Thomas N. suchte Opfer im Internet – so schützen Eltern ihre Kinder
Jagte der Killer mit diesem Mädchen-Foto Buben?

Der Vierfach-Killer von Rupperswil Thomas N. hatte das Foto eines Mädchens als Profilbild in den sozialen Medien. Elf Familien gerieten so ins Visier des Killers. Jetzt erklärt eine Expertin wie Eltern ihre Kinder im Internet vor Phädophilen schützen können.
Publiziert: 13.03.2018 um 20:30 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:40 Uhr
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Dieses Bild nutzte Thomas N. als Profilfoto.
Foto: zVg
Helena Schmid

Nach dem Vierfachmord von Rupperswil plante Thomas N.* (34) weitere Gräueltaten. Im Visier hatte er elf Jungs, alle zwischen 11 und 15 Jahren, die seinem jüngsten Opfer Davin (†13) ähnlich sahen. Aufgespürt hat er sie im Internet.

Liliane Galley, Expertin und Leiterin der Plattform Jugend und Medien, warnt: «Auch alltägliche Fotos von Kindern können von Pädokriminellen missbraucht werden», sagt die Expertin zu BLICK.

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Wurden in ihrem eigenen Haus ermordet: Carla Schauer (Mitte, †48) mit ihren beiden Söhnen Davin (l., †13) und Dion (r., †19).
Foto: ZVG

Was, wenn das Kind selber Bilder hochlädt?

Eltern sollten daher vermeiden, Bilder ihrer Kinder ins Netz zu stellen. Und wenn doch, rät Galley: «Man sollte die Gruppe von Personen, die das Foto anschauen können, begrenzen. Auf Facebook zum Beispiel gibt es eine Einstellung, dass nur Freunde die Inhalte auf einem Profil sehen.» Zudem sei auch beim Veröffentlichen von persönlichen Daten wie Wohnort, Telefonnummer oder Arbeits- und Schulort Vorsicht geboten.

Doch heutzutage, wo bereits Neun- bis Zehnjährige ein Handy haben, laden die Kids häufig selber ihre Fotos ins Netz. Das macht es für Eltern umso schwerer, ihre Kinder im Internet zu schützen. 

Simona Materni ist Projektleiterin der Schweizerischen Kriminalprävention. «Als Eltern muss man die Kinder auf die Gefahren im Netz aufmerksam machen. So auch auf das Risiko von Pädokriminellen», sagt sie.

Simona Materni arbeitet als Projektleiterin bei der Schweizerischen Kriminalprävention.
Foto: zVg

Sollte man Kinder vom Internet fernhalten?

Beispielsweise könne man gemeinsam mit dem Kind sein Social-Media-Profil und die Sicherheitseinstellungen anschauen und entscheiden, welche persönlichen Angaben es braucht und welche nicht.

Bezüglich Fotos empfiehlt Materni: «Fragen Sie Ihr Kind ruhig mal, warum es ein bestimmtes Foto hochlädt, und erklären sie ihm, welche Wirkung das Foto aus ihrer Sicht hat. Kinder und Jugendliche müssen begreifen, dass ihre Inhalte im Netz von jedem verwendet werden können.»

Den Zugang zum Internet und zu Social Media solle man den Kindern auf keinen Fall verbieten. «So können sie erst recht keine Medienkompetenz aufbauen und sind Pädokriminellen, zum Beispiel, erst recht ausgeliefert», so Materni. Aber es gilt: Je jünger das Kind, desto restriktiver die Nutzung und desto enger die Begleitung.

Der Vierfachkiller Thomas N. verwendete als Facebook-Profilbild das Foto eines jungen Mädchens. Wer sie ist, ist bis heute ungeklärt. Wollte Thomas N. mit dem Foto etwa kleine Buben anzulocken? Ebenfalls unklar.

Dieses Bild nutzte Thomas N. als Profilfoto.
Foto: zVg

Ab wann dürfen Kinder chatten?

Allgemein agieren Pädokriminelle mit pädophiler Neigung häufig unter einem falschen Profil, um mit Kindern Kontakt aufzunehmen. «Sie fokussieren nicht nur auf die äusseren Merkmale eines Kindes, sondern möchten mit ihnen oft auch eine Beziehung aufbauen», sagt Expertin Materni.

In vielen Fällen gehen Kinder auf solche Kontaktversuche ein. Materni: «Im Netz öffnen Kinder ihre Herzen, sprechen über ihre Gefühle, suchen Liebe, Freundschaft und Anerkennung – sogar bei Fremden.»

Aus diesem Grund müssten Eltern folgende Regeln geltend machen: Beim Chat mit Fremden nie auf irgendwelche sexuellen Forderungen eingehen, zum ersten Treffen mit dem Unbekannten eine erwachsene Begleitperson mitnehmen und niemals ein Nacktbild verschicken.

* Name der Redaktion bekannt

Alle aktuellen Informationen zum Prozess des Vierfachmordes gibt es im Liveticker.

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