Mit gepacktem Rucksack, nur einen Tag vor seiner Verhaftung
Thomas N. stand schon vor dem Haus der nächsten Opfer

Die Anklageschrift des Vierfachmordes von Rupperswil AG zeigt, wie kurz davor Thomas N. stand, erneut zuzuschlagen. Im Visier hatte er auch Familien in den Kantonen Bern und Solothurn.
Publiziert: 12.03.2018 um 13:22 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:18 Uhr
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Wurden in ihrem eigenen Haus ermordet: Carla Schauer (Mitte, †48) mit ihren beiden Söhnen Davin (l., †13) und Dion (r., †19).
Foto: ZVG

Vierfachmörder Thomas N.* (34) war ganz kurz davor, erneut zuzuschlagen. Die Anklageschrift, die heute veröffentlicht wurde, offenbart: Nur einen Tag vor seiner Verhaftung in einer Starbucks-Filiale in Aarau im Mai 2016 stand N. mit gepacktem Rucksack vor dem Haus einer Familie aus dem Kanton Solothurn – nahm sogar schon Kontakt mit seinen vermeintlichen neuen Opfern auf!

Rückblick: Am 21. Dezember 2015 verschaffte sich Thomas N. Zutritt zum Haus der Familie Schauer in Rupperswil AG, indem er sich als Schulpsychologe ausgab. Er brachte Mutter Carla Schauer (†48) und ihre beiden Söhne Davin (†13) und Dion (†19) und dessen Freundin Simona F.* (†21) in seine Gewalt. Verging sich am Jüngsten sexuell, schnitt allen Familienmitgliedern die Kehle durch und zündete das Haus an.

Notiz von Thomas N.: «Di 07.40 alle zuhause, wach»

Danach «verlief das Leben des Beschuldigten weiter wie vor der Tat», heisst es in der Anklageschrift. Thomas N. geht am Tattag spazieren, verschickt Weihnachtsgrüsse. Und, so heisst es in der Anklage weiter: «Der Beschuldigte begann sich bereits kurz nach seinen Taten über die Verübung gleich gelagerter Taten» Gedanken zu machen.

Thomas N. sucht im Internet nach 11- bis 15-jährigen Knaben, die Davin Schauer ähnlich sehen – und wird im Kanton Solothurn fündig. Er packt seinen Rucksack, den er bereits in Rupperswil dabei hatte, mit Seilen, Kabelbindern, Fackelöl, Sexspielzeug und einer Pistole. 

Offenbar wollte der Vierfachmörder wie in Rupperswil vorgehen. Er druckte Bilder der Solothurner Familie aus, recherchierte Familiensituation und Schulplan des Sohnes. Und schrieb in sein Notizbuch: «Di 07.40 alle zuhause, wach».

Solothurner Familie als neue Opfer im Visier

Wie schon bei der Familie Schauer präparierte der Killer Briefköpfe einer Schule in der Region, wollte sich offenbar wieder als Schulpsychologe ausgeben. Sogar die Öffnungszeiten der Banken in der Region klärte N. ab. Hintergrund: In Rupperswil hatte er Mutter Carla Schauer gezwungen, Geld abzuheben, während den Rest der Familie als Geisel hielt.

Am 11. Mai 2016 fuhr Thomas N. schliesslich mit dem Auto seiner Mutter in den Kanton Solothurn. Mit gefälschten Briefen der Schule, Visitenkarten, in denen er sich als Schulpsychologe ausgab – und den Rucksack mit dem Tatwerkzeug.

«Wollte das Gleiche tun wie mit Familie Schauer»

Er ging durchs Quartier, in dem die Familie wohnte, kontaktierte sie sogar telefonisch, legte aber wieder auf. «Der Beschuldigte hatte vor, das Gleiche zu tun wie mit Familie Schauer», folgert der Staatsanwalt. Trotzdem liess N. an diesem Tag von seinem Plan ab und fuhr wieder nach Hause. 

