Seit Jahren liefert sich der Unternehmer Patric Burtscher (52) einen Kampf mit der Gemeinde Flawil SG. Es geht um ein Bauprojekt und um die Umlegung einer Kanalisationsleitung. Burtscher warf der Baukommission Ende letzten Jahres vor, unfähig zu sein und begann, sein lange geplantes Solarprojekt auf eigene Faust voranzutreiben.
Überraschend erfolgreich
Danach gab es einen Baustopp. Die Polizei war vor Ort. Beide Seiten deckten sich in der Folge mit Strafanzeigen und Anwaltsschreiben ein. «Denen sollte man die Bürostühle wegnehmen!», forderte Burtscher im Februar im Blick. Doch wenig später die Überraschung: Burtscher stellte sich selbst als parteiloser Gemeindepräsident zur Wahl.
Beim ersten Wahlgang der Ersatzwahl für das Flawiler Gemeindepräsidium Mitte Juni holte er zwar knapp die meisten Stimmen, verpasste aber das absolute Mehr. Seine Kontrahentin, FDP-Frau Caroline Bartholet-Schwarzmann (54), amtierende Gemeindepräsidentin von Niederbüren SG, zog sich nach der Wahl zurück – nachdem politische Gegner sie verbal attackiert hatten.
Mittlerweile konnte Burtscher auch sein Bauprojekt vorantreiben. Ein Baustopp ist allerdings noch immer hängig – und das, obwohl er die Baubewilligung gemäss eigenen Aussagen seit Ende September besitzt.
Burtscher vergleicht Bauamt mit «Kindergarten»
Am Sonntag könnte es Burtscher allen zeigen: In Flawil findet der zweite Wahlgang für das Stadtpräsidium statt. Der unbequeme Unternehmer bekommt dabei Konkurrenz vom Sozialdemokraten Rolf Claude (54).
Burtscher sagt kampfeslustig: «Wenn ich gewählt werde, räume ich den Laden hier auf.» Im Namen der Transparenz, des Miteinanders und als Seitenhieb gegen die Verschlossenheit der aktuellen Führung in Flawil fügt er an: «Zuerst werden auf dem Bauamt die Türen ausgehängt und durchgelüftet!»
«Baukommission gehört auf den Mond»
Bei den Chancen, die er sich selbst einräumt, gibt er sich aber noch nicht sonderlich siegesgewiss. Intakt seien sie, aber: «50 zu 50. Es kann ein sehr knappes Resultat werden. Schade, dass diese Geschichte mit dem Bauamt im Raum steht. Wer weiss, was ohne diesen Kindergarten schon im ersten Wahlgang möglich gewesen wäre.»
Dass die Arbeit des Gemeindepräsidenten keine leichte ist, sei ihm klar: «Es wurde in den letzten Jahren vieles unter den Teppich gekehrt, das wird viel Arbeit geben.» Burtscher schert aber nicht die gesamte Gemeindeführung über einen Kamm. Es laufe nicht alles schlecht. Dann holt er aber wieder aus: «Die Baukommission gehört auf den Mond.»
Keine leere Versprechungen
Der Unternehmer möchte, dass in Flawil mit der Wahl seiner Person eine negative Ära ihr Ende nimmt. Auch wenn das nicht angenehm wird. «Ein Schlussstrich kracht immer im Gebälk, das muss so sein», sagt er.
Wenn die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger Burtscher ihr Vertrauen schenken, verspricht er im Gegenzug Offenheit und Nahbarkeit: «Meine Wähler wissen, was sie von mir erwarten können. Sie wissen, wenn Burtscher A sagt, macht er auch B. Leere Versprechungen sind nicht mein Ding.»
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