Oberster Kantonsarzt Hauri rechnet nicht mit Rückkehr zur Maskenpflicht in der Schweiz
So sieht die Corona-Situation in den Nachbarländern aus

Corona hat seinen Schrecken verloren. Zumindest in der Schweiz und bei einigen unserer Nachbarn. Blick zeigt die Entwicklung im umliegenden Ausland.
Publiziert: 26.10.2022 um 19:40 Uhr
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Entspannt: Touristen beim Fotografieren auf der Rialto-Brücke in Venedig.
Foto: Bloomberg via Getty Images
Georg Nopper

In der Schweiz hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag bei der Meldung der wöchentlichen Corona-Zahlen erstmals seit Wochen wieder einen sinkenden Wert bei den Neuinfektionen vermeldet. Auch die Spitaleinweisungen nahmen im Vergleich zur Vorwoche ab. Der oberste Kantonsarzt Rudolf Hauri (62) erklärte daraufhin im Blick-Interview, er schliesse ein erneutes Ansteigen der Corona-Zahlen zwar nicht aus. Trotzdem rechne er nicht mit einer «Rückkehr zur Maskenpflicht an breiter Front».

Ähnlich wie in der Schweiz wurden die meisten Einschränkungen im Zusammenhang mit der Pandemie auch in vielen anderen europäischen Ländern nach und nach aufgehoben. Droht angesichts des hereinbrechenden Winters nun eine Rückkehr zu den Verhältnissen der vergangenen Jahre?

Italien

Angesichts der starken Betroffenheit zu Beginn der Pandemie galten in Italien lange die strengsten Massnahmen in der EU. Diese umfassten sogar Ausgangssperren und eine Maskentragpflicht im Freien. Für gewisse Teile der Bevölkerung galt vorübergehend eine Impfpflicht – jene, die sich weigerten, mussten eine Busse bezahlen.

Inzwischen sind Masken auch in Zügen und Bussen keine Pflicht mehr. Sie müssen nur noch in Spitälern getragen werden. Zudem gilt weiterhin eine Quarantänepflicht für Corona-Positive. Die Herbstwelle wurde zwar auch bei unseren südlichen Nachbarn registriert, aber sie ebbt bereits wieder ab. Eine Debatte über eine Verschärfung der Massnahmen findet nicht statt.

Frankreich

Das Land hat den Gesundheitsnotstand Ende Juli abgeschafft. Seither entfallen die Corona-Massnahmen. Die Auslastung der Intensivstationen gilt in Frankreich als einziges Kriterium, um allenfalls erneute Einschränkungen auf den Weg zu bringen. Trotz der Herbstwelle war dies bisher nicht mehr nötig – eine Überlastung der Intensivstationen zeichnet sich nicht ab.

Eine Maskenpflicht gibt es in Frankreich nur noch in Gesundheitseinrichtungen. Zwar erklärte sich die Regierung dazu bereit, eine Ausweitung auf andere Bereiche zu prüfen. Da die Infektionszahlen derzeit wieder sinken, wird es in absehbarer Zeit vermutlich jedoch keine generelle Maskenpflicht mehr geben.

Deutschland

Anders sieht die Situation in Deutschland aus. Zwar sinkt auch dort im Moment die Zahl der Neuinfektionen. Doch die Corona-Massnahmen wurden unter Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (59) bisher nur sehr zögerlich gelockert. In Deutschland blieb etwa die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr bis heute durchgehend in Kraft. Auch die Isolationspflicht für Infizierte – eine Massnahme, die in der Schweiz bereits seit dem 1. April nicht mehr gilt – wurde bisher nicht abgeschafft.

Lauterbach schwebt sogar eine erneute Verschärfung der Massnahmen vor: Wenn es nach ihm geht, sollen die Bundesländer spätestens im Winter wieder für sämtliche Innenräume eine Maskenpflicht einführen. Bereits jetzt ist klar, dass Bundesländer wie Bayern diesem Wunsch nicht ohne Weiteres nachkommen werden.

Österreich

Der Umgang mit der Corona-Krise hat in Österreich bereits zwei Gesundheitsministern den Job gekostet. Der aktuelle Amtsinhaber Johannes Rauch (63) geht deshalb weniger forsch zu Werke als seine Vorgänger. Eine vor seinem Amtsantritt eingeführte Impfpflicht zum Beispiel wurde unter seiner Federführung abgeschafft.

Eine steigende Auslastung der Spitäler sorgte in Österreich zuletzt für hitzige Debatten über eine Rückkehr der Maskenpflicht. Die Vorschrift besteht seit Juni nur noch im öffentlichen Nahverkehr in der Hauptstadt Wien. Auch die Isolationspflicht für Positive wurde aufgehoben. Infizierte ohne Symptome sind sogar verpflichtet, zur Arbeit zu gehen. Dafür dürfen sie auch Veranstaltungen besuchen. Einzige Vorschrift: Sie müssen eine FFP2-Maske tragen. Dass die Regierung die Corona-Schraube demnächst wieder anzieht, erscheint angesichts der neusten Corona-Zahlen als wenig wahrscheinlich: Mittlerweile gibt es nämlich nicht nur bei den Neuinfektionen, sondern auch bei der Auslastung der Spitäler eine Entspannung.

«Belastung in Spitälern ist hoch, neue Massnahmen aber nicht nötig»
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Oberster Kantonsarzt Hauri:«Belastung in Spitälern ist hoch, neue Massnahmen aber nicht nötig»
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