Ob Corona, Influenza oder RSV – derzeit liegen viele Menschen in der Schweiz flach. Die Infektionskrankheiten breiten sich derzeit aus. Das zeigen auch die Zahlen: Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) meldete diese Woche einen deutlichen Anstieg bei den Konsultationen wegen grippaler Erkrankungen. Gleichzeitig melden Labors einen markanten Anstieg der positiven Influenza-Tests. Neben der Grippe lässt das RS-Virus, das Respiratorische Synzytial-Virus, die Kinderspitäler Alarm schlagen.
Die Folge: eine steigende Belastung des Gesundheitssystems. Das merken etwa auch die Arztpraxen, wie die «SonntagsZeitung» berichtet. «Seit drei bis vier Wochen sehen wir noch mal eine deutliche Zunahme akuter Atemwegsinfektionen», schreibt eine Sprecherin der Medbase AG, die mehrere Arztpraxen in der Schweiz betreibt. Man komme deswegen in den medizinischen Zentren inzwischen an die Grenzen. Auch beim Netzwerk Medix Zürich, das aus 62 Praxen besteht, bemerke man mehr Konsultationen wegen hartnäckigen Atemwegsinfekten. Derartige Infektionswellen habe es allerdings bereits vor Corona gegeben, erklärt ein ärztlicher Leiter des Netzwerks.
WHO und Seuchenbehörde sind alarmiert
Dass eine Dreifachwelle – bestehend aus Influenza, Corona und RSV – zu einem massiven Problem werden könnte, befürchten die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie die Seuchenbehörde ECDC. Sie warnten bereits wiederholt davor.
Vor allem scheint es so, als beginne die Influenza-Welle dieses Jahr besonders früh. «Wir müssen das ernst nehmen und vorbereitet sein», sagt Jan Fehr, Infektiologe von der Universität Zürich, gegenüber der «SonntagsZeitung». Das Gesundheitssystem sei bereits unter Druck, die Leute insbesondere in der Pflege ausgebrannt.
Der verfrühte Beginn der Grippewelle sei allerdings zu erwarten gewesen: Vor einem halben Jahr fing die Grippewelle auf der Südhalbkugel ebenfalls besonders früh und heftig an. Immerhin war sie auch wieder schnell vorbei.
«Wellen scheinen gestaffelt zu kommen»
Eine positive Entwicklung: Seit Ende November ist die RSV-Welle am Abklingen, wie Zahlen von Pädiatrie Schweiz belegen. So deutet die Situation darauf hin, dass die Befürchtung der WHO und ECDC nicht eintreffen würde. «Die drei Wellen scheinen gestaffelt zu kommen», sagt Infektiologe Fehr.
In Lauerstellung befindet sich Corona, wie ein Blick auf die stabilen Zahlen zeigt – die grosse Covid-19-Winterwelle lässt auf sich warten. Fehr ist verhalten optimistisch, dass diese Entwicklung anhält: «In den letzten beiden Jahren hatten wir zu dieser Jahreszeit noch nie eine solch gute Situation.» Grund zur Gelassenheit gebe es aber nicht. «Es ist noch nicht vorbei, die nächste Corona-Welle kann jederzeit kommen.» (bab)