Trotz Dreifach-Endemie sind sich Schweizer Experten einig
Maske ist sinnvoll, Tragepflicht nicht

Letztes Jahr gab es noch strenge Massnahmen. Insbesondere die Maskenpflicht. Inzwischen ist das nicht mehr so. Doch gerade jetzt scheinen Corona, Grippe und das RS-Virus zu grassieren.
Publiziert: 09.12.2022 um 09:02 Uhr
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Aktualisiert: 09.12.2022 um 11:19 Uhr
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Inzwischen ein Bild aus alten Tagen: Menschen tragen draussen eine Maske.
Foto: keystone-sda.ch
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Johannes HilligRedaktor News

Sie gehörte fast zwei Jahre zum Alltag. Inzwischen trägt so gut wie keiner mehr eine Maske. Warum auch, schliesslich scheint Corona kein Thema mehr zu sein. In Deutschland ist ein Mundschutz im öffentlichen Verkehr zwar noch Pflicht. Doch auch unser Nachbarland will die Massnahme bald abschaffen.

Erste Bundesländer haben bereits reagiert. Dabei sollten wir gerade jetzt wieder zur Maske greifen, raten Experten. So zum Beispiel Lothar Wieler (61), Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI). Sein Appell ist klar: Maske tragen, sich und andere schützen. Der RKI-Präsident geht davon aus, dass sich im Winter wieder mehr Menschen anstecken werden. Corona ist noch nicht vorbei.

Hinzu kommen weitere Krankheiten. Besonders die Grippe und das RS-Virus grassieren gerade hierzulande. Durch das RS-Virus sind die Schweizer Spitäler und Kinderarztpraxen am Anschlag. Mit den Corona-Massnahmen blieb eine derartige Welle aus.

Die Maske ist wichtig, aber nur eine Pflicht reicht nicht aus

Corona, Grippe, RS-Virus. Experten sprechen von einer «Dreifach-Endemie». Genau deswegen forderte Rochelle Walensky (53), Direktorin der US-Gesundheitsbehörde CDC, die Menschen anfangs Woche dazu auf, wieder einen Mundschutz zu tragen.

Auch Schweizer Experten sind sich einig: Die Maske ist sinnvoll. Für eine Tragepflicht gäbe es aber noch keinen Grund. «Eine allgemeine Maskenpflicht zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln wäre dann wieder angezeigt, wenn eine schwere Überlastung der Gesundheitsversorgung befürchtet werden müsste», sagt Thomas Steffen, ehemaliger Basler Kantonsarzt, zu Blick. Zurzeit ist das nicht der Fall.

Diese Woche meldete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) 397 neue Hospitalisationen. Zum Vergleich: Letztes Jahr waren es um die Zeit noch um die 900. Um eine neue Corona-Welle zu stoppen, würde ohnehin eine alleinige Maskenpflicht nicht ausreichen. Dann müssten weitere Massnahmen wiederbelebt werden. Wie zum Beispiel die Homeoffice-Pflicht bei Symptomen.

BAG empfiehlt die Maske

Dabei könnten das schon jetzt viele umsetzen: Wer krank ist, sollte zu Hause bleiben. Steffen: Das scheint «schon wieder in Vergessenheit zu geraten, wenn man sich gerade in Tram, Bus und Zug umhört. Wir neigen alle dazu, schnell wieder in den ‹alten Trott› zu verfallen.»

Umso sinnvoller sei es wieder, eine Maske aufzusetzen, wenn man mit dem Tram oder dem Bus fährt. Aber auch beim Einkaufen. Eben überall dort, wo viele Menschen zusammenkommen. Auch die Hygieneregeln, wie Hände waschen und Abstand halten, seien nach wie vor wichtig, um sich und andere zu schützen.

Das empfiehlt auch das BAG. «Für alle respiratorischen Infektionen gelten prinzipiell die gleichen Verhaltenstipps: gute Händehygiene, regelmässiges Lüften, gegebenenfalls Masken an stark frequentierten Orten tragen», sagt BAG-Sprecher Simon Ming zu Blick. In der derzeit bestehenden normalen Lage seien die Kantone für die Anordnung von Massnahmen zuständig, erklärt Ming. Auch wenn es sinnvoll ist, eine Pflicht ist derzeit in der Schweiz nicht geplant, wie mehrere Anfragen von Blick bei den zuständigen Gesundheitsdepartements zeigen.


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