Zeitraffer zeigt Abbrüche am Bröckel-Berg bei Brienz
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Den Brienzern fehlt im Bergsturz-Exil der Schwatz mit den Nachbarn
«Die Hotline ist der neue Dorfplatz»

Die Hotline, bei der sich die Dorfbewohner melden können, verzeichnet zahlreiche Anrufe: Viele wollen ein bisschen plaudern.
Publiziert: 27.05.2023 um 19:02 Uhr
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Aktualisiert: 28.05.2023 um 09:13 Uhr
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Der Berg rutscht, aber er kommt nicht: Brienz GR bleibt weiterhin gesperrt.
Foto: keystone-sda.ch
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Camilla AlaborRedaktorin

Der Berg hält sich nicht an die Prognosen. Die Experten rechneten für Ende Mai mit einem grossen Felssturz oberhalb des Bergdorfs Brienz GR. Doch bisher fand er nicht statt. Derzeit rutscht der Berg mal schneller, mal langsamer als prognostiziert.

«Das Modell widerspiegelt offensichtlich nicht die Realität», sagt der Geologe Andreas Huwiler zu Blick TV. Das sei bemerkenswert, weil es seit drei Monaten die richtigen Bewegungen vorausgesagt habe. Seit zwei Wochen aber weiche die Realität vom Modell ab. Die Unsicherheit in der Vorhersage bestehe weiter, teilte die Gemeinde gestern Samstag mit.

Am Anfang waren es praktische Fragen

Für die Bewohner von Brienz heisst das: Ihr Exil zieht sich in die Länge. Noch dürfen sie nicht in ihre Häuser zurück – selbst ein Kurzbesuch von zwei Stunden, der diese Woche geplant war, musste abgesagt werden.

Umso eifriger nutzen sie die Hotline, die ihnen seit der Ankündigung der Evakuierung zur Verfügung steht. Bisher gingen laut Christian Gartmann (58) vom Gemeindeführungsstab Albula mehr als 200 Anrufe ein.

«Anfangs ging es oftmals um praktische Fragen», erzählt Gartmann. So wollten die Brienzerinnen etwa wissen, ob sie für die Dauer der Evakuierung die Heizung abstellen sollen. Wo sie ihre Möbel einlagern können. Ob die Versicherung einen Teil der Zügelkosten übernimmt.

Das Gespräch mit den Nachbarn fehlt

Doch inzwischen gehe es in vielen Gesprächen um die persönliche Situation der Betroffenen. «Die Leute wurden aus ihrem Umfeld herausgerissen», sagt Gartmann. «Viele wohnen jetzt alleine und suchen jemandem zum Reden.»

Manchen fehlten wohl die Gespräche mit den Nachbarn, meint Gartmann: «Die Hotline ist der neue Dorfplatz.» Im Führungsstab hatte man damit gerechnet: Die Hotline wird von einem Sozialarbeiter betreut.

Grosse Solidarität

Wie gross das Bedürfnis nach einem Schwatz ist, zeigte sich am Mittwoch auch an einer Info-Veranstaltung für die evakuierten Bewohner. «Die Leute kamen früh und blieben lange», erzählt Gartmann. Am selben Abend gab die Gemeinde überdies bekannt, dass jeder Haushalt mindestens 2500 Franken als finanzielle Soforthilfe bekommt. Damit sollen die Betroffenen wenigstens einen Teil der Auslagen für den unfreiwilligen Umzug decken können.

Gartmann stellt fest, die Solidarität mit den Bewohnerinnen des Bergdorfs sei weiterhin gross. Bereits mehr als 100 000 Franken an Spendengeldern seien zusammengekommen – von anderen Bündner Gemeinden, Unternehmen und Privaten. «Es kommen Beträge aus der halben Schweiz, sagt Gartmann, «das ist schön zu sehen.»

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