Ende eines jahrzehntelangen Nachbarschaftsstreits?
Weinfelder Behördenschreck ist pleite – sein Haus wird versteigert

Über 20 Jahre lang führte Giuseppe Grasso einen verbissenen Nachbarschaftsstreit. Auslöser: eine Felswand. Nun ist Schluss – Grasso ist bankrott.
Publiziert: 17.01.2024 um 16:17 Uhr
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Giuseppe Grasso ist konkurs.
Foto: Marco Latzer
Sandra Gerber

Tag für Tag tropft Wasser durch die freigelegte Sandsteinmauer im Haus von Giuseppe Grasso (61) in Weinfelden TG. Jahrelang. Es entstehen erhebliche Feuchtigkeitsschäden. Der Sündenbock in Grassos Augen: sein oberhalb wohnender Nachbar Peter F. * (75). Es beginnt ein jahrzehntelanger Nachbarschaftsstreit, der auch in Handgreiflichkeiten ausartet.

2005 zog der Italiener erstmals gegen seinen Nachbarn vor Gericht. Es werden etliche Prozesse folgen – meist mit Grasso als Verlierer. Deshalb ist er nicht nur sauer auf F., sondern auch auf die Gerichte und die Gemeinde Weinfelden.

Haus auf 2,55 Millionen Franken geschätzt

Doch nun könnte alles vorbei sein: Gegen den 61-Jährigen wurde Ende Oktober 2022 auf Begehren eines Gläubigers Konkurs eröffnet. Wie das «Tagblatt» berichtet, hat das Konkursamt des Kantons Thurgau jetzt im Amtsblatt bekannt gegeben, dass die Liegenschaft versteigert wird. Zur Konkursmasse gehört das Haus mit Ökonomiegebäude und Werkstatt mit einer Gesamtfläche von rund 400 Quadratmetern. Die Schätzung des Konkursamtes beläuft sich auf 2,55 Millionen Franken.

Zu welchem Preis das Haus mit der Felswand schliesslich versteigert wird, steht noch nicht fest. Hauptgläubigerin ist die Bank, die für die Hypothek rund 1,4 Millionen Franken erhält. «Mit dem Rest werden die weiteren Gläubiger bezahlt», zitiert das «Tagblatt» Martin Wenk vom Thurgauer Konkursamt.

Auch Grassos genauer Schuldenberg ist nicht bekannt. Allein für den Rechtsstreit hat er seit 2005 rund 120'000 Franken nur für Anwälte und 200'000 Franken für die Prozesse gegen seinen Nachbarn ausgegeben. Weitere 300'000 Franken investierte er in Umbauten, wie er in einem früheren Gespräch mit Blick sagte.

Grasso verliert Haus – und Streit

Doch trotz jahrelanger Sanierungsarbeiten und Rechtsstreitigkeiten wird für den Weinfelder am Ende wenig herauskommen. Denn am 6. Februar können interessierte Käufer das Anwesen besichtigen. Die Liegenschaft besteht aus fünf Wohnungen und zwei Gewerberäumen. Bei einem Verkauf werden laut «Tagblatt» auch die Mieter übernommen. «Zwei Wohnungen und ein Gewerberaum stehen derzeit jedoch leer», sagt Wenk.

Einen Monat nach dem Besichtigungstermin kommt die Liegenschaft an der Amriswilerstrasse 5 unter den Hammer: Am 6. März findet die konkursamtliche Versteigerung statt. Damit dürfte Grasso nicht nur sein Eigentum verlieren, sondern auch den erbitterten Nachbarschaftsstreit.

* Name bekannt 

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