Boris Johnson hebt Maskenpflicht und Abstandsregeln auf
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Trotz Infektionsanstieg:Boris Johnson hebt Maskenpflicht und Abstandsregeln auf

Im Kampf gegen die Variante
So unterschiedlich reagieren die Delta-Hotspots

Mit dem Sommer kam die Entspannung: sinkende Zahlen, steigende Impfungen. Eigentlich könnte es gut aussehen – wäre da nicht die aggressive Delta-Variante. Sie verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Trotzdem reagieren die Länder unterschiedlich.
Publiziert: 05.07.2021 um 21:05 Uhr
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Aktualisiert: 06.07.2021 um 08:28 Uhr
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So sah es Ende Juni in Tel Aviv noch aus: An der Pride Parade feierten Tausende.
Foto: keystone-sda.ch
Johannes Hillig

Die Corona-Krise ist noch nicht überstanden. Denn die Delta-Variante ist auf dem Vormarsch. Sie bahnt sich ihren Weg durch Europa, ist deutlich ansteckender als das ursprüngliche Coronavirus – möglicherweise auch tödlicher. Nur ein vollständiger Impfschutz hilft. Wer bisher einen einzigen Piks erhalten hat, ist weiterhin gefährdet.

Und genau deswegen macht sich die deutsche Regierung grosse Sorgen. Denn längst ist der anfängliche Impfturbo ins Stocken geraten. Termine sind nicht gleich weg und manche lassen ihn gar sausen. Einige Politiker, darunter SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (58), fordern sogar Strafen für Impfschwänzer. Wer seinen Impftermin nicht wahrnehme, solle dafür gebüsst werden. So weit will die Regierung aber nicht gehen, wie am Montag Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte.

Das Ziel sei eine Impfquote von zirka 80 Prozent bis zum Herbst, gab Bundeskanzlerin Angela Merkel (66) als Marke vor. Von den 83 Millionen Deutschen haben gerade mal 56 Prozent, fast 47 Millionen, den ersten Piks bekommen. Den vollen Impfschutz haben dagegen erst knapp 39 Prozent, etwas mehr als 32 Millionen Menschen.

Laut Johnson muss man lernen, mit dem Virus zu leben

Noch sinken die Infektionszahlen in Deutschland. Experten befürchten aber eine Trendwende wegen der Delta-Variante. Und zwar genau so wie in Grossbritannien. Dort schnellten die Zahlen plötzlich nach oben. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt inzwischen bei über 200. Zum Vergleich: Anfang Juni lag sie noch bei unter 35.

Zwar infizieren sich gerade immer mehr Briten mit Corona. Die Todesfälle und Hospitalisierungen nehmen aber momentan nicht zu. Wohl auch, weil in Grossbritannien die Impfungen gut voranschreiten. Fast 90 Prozent haben den ersten Piks erhalten. Über 60 Prozent haben den vollen Impfschutz. Offenbar Grund genug für Premierminister Boris Johnson (57), die Corona-Krise für beendet zu erklären.

Der Plan: Bis zum 19. Juli sollen die übrigen Corona-Massnahmen aufgehoben werden. Damit wären Homeoffice, Abstandsregeln und auch Maskenpflicht passé. Dabei geht die Regierung keineswegs davon aus, dass die Zahlen bald sinken werden. Doch inzwischen gilt die Devise: mit Corona leben. «Während wir lernen, mit dem Virus zu leben, müssen wir alle weiterhin umsichtig mit den Risiken durch Covid-19 umgehen und Abwägungen im täglichen Leben treffen», so Premierminister Johnson.

Vom Impfweltmeister zum Sorgenkind

Während die Briten gelassen mit Delta umgehen, sieht es in Israel ganz anders aus. Zurzeit explodieren dort die Zahlen, trotz hoher Impfquote. Wurden im Mai manchmal nur knapp zehn Neuinfektionen pro Tag gemeldet, schnellten die Zahlen nun auf fast über 300 Fälle. Das Land wurde einst als Impfweltmeister gefeiert. Inzwischen sind knapp 60 Prozent der neun Millionen Israelis geimpft. Bei den über 50-Jährigen sind es sogar über 90 Prozent. Herdenimmunität? Fehlanzeige! Die Delta-Variante grassiert unter Kindern und Jugendlichen. Sie haben zum grossen Teil noch keinen Piks erhalten. Aber auch Vollgeimpfte haben sich mittlerweile mit Corona infiziert.

Die Lage ist ernst. Daher will die Regierung die Massnahmen wieder verschärfen. Während Ende Juni in Tel Aviv noch Tausende am Strand die Pride Parade feierten, herrscht nun Katerstimmung. Inzwischen wurde die Maskenpflicht in Innenräumen wiedereingeführt. Gleichzeitig ruft die Regierung dazu auf, dass sich Kinder ab zwölf Jahren impfen lassen. Der Kampf gegen Corona – er ist noch nicht vorbei.


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