Weniger Rente stört kaum
Sind wir bei der Altersvorsorge zu unbekümmert?

Dass die Renten künftig niedriger ausfallen werden, bezweifelt kaum jemand. Trotzdem scheint die Schweizer Bevölkerung hinsichtlich der Finanzierung des eigenen Pensionsalters tiefenentspannt zu sein. Das zumindest suggeriert eine Studie des VZ Vermögenszentrums.
Publiziert: 23.08.2023 um 14:13 Uhr
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In der Schweiz machen sich die wenigsten grosse Sorgen bezüglich der Finanzierung ihres Rentenalters.
Foto: Getty Images/Westend61

Das Renten-Niveau in der Schweiz sinkt. Der Rückgang der Erwerbstätigen im Verhältnis zu den Pensionierten ist eine Seite des Problems, dazu haben die Anlagerenditen der Pensionskassen in den letzten Jahren unter den niedrigen Zinssätzen gelitten.

Gehen die Schweizerinnen und Schweizer deswegen auf die Barrikaden? Mitnichten. Eine grosse Mehrheit glaubt laut einer Studie des VZ Vermögenszentrums immer noch daran, nach der Pensionierung ohne finanzielle Probleme leben zu können. 

Aktuell glaube eine grosse Mehrheit von 87 Prozent der Befragten, ihre Pensionierung problemlos finanzieren zu können. Gleichzeitig geben die Befragten mehrheitlich an, dass sich ihre Finanzsituation verbessert hat und dies auch in den kommenden 12 Monaten der Fall sein wird. 

Wird die Situation unterschätzt?

Damit unterschätzen sie die Situation aber vielleicht. Denn bei vielen Menschen dürfte sich eine grosse Einkommenslücke auftun, wenn sie in Pension gehen. Das ist eine Erkenntnis aus dem soeben publizierten «Pensionierungs-Barometer 2023».

Untersucht wurde dabei die Entwicklung der Renten aus AHV und Pensionskassen und das Vertrauen in das Vorsorgesystem. Der Pensionierungs-Barometer setzt sich aus drei Indizes zusammen: Vertrauens-, Erwartungs- und Rentenindex. 

Pensionskassen tragen weniger bei

Vor allem sinkende Leistungen der Pensionskassen durch tiefere Zinsen und fehlenden Inflationsausgleich fallen ins Gewicht. Seit 2002 sanken die Pensionskassenrenten um fast 41 Prozent. Denn da die Menschen immer älter werden, mussten die Pensionskassen ihre Umwandlungssätze senken. 

Die AHV-Rente kann diese Lücke trotz eines Rentenanstiegs um rund 19 Prozent in den letzten 20 Jahren nicht mehr füllen. Machte 2002 die AHV nur ein Drittel aus, ist deren Anteil mittlerweile auf fast die Hälfte der zu erwartenden Rente gestiegen.

Eigentlich sollten die Renten aus AHV und Pensionskasse zusammen 60 Prozent des letzten Salärs ersetzen – mittlerweile ist es aber deutlich weniger. Die grössten Einbussen erleiden dabei Erwerbstätige mit mittleren und hohen Einkommen, denn sie haben oft mehr in der Pensionskasse angespart.

In einem konkreten Beispiel habe die Rente eines Mannes mit einem Bruttoeinkommen von 100'000 Franken im Jahr 2002 zusammen aus AHV und Pensionskasse noch 62 Prozent des Lohns ausgemacht. Heute seien es nur noch knapp 53 Prozent.

Vertrauen sinkt

Auch wenn sich wenige für sich selber Sorgen machen: Das Zutrauen in die Altersvorsorge sinkt. Besonders die Pensionskassen haben an Vertrauen verloren. Nicht einmal jeder Dritte glaube, dass die Renten in Zukunft so sicher sein werden wie heute.

Zudem trübt sich das Bild der erwarteten Rente immer mehr ein. Heute gehe ein 55-jähriger, der 120'000 Franken verdient, bei seiner Pensionierung in zehn Jahren von einer Rente von rund 59'200 Franken aus. Die Erfahrung lasse aber vermuten, dass er dann deutlich weniger erhalten dürfte. (SDA/rae)

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