Seit vielen Jahren verbringt Gabriella Bazzucchi (55) ihre Sommerferien in der Heimat ihres italienischen Mannes. Ende Juli reist die Kindergärtnerin aus Horgen ZH wieder für drei Wochen nach Umbrien. Doch die Freude währt nicht lange. Seit dem Wochenende sind Erholung und Ferienplausch mit einem Schlag verpufft.
«Ich war mit meiner italienischen Schwägerin in einem Baumarkt», sagt Gabriella Bazzucchi. «Da knickte ich mit meinem linken Fuss um.» Es wird nicht das einzige Malheur bleiben. Im Gegenteil. Der richtige Ärger nimmt erst jetzt seinen Lauf. Der Knöchel ist verstaucht und schmerzt. Die Zürcherin kann kein Pedal treten. Sie bittet ihre Schwägerin Lisabella Bazzucchi (54), sich ans Steuer ihres Nissans zu setzen und die rund 60 Kilometer heimzufahren.
«Keine 500 Meter vom Parkplatz des Einkaufszentrums entfernt hielten uns die Carabinieri an», so die Zürcherin weiter. Ein Beamter fragt nach den Papieren. «Nach zehn Minuten kam er zurück», erinnert sich die Zürcherin. «Wir hätten da ein Problem, sagte er uns. Wir müssten ihnen nach Assisi aufs Revier folgen.» Grund: Die Schwägerin lebe in Italien und dürfe kein Schweizer Auto fahren.
Das Auto der Schweizerin wird beschlagnahmt
Was dann folgt, bringt Bazzucchi so richtig auf die Palme: «Sie verlangten über 1400 Euro Busse von meiner Schwägerin und beschlagnahmten meinen Wagen. Da half es auch nicht, zu erklären, dass ich mit meinem verstauchten Knöchel nicht mehr in der Lage war, mein Auto selber zu fahren.» Gesetz sei Gesetz, so der Carabiniere. Wenn sofort cash auf die Hand bezahlt würde, kämen sie mit 497 Euro davon. «Wir hatten natürlich nicht so viel Bares bei uns. Also bin ich einen knappen Kilometer zum nächsten Bancomat gehumpelt und habe die Summe abgehoben.»
Doch damit nicht genug des absurden Bussen-Zoffs. Gabriella Bazzucchi: «Mein Auto darf ich nun so lange nicht fahren, bis ich von der AGI (eine Art italienischer TCS) oder einer Fahrschule vor Ort einen Schrieb erhalte, mit dem ich mein Fahrzeug entbeschlagnahmen lassen kann.» Danach hat die Touristin ganze fünf Tage Zeit, um Italien zu verlassen. «Ich müsste also, um meine Ferien wie geplant fortzusetzen, erst nach Chiasso TI fahren, erneut in Italien einreisen und wieder nach Umbrien zurückkehren. Das wären insgesamt 800 Kilometer.»
«Ein Gesetz, um Touristen zu ärgern»
Für Bazzucchi ist der Urlaub daher gelaufen. «In den kommenden Tagen reise ich ab», sagt sie verbittert. Die Ferien vermiest hat ein Gesetz, das der Ex-Innenminister und Lega-Chef Matteo Salvini (48) 2019 verschärft hatte. Es diente einst dazu, Autoschmugglern den Garaus zu machen, und jenen Steuersündern, die in Italien lebten, aber ihre Fahrzeuge aus Kostengründen im Ausland anmeldeten.
«Ich frage mich, wie Italien so ein Gesetz auf Touristen anwenden kann», sagt Gabriella Bazzucchi. Denn: «Das Auto gehört mir. Es ist bezahlt, alles funktioniert einwandfrei. Meine Schwägerin hat eine Fahrerlaubnis. Wir sind nicht zu schnell gefahren.» Ihr Urteil zu dem Gaga-Gesetz: «Es dient doch nur zum Geldmachen – und Touristen zu ärgern!»