Patrick Jetzer (49) aus Dübendorf ZH engagiert sich tatkräftig gegen die Corona-Politik des Bundes. Er stellt grundsätzlich alles in Frage: die Wirksamkeit der Massnahmen, die Wirksamkeit der Masken, die schnelle Zulassung des Impfstoffs.
Seine Kritik richtet sich gegen die viel zu schnelle und aus seiner Sicht nicht reguläre Zulassung des Impfstoffs. Bei der Anti-Massnahmen-Demo Ende August auf dem Stadtzürcher Turbinenplatz, als auch die Komiker Marco Rima und Andreas Thiel viel kritisierte Auftritte hatten, war Jetzer Organisator und Moderator und gab später einigen Medien Interviews. Zudem hat er ein Buch verfasst, das bald darauf auf den Markt kam.
Das Problem: Er arbeitete damals noch bei Pfizer im Aussendienst. Die Firma liefert zusammen mit dem deutschen Startup Biontech den ersten Corona-Impfstoff – auch in die Schweiz. Prompt folgte Anfang September die Verwarnung vom Unternehmen – und kurz darauf die Entlassung. Ohne Abgangsentschädigung. Patrick Jetzer wurde per sofort freigestellt. Der gelernte Chemielaborant hatte nach eigenen Angaben zehn Jahre für Pfizer gearbeitet, zuletzt mit einem Pensum von 90 Prozent.
Unternehmen sah Treuepflicht verletzt
Heute, nach Ablauf der Kündigungsfrist, meldet sich Jetzer mit einer Medienmitteilung zu seiner Entlassung, kritisiert, dass er gefeuert wurde, «weil er das Recht auf freie Meinungsäusserung» wahrnahm.
Das sah das Unternehmen allerdings ganz anders. In der Verwarnung schrieb Pfizer an die Adresse Jetzers: «Es steht dir grundsätzlich frei, dich gegen Corona-Massnahmen des Bundes und der Kantone zu äussern und an Demonstrationen teilzunehmen. Du hast aber auch eine Treuepflicht gegenüber deinem Arbeitgeber und darfst insbesondere nichts tun, das Pfizer schädigen kann.» Zudem sei er als Aussendienstmitarbeiter die Visitenkarte des Unternehmens, müsse bei Ärzten und Kunden Glaubwürdigkeit verkörpern.
Mehr zu Corona-Skeptikern
Zudem hatte der Corona-Skeptiker öffentlich die mRNA-Technologie kritisiert. Pfizer schreibt in der Verwarnung: «Dir ist sicherlich bekannt, dass wir mit enormen Anstrengungen und Aufwand einen mRNA-Impfstoff entwickeln.»
Ein mögliches Fehlverhalten sieht Jetzer offenbar nicht ein. In seiner Medienmitteilung schreibt er: «Es stellt sich die Frage der missbräuchlichen Kündigung.» Er habe sich eine Anwältin genommen.
«Habe politische Prozesse kritisiert, nicht meinen Arbeitgeber»
Auf Anfrage von BLICK äusserte sich Jetzer zu seinem Rauswurf beim Pharmaunternehmen. «Ich ärgere mich nicht über die Entlassung selber, sondern darüber, dass man gefeuert wird, wenn man sich exponiert.» Er betont, dem Unternehmen nie geschadet zu haben. «Ich habe die politischen Prozesse kritisiert und nie meinen Arbeitgeber. Es war natürlich eine Politik, die Pfizer unternehmerisch entgegenkam, und in diesem Fall lagen die Firmeninteressen und meine Kritik sehr nahe beisammen. Aber ich habe vom Unternehmen schon erwartet, dass es diese scharfe Trennung machen kann.»
Als er begonnen habe, sich zu engagieren, war ihm ein möglicher Konflikt bewusst, aber nicht, dass es ihn seine Arbeitsstelle kosten könnte. «Ich rechnete nicht damit, dass Pfizer so schnell und so restriktiv reagieren würde. Ich hatte also zu Beginn nicht mit meiner Entlassung gerechnet – und als sie sich dann doch abzeichnete, war es ohnehin schon zu spät und das Buch bereits im Druck.»
Jetzer strebt Selbständigkeit im Edelmetallhandel an
Seit der Freistellung habe Patrick Jetzer sein politisches Engagement zeitlich intensiviert. «Zudem bin ich mich am Selbständigmachen im Edelmetallhandel. Ob ich die Politik beziehungsweise mein Engagement je zum Beruf machen werde, lasse ich noch offen, dazu habe ich noch keine konkreten Gedanken gefasst.»
Dass er bei klassischen chemisch-pharmazeutischen Unternehmen noch eine Anstellung bekommen könnte, hält er dagegen für kaum wahrscheinlich.
Pfizer wollte aus Datenschutz-Gründen keine Stellung nehmen.