Es ist der bizarre Höhepunkt eines über 15-jährigen Nachbarschaftsstreits: In seinem Maserati fährt Giuseppe Grasso (58) vor dem Thurgauer Kantonalgefängnis in Frauenfeld vor, um eine 12-tägige Haftstrafe anzutreten.
Diese wird fällig, da sich der Italiener standhaft weigert, 6635 Franken für eine Busse und die Verfahrenskosten für einen Strafbefehl aus dem Jahr 2019 zu bezahlen. «Der Staat hat mich beraubt, dafür schenke ich ihm sicher kein Geld. Da sitze ich meine Strafe lieber im Gefängnis ab», so Grasso.
«Ich wollte nur mein Eigentum schützen!»
Der Wirt und Immobilienbesitzer aus Weinfelden TG wurde unter anderem wegen Körperverletzung verurteilt, weil er seinem Nachbarn Peter F.* (72) mit der Faust auf den Kopf geschlagen hatte. Auch dessen Auto hatte Grasso mit einem Kick traktiert, «weil er mich so blöd angegrinst hat», wie er zugibt.
Zudem war Giuseppe Grasso mehrmals unerlaubt auf das Nachbargrundstück eingedrungen, um dort Fotos zu machen und Wasserleitungen zu kappen. «Ich wollte nur mein Eigentum schützen», beteuert Giuseppe Grasso.
Das sei etwas, was der Staat trotz zahlreicher Gerichtsverfahren nicht geschafft habe. Darum zahle er auch die Busse nicht, obwohl er dies durchaus könne, wie Grasso gegenüber BLICK mit Geldscheinen wedelnd beweist.
Seit 2005 wird gestritten und prozessiert
Hintergrund: Jahrelang tropft immer wieder Wasser durch die Sandsteinmauer von Grassos Liegenschaft und richtet verheerende Feuchtigkeitsschäden an. Seit 2005 wird wegen der Ursache prozessiert. Der gepeinigte Hausbesitzer bezichtigt seinen oberhalb von ihm lebenden Nachbarn, für die Schäden verantwortlich zu sein (BLICK berichtete).
In der Tat gibt es Expertengutachten, die Peter F. für die Wassereinbrüche verantwortlich machen. Den Richtern reichten die Beweise aber offenbar nicht aus. Inzwischen liegt der Fall von neuem beim Bezirksgericht. 700'000 Franken haben die Mauerschäden, Prozesse und Expertengutachten den Italiener bislang gekostet.
«Ich kämpfe für mein Recht und gebe niemals auf», sagt Giuseppe Grasso. Nachbar F. schweigt dagegen lieber. Er macht gegenüber BLICK aber deutlich, dass das Verhalten seines Nachbarn für ihn krankhaft sei.
*Name bekannt