Atomkraftwerk lässt ehemalige Mitarbeiter für Reisli blechen, weil sie sich für ihr Recht einsetzen
Jetzt rügt ein Verwaltungsrat das AKW Gösgen wegen Rentner-Diskriminierung

Die Rentner des AKW Gösgen wehrten sich erfolgreich vor Gericht gegen die Kürzung von Renten-Zulagen. Als Reaktion stellte das Unternehmen den Rentnern den jährlichen Firmenausflug in Rechnung. Nun meldet sich ein Verwaltungsrat zu Wort – und übt deutliche Kritik.
Publiziert: 26.08.2023 um 19:41 Uhr
|
Aktualisiert: 27.08.2023 um 21:57 Uhr
1/5
Sie wehren sich gegen die Kürzung ihrer Renten-Zuschläge: René Müller (74), Kurt Hagmann (90), Marianne Woodtli (80) und Christian Tännler (79) (v.l.).
Foto: Thomas Meier

Das Solothurner Kernkraftwerk Gösgen ging gegen seine pensionierten Angestellten vor – und zog dabei alle Register. Nun bekam die Geschäftsleitung Ärger mit einem prominenten Verwaltungsrat: dem Solothurner Mitte-Ständerat Pirmin Bischof (64).

Hintergrund ist eine rechtliche Auseinandersetzung, die Blick Anfang Juli publik machte: Das Kraftwerk und dessen Hauptaktionärin Alpiq kürzten Hunderten pensionierten Angestellten die Teuerungszulagen zu ihren Renten.

200 Pensionäre wehren sich dagegen – einer konnte vor einigen Monaten vor Gericht einen ersten Erfolg verbuchen. Doch die Retourkutsche der Kraftwerk-Verantwortlichen folgte prompt: Sie wollten, dass die aufmüpfigen Rentner beim jährlichen Pensionierten-Ausflüg die Kosten selbst berappen.

Verwaltungsrat rügt Geschäftsleiter

Als Blick das Unternehmen konfrontierte, krebste die Geschäftsleitung zwar zurück. Doch Schelte von weiter oben gibt es jetzt trotzdem.

Pirmin Bischof, Solothurner Ständerat der Mitte und Kantonsvertreter im Verwaltungsrat des AKW Gösgen, der KKG, war empört. Was er im Blick-Artikel gelesen hat, macht ihn betroffen. «Es geht nicht an, dass man Leute so diskriminiert», sagte er auf Anfrage der «Solothurner Zeitung».

Dem Verwaltungsrat war der «unglückliche Entscheid» der Geschäftsleitung vor der Blick-Publikation gänzlich unbekannt. Bischoff kontaktierte den Geschäftsleiter und machte ihm klar: «Ich erwarte, dass alle Pensionierten gleichbehandelt werden, dies auch für künftige Ausflüge und rückwirkend für jene ab dem Jahr 2021.»

Fall wird weitergezogen

Wie es konkret weitergeht – und was das für den Ausflug aufs Brienzer Rothorn bedeutet – wollte man bei der AKW-Pressestelle auf Nachfrage nicht konkretisieren. Nur so viel: «Um eine tragfähige Lösung für die nächsten Jahre zu finden, wird das KKG das Gespräch mit der Pensionierten-Vereinigung suchen.»

Auch juristisch ist der Streit um die Teuerungszulagen wohl noch lange nicht ausgestanden: Nach der erstinstanzlichen Niederlage haben Kraftwerk und Alpiq angekündigt, den Fall vor die nächste Instanz zu ziehen. (bab)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?