wegen der Inkubationszeit von bis zu 14 Tagen ist mit solchen Resultaten sowieso erst im Verlauf der nächsten beiden Wochen zu rechnen.
Auch beim Halbfinal-Spiel zwischen Italien und Spanien am Dienstag dürfte es wieder zu wilden Feiern kommen. Trotzdem verschärfte das BAG diesbezüglich die Massnahmen bisher nicht. Die Stadtpolizei Zürich beispielsweise wird deshalb am Dienstagabend auch nicht die Langstrasse sperren, wie es auf Anfrage von Blick heisst. Man werde aber Präsenz zeigen und einschreiten, falls es nötig ist.
Vermehrte Reisetätigkeit
Für den Kantonsarzt von Basel-Stadt, Thomas Steffen, sind die EM-Feiern aber «nur ein Element vieler Veränderungen». Hinzu kommen würden auch eine vermehrte Reisetätigkeit, die grösseren Veranstaltungen sowie die Öffnung der Restaurants, wie er zu «20 Minuten» sagt.
«Um nicht in einen epidemiologisch schwierigen Spätsommer und Herbst zu kommen, sind nun vor allem die Erhöhung der Impfrate und daneben das Contact Tracing und die Testung zentral», sagt er. (bra)