Am nächsten Tag schlugen die Polizisten zu – und bewahrten so wohl im letzten Moment eine Solothurner Familie davor, vom Rupperswil-Killer ausgelöscht zu werden.

Dabei war nicht nur die Solothurner Familie im Visier des Killers. Im Notizbuch von Thomas N. fanden die Ermittler Namen und Fotos von insgesamt elf anderen Knaben im Alter von 11 bis 15 Jahren. Der Rupperswil-Killer hatte zwischenzeitlich eine Familie aus dem Kanton Bern in Visier – entschied sich dann aber für die Solothurner Familie.

Der Anwalt einiger der betroffenen Familien sagt gegenüber BLICK: «Unsere Kanzlei gibt keinerlei Auskunft zum Tötungsdelikt 'Rupperswil'. Wir unterstehen dem Anwaltsgeheimnis und sind zu absolutem Stillschweigen verpflichtet. Zudem ist eine erhöhte Geheimhaltung durch das Gericht verfügt worden.» (sac)

* Namen der Redaktion bekannt

Der Fall

Die Feuerwehrmänner sind die Ersten, die das Grauen zu Gesicht bekommen. Vier verkohlte Leichen. Es handelt sich um Carla Schauer (†48), Sohn Davin (†13), Sohn Dion (†19) und seine Freundin Simona (†21). Es ist der 21. Dezember 2015, ein Montag. Der Tag geht in die Schweizer Kriminalgeschichte ein. Der Mörder ist Thomas Nick (heute 35). Schweizer, Junggeselle, unscheinbar. Er wohnte 500 Meter vom Tatort entfernt. Mit einer List schlich er sich ins Haus. Während er die übrigen Fami­lienmitglieder gefangen hält und bedroht, liess er Carla Schauer Bargeld besorgen. Dabei plante er die Tötung aller Anwesenden von Anfang an. Den jüngeren Sohn missbraucht er. Alle waren gefesselt und geknebelt worden, bevor er ihnen die Kehle durchschnitt. Die Leichen übergoss er mit Brandbeschleuniger und steckte sie in Brand. Rund ein halbes Jahr nach dem Verbrechen wird Nick in einem Café verhaftet. Er legt ein Geständnis ab. Wie man ihm auf die Schliche kam, sagt die ­Polizei nicht. Technische Mittel spielten eine Rolle, die Fahnder werteten Daten von 30000 Handynutzern aus. – Nick hatte wohl weitere Taten geplant.

Die Feuerwehrmänner sind die Ersten, die das Grauen zu Gesicht bekommen. Vier verkohlte Leichen. Es handelt sich um Carla Schauer (†48), Sohn Davin (†13), Sohn Dion (†19) und seine Freundin Simona (†21). Es ist der 21. Dezember 2015, ein Montag. Der Tag geht in die Schweizer Kriminalgeschichte ein. Der Mörder ist Thomas Nick (heute 35). Schweizer, Junggeselle, unscheinbar. Er wohnte 500 Meter vom Tatort entfernt. Mit einer List schlich er sich ins Haus. Während er die übrigen Fami­lienmitglieder gefangen hält und bedroht, liess er Carla Schauer Bargeld besorgen. Dabei plante er die Tötung aller Anwesenden von Anfang an. Den jüngeren Sohn missbraucht er. Alle waren gefesselt und geknebelt worden, bevor er ihnen die Kehle durchschnitt. Die Leichen übergoss er mit Brandbeschleuniger und steckte sie in Brand. Rund ein halbes Jahr nach dem Verbrechen wird Nick in einem Café verhaftet. Er legt ein Geständnis ab. Wie man ihm auf die Schliche kam, sagt die ­Polizei nicht. Technische Mittel spielten eine Rolle, die Fahnder werteten Daten von 30000 Handynutzern aus. – Nick hatte wohl weitere Taten geplant.

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