Hier erklärt Massimo C.*, wie es zu der Busse kam
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60 Euro wegen fehlendem Schild:Massimo C.* findet die Busse ungerecht

Bussen-Zoff in Italien wegen fehlendem CH-Kleber
«Sie beschimpften mich als arroganten Schweizer»

Wieder Knatsch an der Grenze: Weil er das CH-Schild im und nicht am Auto hatte, wurde der Luganeser Massimo C. (70) mit rund 70 Franken gebüsst – und dann auch noch fremdenfeindlich von der Polizei beleidigt.
Publiziert: 27.05.2019 um 23:37 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:04 Uhr
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Kleiner Aufkleber, grosser Aufreger: Das kleine CH brachte Massimo C.* (70) viel Ärger.
Myrte Müller

Er zieht den Hut tief in die Stirn. Mehr als seinen Vornamen will Massimo C.* (70) nicht nennen. «Die drüben sind rachsüchtig», sagt der Telekommunikationsvertreter aus Lugano «Es ist besser, dass man mich nicht erkennt.» Doch kuschen will der Tessiner auch nicht. Zu sehr ärgert ihn, was er vor zwei Wochen in Tradate bei Varese (I) erlebte.

Es passiert an einem Samstagnachmittag. Massimo C. kommt von seinem Ferienhaus auf der italienischen Seite. «Ich hatte gerade mein Auto beim örtlichen Garagisten abgeholt. Mein Hund hatte das Heck zerkratzt, und ich habe die Stelle neu lackieren lassen», sagt der Schweizer. «Der CH-Kleber war noch nicht wieder angebracht, weil es an dem Tag regnete.»

Ohne Euro in bar wird der Wagen abgeschleppt

Kurz nach 16.30 Uhr hält die italienischen Verkehrspolizei den Luganesen an. Der Beamte bemängelt: «Der CH-Kleber fehlt!» Rund 60 Euro Busse fordert der Polizist. Massimo C. verteidigt sich, versteht die Strafe nicht. «Das CH lag ja auf dem Beifahrersitz. Ich hatte es nur noch nicht wieder angeklebt.» Prompt wird der Polizist pampig.

«Ihr Schweizer meint, ihr seid die Herren in unserem Land», bellt der Beamte los. Wenn Massimo C. nicht sofort bar bezahle, dann würde er den Abschleppwagen rufen – und weg sei das Fahrzeug. «Gott sei Dank, hatte ich noch Euro bei mir», sagt Massimo C. Und bezahlte schweren Herzens.

Bussen-Zoff gärt seit Monaten

Mit leerem Portemonnaie und voller Wut kehrt der Audi-Besitzer heim. «Bei uns fahren so viele Autos mit italienischem Kennzeichen herum. Da hat doch kein einziges einen I-Kleber drauf. Und die werden nicht gebüsst!» Er warnt alle Schweizer: «Denkt daran – wenn ihr nach Italien reisen wollt, dann nicht ohne das CH. Denn die Italiener haben uns Schweizer im Visier.»

Der Vorfall in Tradate ist einer von vielen Zwischenfällen im Grenzgebiet, die seit Monaten die Beziehungen zwischen Schweizern und Italienern vergiften. Bereits in der Vergangenheit beschwerten sich mal die einen, mal die anderen, dass Bussen vergeben oder nicht bezahlt wurden. Da verbieten die Italiener ihren Landsleuten beispielsweise das Fahren mit Schweizer Kennzeichen. Ein anderes Mal wird den Schweizern Raserei auf der Autobahn vorgeworfen (BLICK berichtete).

Kleiner Trost für Massimo C.: Bald wird das Länderkennzeichen möglicherweise im Kontrollschild integriert. Das fordert zumindest eine Volksinitiative. Und auch das Bundesamt für Strassen (Astra) sieht für breitere Kennzeichen «mittelfristigen Handlungsbedarf».

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